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Sie kommen aus Holland, England, Deutschland und Italien – vier Familien, deren Schicksalsfäden eng mit der aufregenden Geschichte New Yorks verwoben sind. In einem neuen farbenprächtigen Familienepos zeichnet Edward Rutherfurd die Geschichte dieser rastlosen Stadt von seiner Gründung bis in unsere Zeit nach. Zahlreiche historische Persönlichkeiten wie George Washington, Theodore Roosevelt oder der legendäre Bankier J.P. Morgan werden lebendig porträtiert. Immer wieder wird deutlich, wie sehr auch deutsche Einwanderer und Rebellen die Geschichte New Yorks prägten.

 

Im Rausch der Freiheit 

Originaltitel: New York
Autor: Edward Rutherfurd
Übersetzer: Giovanni und Ditte Bandini
Verlag: Blessing 
Erschienen: 2. April 2012
ISBN: 978-3896674395
Seitenzahl: 1152 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Eine Reminiszenz an New York! Ein Engländer, der ein Epos über die amerikanische Stadt schlechthin verfasst, ist wohl wirklich ungewöhnlich. Wüsste man es nicht besser, würde man wohl vieles verwetten, dass der Autor des Buches nur ein Amerikaner sein kann, so viel (vermeintlicher) Patriotismus ist zwischen den Zeilen zu finden, denn es wird, für Amerika typisch, der brutale und hinterhältige Landraub, der an den Indianern verbrochen wurde, zwar erwähnt, aber nicht explizit dargestellt. Rutherfurd schreibt zwar sehr wohl darüber, denn bei einer Entstehungsgeschichte der Stadt können die Eingeborenen des Landes wohl nicht totgeschwiegen werden, aber dieser Bereich wird eher nur gestreift als wirklich darauf eingegangen.

Die Entstehung dieser heute so mächtigen Metropole ist aber nur ein kleiner Teil dieses imposanten Werkes, denn immerhin umfasst dieser Roman eine Zeitspanne von knapp 350 Jahren. Dass aus diesem Grund das Buch rund 1200 Seiten füllt, auf denen die Geschichte dieser Stadt noch einmal lebendig wird, ist wohl nachvollziehbar.


Stil und Sprache
„Im Rausch der Freiheit“ ist kein nervenzerrend spannendes Werk, denn dies wäre wohl sehr schwierig über den gut 300 Jahre umfassenden Zeitraum umzusetzen gewesen. Dennoch kommt es zwischendurch bei einzelnen Begebenheiten zu sehr wohl spannenden Momenten, wie z.B. vor dem großen Börsencrash 1929. Rutherfurd ist es aber hervorragend gelungen, anhand mehrerer Familien die Entwicklung der - zuerst zum Jagdgebiet der Indianer gehörenden - Insel „Manna Hata“ darzustellen, wie sie sich in den Jahrhunderten zur Millionenstadt entwickelte.

Rutherfurd erzählt solide und eindringlich und obwohl das Buch knapp 1200 Seiten umfasst, kommen kaum bis keine Längen vor – zumindest dann nicht, wenn man sich wirklich für die historisch politische Entstehungsgeschichte interessiert. Sprachlich neutral und pointiert, gibt es auch keine anachronistischen Ausrutscher.
Erzählt wird die Geschichte sehr flüssig und aus wechselnden Perspektiven. Wird zumeist auch aus neutraler Sicht berichtet, so erlaubt der Autor aber zwischendurch auch, dass z.B. Hudson, ein Sklave der Familie Master, zu Wort kommt. Alleine durch diese unterschiedlichen Sichtweisen entsteht eine gewisse Spannung und erlaubt einen sehr empathischen Einblick in das Geschehen.
Obwohl selbst Engländer, hat der Autor keine Probleme mit den Briten scharf ins Gericht zu gehen, als die Amerikaner um die Unabhängigkeit von den Kolonialmächten kämpfen. Plausibel, stringent und nachvollziehbar stellt Rutherfurd die Ansichten der New Yorker sowohl für als auch gegen die royalistische Macht dar. Dennoch hält sich die Darstellung der politischen Entwicklung mit der der über etliche Generationen hinweg zu begleitenden Familien die Waage. So bekommt man auch ein gutes und authentisches Bild der Lebensweise und sozial gesellschaftlichen Hierarchien in den verschiedenen Epochen. Egal, in welcher Epoche man sich in New York befindet, man hat den Wachstum der Stadt, das Leben und Treiben in derselben stets realistisch vor Augen.


