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"Das Kind im Wasser schreit nicht mehr. Sie genießt die Stille. Aber das Schreien hallt nach."
Eine verstörte Frau. Ein ermordeter Arzt. Eine tote Mutter. Und eine junge Kriminalpsychologin im tödlichen Strudel aus Leid und Hass.

 

Schrei unter Wasser 

Originaltitel: Skrig under vand
Autor: Jeanette Øbro/Ole Tornbjerg
Übersetzer: Patrick Zöller
Verlag: Fischer
Erschienen: 15. Mai 2012
ISBN: 978-3-596-19317-2
Seitenzahl: 448 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Ein angesehener Arzt wird ermordet in seinem eigenen Garten aufgefunden. Direkt wird Katrine Wraa, die quasi gerade erst wieder in Dänemark gelandet ist, ins kalte Wasser geworfen und diesem Fall zugeteilt. Eigentlich soll sie als Psychologin einer neuen Einheit bei der Polizei beitreten, da diese jedoch noch nicht "in Betrieb" ist, unterstützt sie zunächst die Mordkommission. Mit ihrem dortigen Partner Jens hat sie es ganz gut getroffen, die meisten anderen stehen ihr allerdings mehr als skeptisch gegenüber. Vor allem als sich immer mehr herauskristallisiert, dass Katrine keineswegs vorhat, sich im Hintergrund zu halten, sondern an vorderster Front kämpft. So muss sie sich jetzt sowohl mit den Kollegen als auch mit Opfern und Tätern herumschlagen, gar nicht so einfach, dabei den Überblick zu behalten. Schnell kann es zu Unaufmerksamkeiten kommen und eher als man denkt ist man selber im Visier des Täters ...

Ein Mord, der zunächst klar erscheint, viele Geheimnisse, die das Gesamtbild gewaltig ins Wanken bringen und mittendrin eine junge Psychologin, die kein Klischee zu erfüllen scheint, diese Punkte machen "Schrei unter Wasser" aus. Eine gelungene Mischung, die das Autorenehepaar hier abliefert. Erschütternd, geheimnisvoll und faszinierend zugleich, man weiß gar nicht, welches Gefühl eigentlich überwiegt. Der Sog, den die Geschichte auf den Leser ausübt ist unglaublich und hält auch nach dem Lesen noch an.


Stil und Sprache
Erzählt wird die Geschichte aus der beobachtenden Perspektive, wobei man genauer sagen sollte, dass es sich eine Zeit lang um zwei Geschichten handelt. Eine gegenwärtige, um die es sich in der Hauptsache dreht und eine vergangene. Um diese beiden voneinander abzugrenzen, ist der Handlungsstrang aus der Vergangenheit kursiv gedruckt, wodurch er sich sogleich vom Rest abhebt. Schnell ist klar, dass diese Erzählung auch etwas mit der Gegenwart zu tun hat, aber lange Zeit bekommt man keinen richtigen Zusammenhang, weshalb man sie als eigenständig betrachtet.

Es gibt keine einzelnen Kapitel in dem Sinne. Um Abgrenzungen zu schaffen, arbeiten die Autoren mit Absätzen und Sternchen, wodurch deutlich wird, dass nun ein neuer Abschnitt beginnt. So kommt es zwar zu einer sehr kurzen Verschnaufpause, dennoch wird der Lesefluss nicht sehr unterbrochen. Man bleibt also direkt im Thema und kann dem Geschehen weiter gut folgen. Das liegt zudem an dem sehr flüssigen Schreibstil, der der Geschichte zugrunde liegt und den Leser schnell zu fesseln vermag.

Es gibt einen klaren Spannungsbogen, der beinahe schon etwas zu sehr vorhersehbar ist. Hier hat man teilweise das Gefühl, dass nach Lehrbuch gearbeitet wurde was Spannungsaufbau, Höhepunkt und dergleichen angeht. Die Ereignisse an sich sind meist überraschend, die Zeitpunkte jedoch, zu denen sie stattfinden, kann man oft ziemlich genau vorhersagen. Dies ist aber nur ein kleines Manko, das wichtigste ist zunächst, dass überhaupt Spannung hergestellt und auch beibehalten wird. Und das ist durchgängig der Fall. Es gibt keine Flauten während der Erzählung, so dass es gar nicht möglich ist, Langeweile aufkommen zu lassen.


