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Ein zerbrochener Planet, Schollen die im Äther treiben.
Maschinen mit Seelen und Menschen ohne Skrupel. Dampfkraft, groteske Maschinentechnik und übernatürliche Phänomene. 
Und über all dem eine geheimnisvolle Toteninsel, die die Welt der Lebenden heimsucht.

Eine verschwundene Kinderleiche, ein undurchsichtiger Chirug, der sich der Erforschung mechanischer Organe verschrieben hat, eine wiedergekehrte Seele, die sich seit Jahren der Festsetzung entzieht, und ein Herz aus Kupfer, das im Zentrum aller Geheimnisse zu stehen scheint - ein Fall, der den Januskoogener Bizarromanten Heinrich Lerchenwald und sein Leonardsbund-Team, den beseelten Maschinenmenschen Richard Hirschmann und die Tatortermittlerin Frau D, in ein Geflecht aus Lügen, Intrigen und Manipulationen reißt. Auf der Spur der vermissten Mädchenleiche und ihrem vermeintlichen Mörder stoßen die drei paranormalen Detektive auf ein Geheimlabor und einen entstellten Menschen-Maschine-Hybriden, der eine Beziehung zum ominösen Wunderheiler Dr. Presteau zu haben scheint. Frau D heftet sich an die Fersen des Arztes, während Heinrich eine eigene Agenda verfolgt, die ihn immer weiter vom eigentlichen Fall wegführt ...

 

Steam Noir Das Kupferherz 

Autor: Verena Klinke
Illustration: Felix Mertikat
Verlag: Cross Cult
Erschienen: Juni 2012
ISBN: 978-3-86425-038-5
Seitenzahl: 62 Seiten
Altersgruppe:  ab 14 Jahre (Empfehlung des Rezensenten)

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Die Grundidee der Handlung
Nahtlos setzt sich die Geschichte um den Bizarromanten Heinrich Lerchenwald und seine loyalen Partner Frau D und Richard Hirschmann im zweiten Band der Serie fort. Zunächst gibt es einen kurzen Prolog, der den Ereignissen ein wenig vorgreift, dann wird die Story exakt dort angesetzt, wo sie im Vorgängeralbum endete, und zwar im Hause des geheimnisumwitterten Wunderheilers Dr. Presteau. Dort treffen Frau D und Heinrich Lerchenwald auf die Seele von Leander, der die Party heimlich beobachtet. Frau D versucht ihn zu verfolgen, doch er entkommt mit spielender Leichtigkeit. In den nachfolgenden Tagen überschlagen sich die Ereignisse und Heinrich Lerchenwald beginnt auf sehr drastische Weise zu begreifen, welch grausame Waffe er dem Leonardsbund an die Hand gegeben hat. Eine Waffe, deren Herstellung nur durch seine Forschungen ermöglicht wurde. Er hatte jedoch keine Waffen im Sinn, als er voller Eifer das Wesen der Seelen erforschte.

Im zweiten Band wird die Geschichte deutlich vielschichtiger. Alle Gruppierungen, die in den Handlungen gegeneinander agieren, werden vorgestellt. Dabei wird klar, dass Lerchenwald zwar ein wichtiger Mann im Leonardsbund war, der Bund sich jedoch inzwischen von ihm abgewendet hat und ganz eigene Interessen verfolgt. Der einstmals wichtige Mitarbeiter wird zunehmend lästig, so dass man sich seiner zu entledigen versucht. Auch grafisch hat sich einiges verändert. Die Panel wirken nun noch eindrucksvoller und machen die Geschichte zu einem wahren Augenschmaus.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Bei Steam Noir hat sich eine Menge getan. Benjamin Schreuder als Szenerist ist ausgestiegen und Verena Klinke hat die Autorenrolle übernommen. Da sie das Projekt von Anfang an als Lektorin betreut hat, merkt man überhaupt nicht, das nun eine andere Person das Schreiben der Story übernommen hat. Mit Jakob Eirich ist ein weiterer zum Team dazu gestoßen. Er kümmert sich um die Kolorierung, die durch ihn deutlich an Ausdruckskraft zugelegt hat.

