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Wer sagt, dass Sammler nicht auch Jäger sein können?

Lincoln Rhyme und Amelia Sachs im Duell gegen einen akribischen Verbrecher, der wie besessen alles sammelt – von einfachen Abfällen über die intimsten Details seiner ahnungslosen Opfer bis hin zur ultimativen Trophäe: dem menschlichen Leben selbst.
Die schärfste Waffe des „Täuschers“ ist sein unermesslicher Schatz an geraubten Informationen, die er mit teuflischer Präzision gegen seine Opfer einzusetzen weiß und gegen die, die ihn aufhalten wollen ...

 

  Autor: Jeffery Deaver
Verlag: Blanvalet
Erschienen: 02/2009
ISBN: 978-3-7645-0296-6
Seitenzahl: 541 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Dies ist der achte Fall für das geniale Ermittlerpaar Lincoln Rhyme und Amelia Sachs.
Ein Anruf reißt Lincoln Rhyme aus dem Schlaf. Sein Cousin Arthur ist wegen Mordes verhaftet worden. Die Beweislast ist erdrückend: Ein Zeuge identifiziert Arthurs Wagen als Fluchtfahrzeug, und darin finden die Ermittler Blutspuren des Opfers. Für die Mordnacht hat Arthur kein Alibi.
Nur widerwillig nimmt Lincoln sich des Falles an. Doch schon bald erkennen er und seine Partnerin Amelia Sachs, dass sie es mit einem skrupellosen Killer zu tun haben, der von Haushaltsabfall bis hin zu geheimen Kundendaten alles wie besessen sammelt und sich so die Identitäten seiner Opfer zu eigen macht, um damit eine tödliche Spur zu legen.

Es geht also um ein aktuelles und noch dazu sehr brisantes Thema: Daten- bzw. Identitätsdiebstahl. Datensammler erstellen Dossiers über jeden einzelnen Bürger und jedes noch so intime Detail wird erst gesammelt und dann verkauft.


Stil und Sprache
Genau so muss ein Thriller starten, auf Seite 6 gibt es die erste Leiche. Dann gibt es erstmal Zeit zum Luftholen. Diese Zeit sollte der Leser auch nutzen, denn nach dieser kurzen Verschnaufpause geht es Schlag auf Schlag. In geraden, schnörkellosen Sätzen werden die Protagonisten, der querschnittsgelähmte Lincoln Rhyme und seine Partnerin Amelia Sachs, vorgestellt. Es gibt gerade so viele Informationen, wie man braucht, um der Geschichte folgen zu können. Auf Begebenheiten der früheren Bücher (dies ist immerhin schon Band 8) wird nur so kurz eingegangen, wie es nötig ist. Wer mit diesem Band Rhyme und Sachs kennen lernt, bekommt sicher Lust, auch die vorherigen Bücher zu lesen, ohne dass zu viel von deren Inhalt verraten wird.

Es gibt zwei Erzählstränge, die sich abwechseln. Auf der einen Seite nimmt der Leser an den Ermittlungen von Rhyme und Sachs teil. Dieser Teil ist in der 3. Person geschrieben. Auf der anderen Seite erhält der Leser Einblick in die Handlungen und Gedanken des Täters. Dieser Teil ist in der Ich-Form geschrieben. Trotz dieser Einblicke ist völlig unklar, wer der Täter eigentlich ist und die Auflösung zum Schluss ist schon ziemlich überraschend, aber dennoch glaubhaft.
Eine Spezialität des Autors sind die überraschenden Wendungen. Man ist sich beim Lesen ganz sicher, wie diese eine bestimmte Situation sich auflöst und plötzlich ist alles ganz anders.
Eine weitere Meisterleistung der Erzählkunst sind die Sprünge im zeitlichen Ablauf. Plötzlich befindet sich der Leser in einer Handlung, die zeitlich einige Stunden später spielt, als das, was er gerade noch auf der vorherigen Seite gelesen hat. Diese Sprünge erhöhen die Spannung ungemein und auch hier kommt bestimmt noch eine überraschende Wendung mit ins Spiel. Die Sprünge werden aber immer im Nachhinein erklärt und die Handlungen in der übersprungenen Zeit werden sozusagen nachgereicht. So gibt es trotz der zeitlichen Brüche keine Brüche im Handlungsablauf oder gar in der Spannungskurve.

Auf einem Nebenschauplatz geht es um einen Verbrecher, den Kenner der Serie aus dem vorherigen Band, „Der gehetzte Uhrmacher“, kennen. Diesem soll in Großbritannien eine Falle gestellt werden und Rhyme arbeitet vom Krankenbett aus mit in diesem Fall. Warum der Autor diesen noch offenen Fall mit in dieses Buch genommen hat, ist mir unklar. Für die eigentliche Handlung ist er völlig irrelevant.
Auch die Lösung dieses Falles ist nicht befriedigend, sie lässt jedoch zumindest auf eine Fortsetzung hoffen.


