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Zwanzig Jahre Aufbau Ost – was ist vergangen, was ist entstanden? Was bleibt und was wächst jenseits von Trabi-Rallyes und Pittiplatsch? Claudia Rusch hat sich zwischen Zinnowitz und Zwickau auf Spurensuche gemacht: Nach einer Vergangenheit, die in die Gegenwart reicht, und nach einer Zukunft, die Aufbruch und Aufbau bedeutet. Sie hat Geschichten aufgeschrieben, die ohne Klischees, voller Wärme und mit klarem Blick von einem Land und seinen Menschen erzählen, das seit zwanzig Jahren unterwegs ist in eine neue Realität.

„Was für eine ermutigende Lektüre! Claudia Rusch erzählt in vielen kleinen Geschichten ihr eigenes Leben und für den Leser erschließt sich die Geschichte unseres Landes. Dieses Buch öffnet das Blickfeld und zugleich die Herzen der Leser.“ Frank-Walter Steinmeier

 

  Autor: Claudia Rusch
Verlag: S. Fischer
Erschienen: 2009
ISBN: 978-3-100-66063-3
Seitenzahl: 192 Seiten 


Stil und Sprache
Claudia Rusch kann hervorragend schreiben – und sie kennt zahllose Geschichten. Auf diese doppelt geglückte Fügung trifft man leider selten. Entweder jemand kann schreiben, hat aber nichts zu sagen, oder man weiß was zu erzählen, kann es aber nicht richtig rüberbringen. Hier ist das zum Glück nicht so! Ich habe das Buch in einem Zug durchgelesen. Von der ersten bis zur letzten Seite. Ich habe gelacht und geschluckt, habe vieles wieder erkannt (ich komme zwar nicht aus der ehemaligen DDR, habe aber einige Bekannte aus Sachsen) und eine Menge Neues erfahren.
15 Geschichten enthält der Band, jede einzelne nimmt Bezug auf einen Bezirk – von Rostock bis Zwickau. Und jede Geschichte ist für sich ein Juwel. Rusch spürt einem Land und seinen Menschen nach. Sie begibt sich auf eine Reise zu sich selbst und zu vielen Unbekannten, die sie auf ihrem Weg kennenlernt. Allein schon die Geschichte ihrer Familie gäbe schon Stoff für mehrere Bücher. Das Schicksal ihres Großvaters, der in einem Rostocker Gefängnis nach 7-monatiger Einzelhaft verstirbt. Der Vater, der im Rahmen seines Wehrdienstes wider Willen an der innerdeutschen Grenze stationiert wird und noch viele Jahre später resümiert: „Es war keine schöne Zeit. Wirklich nicht.“
Auf der anderen Seite erzählt die junge Autorin auch Episoden, die zu unterhaltsam sind. Da geht es zum Beispiel um das raue Ost-Klopapier, das auch den „letzten Arsch noch rot“ färben sollte. Es kommen Glücksritter (z.B. der ehemalige Volkspolizist, der gleich 2x im Lotto gewinnt) und Pechvögel vor. Das Leben dieser ganz normalen Menschen wird so lebendig geschildert, dass es wirklich eine Freude ist, das Buch zu lesen.


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Die Tatsache, dass Rusch das Wissen nicht theoretisch-trocken, sondern anhand lebendiger Geschichten aus dem Leben unterschiedlichster Menschen vermittelt, macht die Lektüre zu einem spannenden Streifzug durch die (ehemalige) DDR. Sehr gut verständlich und nachvollziehbar weiß Rusch eine Menge Inhalte zu vermitteln, die als reines Faktenwissen sicher nicht so „hängen geblieben“ wären. Gerade deshalb fände ich es wichtig, dass das Buch auch möglichst viele junge Leser erreicht. Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene von heute wissen meist viel zu wenig über das Thema. Dieses Buch hat das Potenzial, diesen Umstand zu ändern. Ich wünsche „Aufbau Ost“ von ganzem Herzen viele Leser, denn es ist ein wichtiges Buch, das ein wichtiges und spannendes Thema in äußerst gelungener Weise aufgreift.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist fest gebunden und mit einem Schutzumschlag versehen. Das Cover ist relativ einfach gestaltet. Es zeigt ein Baustellenschild mit Arbeitern, die an „Deutschland“ arbeiten: Symbol für den Aufbau Ost. Im Buch selbst sind keine Abbildungen enthalten. Macht aber nichts, denn die Sprache der Autorin evoziert eindrucksvollere Bilder, als dies rein visuelle Darstellungen ermöglichen könnten. Das Buch hat mich auch nicht so sehr wegen der Umschlaggestaltung angesprochen, sondern aufgrund der persönlichen Empfehlung einer Bekannten – und nicht zuletzt wurde es von einer Autorin verfasst, die bereits mit „Meine freie deutsche Jugend“ ein hervorragendes Debüt hingelegt hatte.


Fazit
Ich war von dem Buch rundum begeistert. Obwohl ich eigentlich schon relativ viel über die DDR wusste, konnte ich noch viel Neues erfahren. Die lebensweltnahen Geschichten machen die Lektüre darüber hinaus zu einem ungeahnten Lesegenuss. Sehr zu empfehlen!



Hinweise
Rezension von Sigrid Grün
Herzlichen Dank an den S. Fischer-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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