Figuren
Darsteller gibt es in diesem Werk unzählige! Aber aufgrund der enormen Zeitspanne, die diese Geschichte umfasst, ist dies wohl nur allzu verständlich. Das fehlende Personenregister macht sich schmerzlich bemerkbar, je weiter man im Buch vorankommt. Ein Manko, über das man leider immer wieder stolpern wird, aber auch so ziemlich das einzige in dem imposanten Werk ist.

Die tragenden Familien sind die der van Dycks, der Masters, der Kellers und der Carusos. Aber auch die Sklavenfamilie mit Hudson, die lange Zeit im Dienste der Masters stehen, verdeutlichen das so selbstverständliche Leben mit der Haltung von Sklaven bis ins späte 19. Jahrhundert. Gerade durch Hudson schneidet Rutherfurd einen sehr heiklen, aber nicht wegzudenkenden Part in Amerikas Geschichte an und verdeutlicht, wie das damalige Leben eines Sklaven hätte ablaufen können.
Die Masters sind die Familie, die man über viele Generationen hinweg begleitet. Hat sich Rutherfurd auch redlich bemüht, die Figuren vielschichtig zu zeichnen - was ihm auch absolut gelungen ist -, so ist wirklicher Tiefgang jedoch nicht finden. Allerdings kann man dem Autor dies aufgrund der immens hohen Zahl an Darstellern verzeihen. Einzelnen Personen jedoch gewährt Rutherfurd auch längere und intensivere Auftritte. So erfährt man, wie schon erwähnt, viel von Hudsons Gedanken, Edward Masters Entwicklung, Charlie Whites Ansichten zur politischen Lage oder Mary O´Donnells Kampf um Selbständigkeit.

Neben den sympathischen und auch unsympathischen fiktiven Figuren begegnet man auch jeder Menge historischer Persönlichkeiten wie Peter Stuyvesant, Benjamin Franklin, George Washington, General Charles Lee, Jefferson und noch unzähligen anderen, die gekonnt und stets glaubwürdig in die Erzählung und das Geschehen mit eingewoben sind.


Aufmachung des Buches
Die Aufmachung dieses imposanten Buches ist geschmackvoll und wirklich gelungen! Unterstrichen wird diese noch durch Karten im Inneren, Neu Amsterdam von 1672, New York um 1900 und auch Abbildungen New Yorks und der Umgebung in verschiedenen Maßstäben sind zu sehen. Zweifelslos eine Bereicherung für das Buch und den Leser, dem das Visualisieren der Geschehnisse dadurch wesentlich erleichtert wird. Als wirkliches Manko empfindet man jedoch das Fehlen eines Personenregisters. Bei der immensen Vielzahl an historischen wie auch fiktiven Figuren kann man jedem Leser nur empfehlen, sich die Namen und Verwandtschaftsverhältnisse selbst zu notieren, um ggf. nachsehen zu können.
Eine hervorragende Papier- und Druckqualität, sowie ein Lesebändchen machen dieses Buch zu einem auch optisch schönen und ansprechenden Wälzer.


Fazit
Das Buch ist ein wahres Epos über eine Stadt und deren Bewohner. Eine gelungene Komposition von Familiengeschichten und historisch politischer Entstehungsgeschichte einer heute weltberühmten Stadt. Eine Erzählung, die einen nicht nur aufgrund der hohen Seitenzahl für lange Zeit fesseln wird, sondern auch nachhaltig in Erinnerung bleibt.


4 5 Sterne


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