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Breslau, 1937. In einem heruntergekommenen Hotel wird eine junge Frau ermordet aufgefunden. Voller Abneigung gegen Gestapo-Intrigen und Faschisten an der Macht, verfolgt Abwehroffizier Eberhard Mock unermüdlich die Spur des Täters, kann ihn aber nicht dingfest machen. Als er zwei Jahre später zusammen mit Kommissar Popielski in Lemberg ein Ungeheuer jagt, das wie der Mythologische Minotaurus Jungfrauen tötet, kommt ihm sein früherer Fall wieder in den Sinn.

 

Finsternis in Breslau 

Originaltitel: Głowa Minotaura
Autor: Marek Krajewski
Übersetzer: Paulina Schulz
Verlag: dtv
Erschienen: 2012
ISBN: 978-3-423-21347-9
Seitenzahl: 347 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Der Polnische Kommissar Popielski wird Mai '39 zu einem bestialischen Kindermord beordert. Doch anstatt zu ermitteln legt er seinen Dienst nieder. Seiner Cousine verrät er die Gründe, die mit einer gemeinsamen Ermittlung der Deutschen Abwehr in Form von Eberhard Mock 1937 zusammen hängen. Damals trieb der Minotaurus - ein Ungeheuer, das Jungfrauen entehrt und bestialisch ermordet hat - in Breslau und Lemberg sein Unwesen. Gemeinsam mit Mock versuchte er hinter das Geheimnis des Minotaurus zu kommen. Doch als seine 17jährige Tochter selbst in die Fänge des Ungeheuers geriet, rutschte Popielski ab. Die Angst um seine Tochter ließ ihn fast ohnmächtig werden und nur unter größter Anstrengung und mit Hilfe seines Freundes Mock konnte er sich wieder Fangen, um zum Theseus zu werden.

Wie auch bei den anderen Büchern der Serie versetzt uns der Autor in die Zwischenkriegsjahre und präsentiert uns auf perfekte Weise eine Milleau-Studie dieser Zeit.


Stil und Sprache
Der Autor, Marek Krajewski, hat eigentlich mit Festung Breslau seinen Antihelden Mock bereits in Rente geschickt, weshalb der neue Fall auch in den Jahren unmittelbar vor dem Krieg und somit vor Festung Breslau spielt. Diesmal rückt er aber nicht nur Eberhard Mock, sondern vor allem seinen polnischen Kollegen Edward Popielski ins Rampenlicht, wobei es eher wieder um die Schattenseiten des Lebens geht. Mit direkten, ungeschönten Worten beschreibt der Autor die vielen, Teils schrecklichen Szenen in Breslau und Lemberg. Er lässt dabei keine Details weg, so dass dem Leser klare Bilder zu den Szenen erscheinen. Ganz klar nichts für schwache Nerven. Umherspritzender Eiter, Blut, Fleischfetzen und hervorquellende Gedärme sind keine Seltenheit und passen sich nahtlos an die Vorgängerbücher an. Die Welt der Zwischenkriegsjahre ist in all ihrer Schrecklichkeit dargestellt und erwartet den Leser nicht nur mit faschistischen Parolen, sondern eben auch mit der allgegenwärtigen Gewalt und der Abgestumpftheit der Protagonisten.

Der Autor lässt als erstes Popielski auf die Bühne treten und seine Dienstaufgabe 1939 erzählen, die am Ende zu seiner Pensionierung führte, ihn aber auch mit Mock zusammenbrachte. Nach und nach wird von den Ermittlungen im Fall des Minotaurus berichtet, die 1937 mit einem bestialischen Mord beginnen und eben 1939 in Lemberg enden. Die Orte und Szenen sind sehr bildhaft und detailreich beschrieben und lassen ein wahres Kopfkino ablaufen. Durch die direkte, nichts verschönigende Art würde ich hier schon fast von einem Thriller und nicht mehr 'nur' von einem Krimi reden.


Figuren
Eberhard Mock ist in die Jahre gekommen, was für ihn bedeutet, dass er ruhiger und überlegter vorgeht. Sein altes Laster, den Alkohol, hat er hinter sich gelassen und selbst die vielen Orgien mit jungen hübschen Frauen sind nicht mehr so zahlreich. Wegen seines Hasses auf das neue Faschistische Regime ist er von der Polizei zur Abwehr gewechselt, um dort nicht ständig Handlanger der Gestapo zu sein. Doch eine Länderübergreifende Mordserie holt ihn in seinen angestammten Beruf zurück. Auch wenn er diesmal nicht im Mittelpunkt steht, überzeugt er wieder mit seinen fast schon penetranten Methoden, bei denen seine Gegner nichts zu Lachen haben.
Sein polnisches Pendant, Edward Popielski, könnte fast schon Mocks Bruder sein. Er geht in ähnlicher Art und Weise seine Ermittlungen an und auch er schreckt nicht vor unlauteren Mitteln zurück. Sein großer Schwachpunkt ist seine gluckenhafte Liebe zu seiner Tochter Rita, die er vor allem Übel beschützen will, was ihn am Ende fast in den Wahnsinn treibt.

Beide Ermittler zeigen fast schon heldenhafte Stärke aber eben auch viele Schwächen, was sie trotz der Umstände beinahe sympathisch macht. Das Böse hingegen ist an Bestialität nicht zu überbieten. Der Leser ist dies bei Mocks Ermittlungen zwar schon gewohnt, aber die Schilderungen der Leichen oder Tathergänge ist nichts für schwache Nerven. Ohne Skrupel oder Gewissen setzt der Täter sein Treiben durch und hinterlässt dabei eine schreckliche Spur.

Alle Figuren sind sehr gut aufeinander abgestimmt und passen nahtlos in das Milleau-Bild des Autors. Hier gibt es quasi nur Schwarze Charaktere, die vielleicht ab und zu einen Grauen Ansatz zeigen.

Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch passt perfekt in die bereits mit fünf Bänden erschienene Serie. Wie auch bei allen anderen Büchern ziert das Cover ein Gemälde von Juarez Machado. Bei ‚Finsternis in Breslau’ ist es ‚Vin et philosophie à la carte’. Gezeigt wird ein Paar aus den Zwischenkriegsjahren, welches sitzend einen Aperitif zu sich nimmt. Die Qualität ist Taschenbuch-üblich.


Fazit
Ein weiterer spannungsgeladener Fall aus der Serie um Eberhard Mock, bei dem diesmal nicht nur Mock im Focus steht. Nichts für schwache Nerven.


4 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Fall 1: 'Tod in Breslau'
Fall 2: 'Der Kalenderblattmörder'
Fall 3: 'Gespenster in Breslau'
Fall 4: 'Festung Breslau'
Fall 5: 'Pest in Breslau'

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