Figuren
Die Hauptperson dieses Romans ist der querschnittsgelähmte Ermittler Lyncoln Rhyme. Der Leser erfährt über seine Behinderung gerade so viel, wie nötig ist, um der Geschichte folgen zu können. Trotzdem ist diese Figur gut ausgearbeitet und der Leser hat das Gefühl, Rhyme schon lange zu kennen. Besonders gut gefällt mir Rhyme immer in den Passagen, in denen er die Gefahr für andere sieht, aber aufgrund seiner Behinderung nicht eingreifen kann. Seine Hilflosigkeit und sein Hadern mit dem Schicksal sind für den Leser sehr glaubwürdig und überzeugend dargestellt.
Dieser Fall ist der bisher persönlichste Fall für Lincoln Rhyme. In kurzen Erinnerungen werden Teile der gemeinsamen Vergangenheit von Lincoln und seinem Cousin Arthur erzählt, aber immer so, dass der Spannungsbogen schön straff bleibt.

Auch die Figur der Amelia Sachs kann in ihren Handlungen überzeugen. Sie ersetzt für Lincoln Arme und Beine und erledigt all die ermittlungstechnischen Dinge, die er nicht machen kann. Auch wenn sie manchmal auf seine Anweisungen hin handelt, ist sie doch eine eigenständige und gut ausgearbeitete Figur mit Ecken und Kanten.

Mit von der Partie sind auch wieder die Kollegen, die der geneigte Leser schon aus den vorherigen Romanen kennt. Auch hier fällt auf, dass sie, obwohl nur „Nebenfiguren“ sehr glaubwürdig agieren und sich auch weiter entwickeln. Hier ist besonders der Streifenpolizist Pulaski zu nennen, der, obwohl schon seit mehreren Jahren bei der Truppe, immer noch wie ein Neuling aussieht und von Lincoln auch so genannt und behandelt wird. Er gewinnt an Profil und lernt allmählich, seine Meinung gegenüber anderen offen zu vertreten.
Eine Sonderstellung nimmt Rhymes Pfleger Thom ein, der eigentlich mehr Freund als Pfleger ist. Es gibt immer wieder nette Wortwechsel zwischen den beiden, in denen geklärt werden soll, ab welcher Uhrzeit es denn wohl Scotch zu trinken gibt.

Der Täuscher gibt dem Leser Einblick in sein Handeln und seine Gedanken. Aus seiner Sicht sind seine Motive völlig logisch und seine Taten klar nachvollziehbar. Als es zum Schluss seinen gesammelten Schätzen an den Kragen geht, kann man fast ein wenig Mitleid mit ihm haben, aber nur fast.


Aufmachung des Buches
Auf dem Cover der gebundenen Ausgabe ist ein verknitterter Zettel, vielleicht eine Art Ein- oder Auszahlungsschein einer Bank, abgebildet. Dieser Schein wurde offensichtlich schon als Untersetzer für ein Glas genutzt und dann weggeworfen. Er liegt auf kleinen Steinen, vielleicht ein Weg neben den Müllcontainern? Es ist auf jeden Fall genau so ein Detail, das der Täuscher aufheben und seiner Sammlung zuführen würde. Somit ist das Cover gut auf den Inhalt des Buches abgestimmt. Der Titel „Der Täuscher“ steht in durchbrochenen Buchstaben auf diesem Zettel, der Name des Autors in blau darüber. Auf der Rückseite geht das Bild der Vorderseite weiter und wir sehen den Schatten eines menschlichen Oberkörpers, der Täuscher, der dabei ist, sich nach diesem Zettel zu bücken?
Ebenfalls auf der Rückseite ist eine kurze Inhaltsangabe.
Die ausführlichere Inhaltsangabe ist dann auf der vorderen Umschlaginnenseite, während auf der hinteren Seite ein Foto des Autors und ein kurzer Abriss über seine Rhyme/Sachs Bücher zu finden ist.
Ein weißes Lesebändchen rundet den Gesamteindruck ab.

Der Text ist in 5 Teile und diese wiederum in 53 durchgehend nummerierte Kapitel unterteilt.


Fazit
„Der Täuscher“ ist die gelungene Weiterführung der Romane um Lincoln Rhyme und Amelia Sachs. Er bietet Spannung auf höchstem Niveau mit vielen überraschenden Wendungen.
Die Handlung ist in sich geschlossen, wenn man von dem Nebenschauplatz aus „Der gehetzte Uhrmacher“ absieht, und ist daher auch für Neueinsteiger gut geeignet. Das gewählte Szenario des Daten- bzw. Identitätsdiebstahls scheint bei näherem Nachdenken nicht mehr so weit hergeholt zu sein und mancher sieht seine Bonuskarte vom Laden um die Ecke jetzt wohl mit anderen Augen.


4 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 3: Der Insektensammler
Band 4: Das Gesicht des Drachen
Band 5: Der faule Henker
Band 6: Das Teufelsspiel
Band 7: Der gehetzte Uhrmacher

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