Die Linienführung von Felix Merikat ist sichtbar klarer und sicherer geworden. Bereits bekannte Stilelemente der Welt von Steam Noir werden immer wieder aufgegriffen und sorgen für die Kontinuität. Gleichzeitig kommen neue Charaktere, Maschinen und Gerätschaften hinzu, die die Welt zusätzlich bereichern. Insgesamt wirken die Panels ein ganzes Stück klarer, vor allem aber sind die Darstellungen nun deutlich plastischer. Dieser immense Sprung in der Räumlichkeit der Zeichnungen ist vor allem der aufwendigen Kolorierung geschuldet.

Hier kommt Jakob Eirich, als neuer Mann an den Töpfen, ins Spiel. Er sorgt für einen beeindruckenden Unschärfe-Effekt, der die Hintergründe deutlich von den sehr scharf umrissenen Figuren im Vordergrund abhebt. Das verleiht den Zeichnungen sehr viel Tiefe und obwohl die Hintergründe eher wenige Details aufweisen, wirken die Panels dennoch sehr ansprechend. Die Farbwahl ist nach wie vor von sehr vielen Brauntönen geprägt, diese verleihen der Geschichte einen düster-morbiden Ausdruck, der das Universum von Steam Noir entscheidend prägt.

Ein besonderes Highlight des zweiten Bandes sind die Kostüme und Kleider der Figuren. Diese wurden zusammen mit der Berliner Modedesignerin Sammy the Scissors entworfen. Sie hat sich mit ihrem Label „Redcat 7“ der Mode der Vorkriegsjahre, sowie der Burlesque-Shows der 1930´er-50´er Jahre, verschrieben. Mit ihren Entwürfen zählt sie zu den aufregendsten Modeerscheinungen der letzten Zeit. Eine solche Kooperation hat es bisher noch nicht gegeben und schon jetzt ist zum Abschluss der Serie eine fantastische Steampunk Modenschau á la STEAM NOIR geplant. Ganz nebenbei fließen diese Dinge mit in die Gestaltung der Figuren ein und sorgen für den ungeheuer stimmigen Look der Panels. Es ist wirklich erstaunlich, wie viele Rädchen hier ineinander greifen, um das große Ganze am Ende zu ermöglichen.


Aufmachung des Comics
Auch der zweite Band von Steam Noir ist in Sachen Ausstattung, Verarbeitung und Optik wieder eine echte Augenweide. Dermaßen sorgfältig verarbeitete Comics sind eine Seltenheit. Schon alleine der Einband dieses Hardcover-Buches verströmt eine unvergleichliche Haptik, denn die gesamte Oberfläche wurde mit einer lederartigen Textur versehen. In Kombination mit dem nostalgisch gestalten Covermotiv, ergibt dies einen wunderschönen und sehr stimmigen Look. Im Innern setzt sich diese Opulenz dann fort. Die Seiten sind aus dickem, matt glänzendem Papier mit einer unglaublich schönen Oberfläche, die einen samtigen Schimmer hat.

Das Ganze wird abgerundet mit umfangreichem Bonusmaterial. Auf insgesamt 11 Seiten gibt es ein Interview mit der Autorin, einen Bericht über den Ursprung der Bekleidung in Steam Noir, viele Skizzen aus der Entstehungsphase des Comics, sowie einige ganzseitige Zeichnungen von Fans der Serie.

Einen Wermutstropfen gibt es dann aber doch. Die Farben wirken etwas vergraut. Eine klarere und vor allem kontrastreichere Farbwiedergabe würde den wunderschönen Panels sehr gut tun. Ob dies am Druck liegt, oder eventuell so gewollt ist, um den düster-morbiden Charakter der Bilder zu unterstreichen, kann ich nicht beurteilen. Die Leseprobe auf der Webseite des Verlages zeigt allerdings deutlich brillantere Bilder.


Fazit
Steam Noir - Das Kupferherz ist eine mit viel Sorgfalt inszenierte Geschichte, die sehr atmosphärisch in Szene gesetzt ist. Schnell zieht sie den Leser in ihren Bann und lässt ihn nicht mehr los. Zugreifen lohnt sich auf jeden Fall.


4 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Steam Noir - Das Kupferherz

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