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Violet ist nun eine Grigori, ein Wächter-Engel. Sie genießt in vollen Zügen, endlich mit Lincoln zusammen zu sein, doch sie verliert ihr Ziel nicht aus den Augen: Sie muss die verlorene Grigorischrift finden, bevor sie in die Hände der Verbannten gelangt. Doch gerade als Violet meint, einen entscheidenden Schritt weitergekommen zu sein, kehrt Phoenix zurück und sofort sind zwei Dinge klar: Liliths Sohn hat nicht vor, den guten Jungen zu spielen, und er hat immer noch Macht über sie – mehr, als ihr lieb ist. Und auch er ist auf der Jagd nach einer Schrift, die ungeahnte Kräfte in sich birgt ...

 

Verlockt 

Originaltitel: Enticed
Autor: Jessica Shirvington
Übersetzer: Sonja Häußler
Verlag: cbt
Erschienen: 03/2012
ISBN: 978-3-570-38018-5
Seitenzahl: 534 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Violet muss sich in einer Welt voller fremder Regeln und Traditionen zurechtfinden. Ihre leidenschaftlichen Gefühle für ihren Partner Lincoln sind da nicht gerade hilfreich, zumal es unter Grigoripartnern verboten ist eine Beziehung zu führen – das Risiko ist einfach zu groß. Doch dann treten Rudyard und Nyla von der Grigoriakademie in Violets Leben und es eröffnet sich eine völlig neue Perspektive für sie. Während Violet nun versucht, die Erkenntnisse, die nun auf sie einströmen unter Kontrolle zu bringen, beschäftigt sie die Suche nach der verlorenen Grigorischrift und auch Phoenix hält sie auf Trab. Er ist ebenfalls am Finden der Schriftrolle interessiert und zeigt Violet auf jede nur erdenkliche Art, dass er nach wie vor Macht über sie hat und dass er keine Sekunde zögern wird sie zu töten. Eine abenteuerliche, hochemotionale und leidenschaftliche Suche beginnt – die für einen tödlich enden wird.

Auf unterhaltsame Weise bringt Jessica Shirvington erneut eine packende Geschichte zu Papier, die eine etwas andere Sicht auf die Dinge in dieser Welt gibt. Humor, Sarkasmus, eine Prise Religion und Loyalität bringen hier einen wunderschönen Kontrast in die Handlung – die sich wundervoll und fesselnd liest.


Stil und Sprache
Jessica Shirvingtons Schreibstil ist klar, unkompliziert und ohne große Beschreibungen oder langatmige Erklärungen. Die Autorin bringt die Dinge auf den Punkt, umreißt kurz die Szenerie und hat ihren Roman in der erfrischend unkomplizierten Sprache der Jugend verfasst. In diesem zweiten Band geht es im wahrsten Sinne des Wortes an vielen Stellen sehr biblisch zu. Die Zehn Gebote kommen ins Spiel und der Leser lernt Jordanien mal von einer etwas anderen Seite her kennen. Diese Passagen sind weder langweilig noch unterbrechen sie den ruhigen Lesefluss.  

Aus der Ich-Perspektive von Violet heraus spielt sich die Geschichte in gemütlichem Tempo vor dem Auge des Lesers ab. Der Tonfall der Handlung ist etwas nachdenklich, manchmal auch leicht melancholisch und an einigen Stellen sogar düster. Leicht verhalten wirkte auf mich die Stimmung und die Atmosphäre des Buches an manchen Stellen, auch wenn es dafür weder durch die Geschehnisse noch die Charaktere einen Grund gab. Selbst wenn es sehr actionreich und blutig wird, so bleibt der Roman doch absolut jugendfreundlich. Neben vielen Dingen kommt auch die Leidenschaft nicht zu kurz und findet sich in einigen wunderschön beschriebenen Passagen wider. Die Spannung, ob und wie es mit Violet und Lincoln weitergeht, hält die Autorin geschickt dadurch aufrecht, indem sie deren Zusammensein jedes Mal ein kleines Stück weiter gehen lässt – und dann aber das traute Zusammensein durch irgendein Geschehnis unterbricht. Dem Knistereffekt innerhalb der Geschichte tut dies aber keinen Abbruch. Viele Dinge, die sich Violet in ihren Gedanken und Grübeleien fragt, erfährt der Leser im Verlaufe der Handlung. Gleichzeitig werden viele noch offene Fragen, die streckenweise auch noch aus dem ersten Band sind, beantwortet, was das Bild abrundet und dem Leser zudem auch einen sehr aufschlussreichen Blick in Violest Vergangenheit gibt. Dies erzeugt beim Leser unweigerlich eine sich steigernde Spannung, die am Ende des Buches teilweise sehr unerwartet gelöst wird.


Figuren
Große Figurenbeschreibungen gibt es von der Autorin nicht. Das Aussehen oder den Charakter einer Figur erfährt der Leser eher durch deren Agieren. Nur ab und an gibt es ein paar Details zum Aussehen von Steph, Phoenix, Lincoln oder Violet selbst, aber im Großen und Ganzen bleibt hier viel Freiraum für die eigene Fantasie, was mir sehr gefallen hat.

Auch wenn es in der Handlung um Engel geht, so überzeugen die Figuren auf wunderbare Weise und zeigen eine Tiefgründigkeit, die mich stellenweise sehr nachdenklich gemacht hat. Vor allem Steph ist mir besonders gut in Erinnerung. Sie hat nur wenige Auftritte, doch diese sind nachhaltig und bringen die Sorgen, Ängste und das Können einer besorgten Freundin und fast-schon-Schwester sehr gelungen zum Ausdruck. Steph bildet in all dem Wahnsinn, den Violet tagtäglich als Grigori erleben muss, eine Oase der Normalität. Sie kennt und behandelt Violet wie kein zweiter Mensch auf der Welt, ist ihr Fels und zwingt sie auch schon mal dazu, sich hinzusetzen und in sich zu gehen.

Ein ganz anderes Kaliber ist dagegen Magda. Zwischen ihr und Violet herrscht von Anfang an ein Eifersuchtsverhältnis. Was die eine begehrt und haben will, hat die andere und kann es doch nicht haben. Liebe zwischen Grigoripartnern oder gar eine Beziehung ist ein Ding der Unmöglichkeit. Doch Magda interessiert das nicht. Im Gegenteil, sie ist eiskalt, will das Unmögliche möglich machen, Lincolns Liebe erzwingen und dafür geht sie praktisch über Leichen. So kalt, berechnend und grausam diese Figur auch ist, sie bildet in diesem Roman das perfekte Gegenstück zu Violet und beschert dem Leser viele denkwürdige Momente – im negativen wie im positiven Sinne.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist in dunklen Farben gehalten. Schatten und Hell-Dunkel-Kontraste ergeben zusammen mit dem Silber-Grün schimmernden Engelsflügel und der jungen Frau ein gelungenes Covermotiv. Zwar wirkt es nicht ganz so mystisch und geheimnisvoll wie das Cover des ersten Bandes, doch seine Wirkung auf den Leser verfehlt es dennoch nicht.
Die Buchrückseite ist komplett in Schwarz gehalten. Nur ein paar einzelne Federn schmücken die kurze in Weiß abgebildete Inhaltsangabe.


Fazit
Ein toller Fantasyroman, der mich herrlich unterhalten hat – trotz seines kleinen Ausflugs in die biblischen Gefilde. Wer den ersten Band Erwacht gelesen hat, der sollte sich auch Verlockt nicht entgehen lassen.


4 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Erwacht

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