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Kategorie: Krimis

Im malerischen Künstlerdorf Pont Aven wird an einem heißen Julimorgen der Besitzer des berühmtesten Hotels am Platz brutal erstochen aufgefunden. Kommissar Dupin, eingefleischter Pariser und zwangsversetzt ans Ende der Welt, übernimmt den Fall und stößt in der bretonischen Sommeridylle auf ungeahnte Abgründe …

Ein fesselnder Kriminalroman, durchzogen von hintergründigem Humor und so wunderbar stimmungsvoll, dass man sofort selbst durch die engen Gassen des Dorfes flanieren und die salzige Atlantikluft riechen möchte. Eine Krimisternstunde – nicht nur für Frankreichfans!

 

Bretonische Verhaeltnisse 

Autor: Jean-Luc Bannalec
Verlag: KiWi
Erschienen: 03/2012
ISBN: 978-3462044065
Seitenzahl: 304 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Wenn ein Klappentext schon voll des Lobes ist und den Debütroman eines vollkommen unbekannten Autors in den Himmel hebt, bin ich ja grundsätzlich misstrauisch und vorsichtig, was meine eigene Einschätzung eines Buches angeht. In diesem Fall ist außerdem auffällig, dass es sich bei „Jean-Luc Bannalec“ um ein Pseudonym handelt und über den wahren Urheber des Romans zwar wild spekuliert wird, im Endeffekt aber seine Identität nach wie vor unklar ist. Das nur vorab, damit man den folgenden Text vor dem richtigen Hintergrund betrachten kann.

Die Geschichte, die hinter Bretonische Verhältnisse steckt, ist clever konstruiert, mit einigen überraschenden Wendungen und einem an Agatha-Christie-Romane erinnernden Ende. Überhaupt hat die Story viele klassische Elemente: ein fast völlig allein agierender Kommissar löst den Fall überwiegend mit peniblen Verhören der Beteiligten und waghalsigen Schlussfolgerungen, die sich dann aber als völlig logisch erweisen. So ein gemächlich aufgebauter Krimi bildet – in meinen Augen – einen angenehmen Gegenpol zu den momentan aktuellen Thrillern, die immer brutaler und blutiger werden, deren Motive immer abgedrehter und perverser erscheinen. Hier hat man etwas Handfestes: eine klassische Mordgeschichte mit nicht allzu vielen Verdächtigen, viel Atmosphäre drumherum und einer einfallsreichen Hintergrundgeschichte. Punkt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.


Stil und Sprache
Wie schon erwähnt, spielt die spezielle Umgebung der bretonischen Küste eine große Rolle in diesem Krimi. Der Autor spart nicht mit Details, schildert sehr intensiv die einzigartigen Licht- und Wetterverhältnisse in der Bretagne und schafft so binnen weniger Seiten eine derart intensive Atmosphäre, dass man als Leser spontan seinen nächsten Urlaub in Pont Aven verbringen möchte. Das gelingt ihm seltsamerweise trotz der über weite Strecken sehr einfach gehaltenen Sprache mit kurzen Sätzen und manchmal etwas verdrehter Satzstellung. Auch die Dialoge sind nicht immer realitätsnah verfasst, sondern wirken gelegentlich doch etwas „angestaubt“ und leicht gestelzt. Einige so gar nicht zum üblichen Sprachgebrauch gehörende Worte verstärken diesen Eindruck noch („ridikül“, „stupend“) und sollen möglicherweise den Eindruck erwecken, das Buch sei aus dem Französischen übersetzt.

Spannung ist natürlich wichtig bei einem Krimi und dementsprechend fehlt sie auch hier nicht, auch wenn gerade zu Anfang die Handlung nicht so schnell vorankommt, wie es wünschenswert wäre. Aber auch das erinnert wieder an klassische Krimis, dieses langsame, umständliche Aufbauen, das Auftreten der beteiligten Personen und natürlich des Hauptdarstellers. Für ungeduldige Leser ist das sicher ungewohnt, aber es lohnt sich auf jeden Fall, sich ganz auf die Geschichte einzulassen und sie mit Muße zu verfolgen.


Figuren
Auch was die Hauptfigur dieses Krimis angeht, bedient sich Jean-Luc Bannalec in der Klassik, Dupin war nämlich auch der Name des Urvaters der modernen Ermittler, der Hauptfigur in Edgar Allen Poes „Der Doppelmord in der Rue Morgue“. Wohl kaum ein Zufall … Dieser neue Kommissar Dupin jedenfalls zeigt sich als eigenbrötlerischer, egozentrischer Polizist mit dem Hang, alles selbst tun zu müssen. Seine Untergebenen informiert er nur, wenn es sich nicht vermeiden lässt, und auch bei Zeugen und Verdächtigen kommt er nicht unbedingt gut an. Trotzdem wirkt er mit seinem staubtrockenen Humor auf seine Art sympathisch und birgt sicher Potential für weitere spannende Fälle.

Die Nebenfiguren haben deutlich weniger Profil und wirken teilweise etwas farblos, besonders Dupins Kollegen tauchen nur gelegentlich schattenhaft auf und direkt wieder unter, wenn dieser in seiner unnachahmlichen Art ein Telefonat mit ihnen abrupt beendet. Ein Highlight setzt allerdings Marie Morgane Cassel, die Kunstexpertin, die Dupin zum Fall hinzuziehen lässt und in die er sich ein bisschen verguckt. Aber da muss man abwarten, ob aus den beiden noch etwas wird.


Aufmachung des Buches
Das in Klappbroschur ausgeführte Taschenbuch zeigt auf dem Cover einen bretonischen Küstenabschnitt, die Häuser stehen dicht an einer Promenade, an der sich die Wellen brechen. In den Umschlaginnenseiten befindet sich eine Karte Frankreichs mit einem vergrößerten Ausschnitt der Gegend rund um Pont Aven. Innen gibt es nur vier große Abschnitte, die nach Tagen unterteilt sind, weitere Kapiteleinteilungen fehlen.


Fazit
Wer immer schon einmal die Bretagne besuchen wollte, wird es nach der Lektüre dieses stimmungsvollen Krimis sicher tun, alle anderen können einen klassisch aufgebauten, leicht zu lesenden Fall zum Beispiel als Urlaubslektüre genießen. Ein gelungener Auftakt!


3 5 Sterne


Hinweise
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