Figuren
Katrine Wraa ist Psychologin und nach einiger Zeit in England kehrt sie nun nach Dänemark, in ihr Heimatland, zurück. Ihr ist ganz schön mulmig zumute, da sie schlimme Dinge in Dänemark erlebt hat, weshalb sie auch regelrecht geflüchtet ist. Das neue Jobangebot jedoch will sie sich nicht entgehen lassen, es könnte eine große Chance sein. Katrine ist als Charakter noch nicht ganz klar strukturiert, es ist aber nicht ersichtlich, ob dies nun gewollt ist oder nicht. Möglich wäre es, da dies der erste Band mit ihr ist, um sie in Folgebänden weiter formen zu können. Doch auch wenn sich noch kein klares Muster ihrer Person ergibt, hat sie schon alle Sympathien auf ihrer Seite. Ganz einfach aus dem Grund, da sie sich gegen einige Männer durchsetzen muss, die ihr feindlich gesinnt gegenüberstehen, als Frau muss man daher schon aus Prinzip zu ihr halten und sie unterstützen. Sie scheint sich aber auch alleine ganz gut behaupten zu können, was ihr nicht unbedingt mehr Chancen bei den Kollegen einbringt, sondern sie noch mehr zum Außenseiter macht. Einzig mit ihrem Kollegen Jens versteht sie sich sehr gut, er steht hinter ihr und ihrer Arbeit. Natürlich sind auch die beiden nicht immer einer Meinung, aber es gibt nichts, was man nicht ausdiskutieren könnte, ohne dass es gleich zu einem Revierkampf kommt.

Wie meist üblich, wenn es sich um eine Auftaktband einer neuen Reihe handelt, wird auch hier viel Wert darauf gelegt, die Hauptpersonen ziemlich detailliert darzustellen und tiefgründig zu beleuchten. So wird ziemlich viel in der Vergangenheit herumgestochert, so dass man einen umfassenden Einblick in das bisherige Leben der betreffenden Person erhält. Dies gilt natürlich hauptsächlich für solche Figuren, die auch in den nächsten Bänden wieder auftauchen werden. Diejenigen, die nur in diesem Fall eine Rolle spielen, werden weniger detailreich ausgestattet, dennoch ist das Bild von ihnen nicht minder umfangreich. Es bleibt nur etwas oberflächlicher in der Ausführung.

Es wird auf jeden Fall deutlich, dass da noch einiges in den Personen steckt, das erst mit der Zeit in Erfahrung gebracht werden wird. Sonst wäre es auch schwer möglich, eine vernünftige Weiterentwicklung anzustreben, wenn schon jetzt wirklich alles bekannt wäre.


Aufmachung des Buches
Bei diesem Taschenbuch aus dem Fischer Verlag fällt sofort die neonorange Schrift auf, in der sich der Titel mitten über das Cover erstreckt. Viel mehr gibt es auch gar nicht zu betrachten, damit das Titelbild nicht zu überladen aussieht. Am unteren Rand erkennt man das Wasser, am oberen ein paar rote Haarsträhnen. Ob die Person, der diese gehören, sich schon unter Wasser befindet, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Gerade durch die auffallende Schrift wirkt das Buch sofort wie ein Magnet. Fast kann man schon allein dadurch spüren, wie spannungsgeladen der Inhalt ist, über den man sich am liebsten sofort hermachen würde.


Fazit
Ein gelungener Auftakt und ein großartiges Buch, das absolut zu empfehlen ist. Von Katrine Wraa wird man sicherlich noch einiges Lesen und sie durch weitere spannende Fälle begleiten.


4 5 Sterne


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