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Nichts ist so abgründig wie eine heile Familie...
Hochsommer in Barcelona, ein scheinbar harmloser Unfalltod führt zu einer blutigen Spurensuche quer durch die Stadt. Der umstrittene Inspektor Héctor Salgado ermittelt in einer angesehenen Familie, in der niemand sagt, was er weiß.

 

Der Sommer der toten Puppen 

Originaltitel: El verano de los juguetes muertos
Autor: Antonio Hill
Übersetzer: Thomas Brovot
Verlag: Suhrkamp
Erschienen: 12. März 2012
ISBN: 978-3-518-46370-3
Seitenzahl: 384 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Ein Junge stürzt aus dem Fenster, keine Spuren von Fremdeinwirkung, geschweige denn ein Motiv. Also eigentlich ein klarer Fall von tragischem Unfall. Die Mutter will dies allerdings nicht wahrhaben. So wird Héctor Salgado der Fall übertragen, da er momentan sowieso ein bißchen kürzer treten sollte. Gegen ihn selber läuft derweil ein Verfahren, da er einen afrikanischen Mädchenhändler krankenhausreif geschlagen hat. Da kommt es ihm gerade recht, einen Fall mit scheinbar weniger Aufwand zu erhalten. Doch je tiefer er gräbt, desto mehr Geheimnisse kommen ans Licht und die Geschichte zieht viel weitere Kreise als zunächst angenommen. Außerdem gerät Salgado selber auch noch unter Mordverdacht. Kann er sowohl den Fall lösen, als auch seine Unschuld beweisen?

Familiengeheimnisse spielen hier eine enorm große Rolle und wieder einmal zeigt sich, dass irgendwann alles ans Licht kommt, egal wie sehr man etwas zu vertuschen versucht. Sicherlich ist es nicht immer leicht der Wahrheit ins Gesicht zu blicken, das wird auch in diesem Werk mehr als deutlich, doch gleichzeitig wird aufgezeigt, wie wichtig es ist, genau das zu tun. Manchmal könnte es sogar Menschenleben retten.


Stil und Sprache
Wie des öfteren bei Krimis zu finden, steht auch hier ein Ereignis aus der Vergangenheit am Anfang, das kurz umrissen wird. Die Sequenz ist nicht lang genug, um konkret herauszufinden, worum es sich handelt, aber auch nicht zu kurz, um gleich wieder in Vergessenheit zu geraten. Sie bleibt also zunächst als ein Faktor im Gehirn sitzen und wartet den richtigen Zeitpunkt ab, um wieder in Erscheinung zu treten. Denn im weiteren Verlauf wendet man sich gänzlich von der Eingangssituation ab, so dass es überhaupt keinen Zusammenhang zu geben scheint.

Im Gegensatz zum Einstieg, der aus der Ich-Perspektive geschrieben ist, wird die restliche Geschichte aus der beobachtenden Perspektive erzählt. Für den Fortgang des Geschehens ist das auf jeden Fall sinnvoller, da man es mit zwei verschiedenen Handlungssträngen zu tun hat. Auf der einen Seite ist da der Sturz des jungen Mannes aus dem Fenster und auf der anderen Salgados persönlicher Fall. Sicherlich hängen sie in dem Sinne zusammen, dass die Hauptperson in beiden Handlungen einen zentrale Rolle spielt, ansonsten sind sie jedoch gänzlich unterschiedlich. Es ist auch gleich klar, dass bis zum Schluss beide Stränge parallel laufen werden, da sie eben keine weiteren Schnittstellen haben. Das ist aber vollkommen in Ordnung, es muss nicht immer einen Zusammenhang geben, nur weil beide Fälle in etwa gleich behandelt werden.

Dem Autor gelingt es bereits sehr schnell, zu Anfang Spannung aufzubauen. Zum einen natürlich durch das Einstiegsereignis, das sofort neugierig macht, denn man möchte es natürlich lösen. Zum anderen aber auch dadurch, dass er sich nicht großartig mit Personeneinführungen oder ähnlichem aufhält, sondern gleich zur Sache kommt. Für ihn steht somit im Vordergrund, den Leser zu fesseln und an das Geschehen zu binden, was ihm gut gelingt. Auch der flüssige und eingängige Schreibstil trägt dazu bei, dass man sich schnell in die Situation hineinfühlen kann.
Wichtige Beschreibungen und Darstellungen fließen im Laufe der Zeit mit ein, so dass man alle notwendigen Informationen trotzdem früh genug erhält. Dadurch schafft Antonio Hill es, den Leser tatsächlich von Anfang bis Ende in seinen Bann zu ziehen. Auch wenn man zwischenzeitlich schon ahnt, worauf das Ganze hinauslaufen wird, man bleibt dennoch mit Feuereifer dabei. Zum Ende gibt es dann nochmal eine riesige Überraschung, die zeigt, dass man berechtigterweise am Ball geblieben ist.


Figuren
Héctor Salgado ist im Grunde ein ruhiger und netter Typ. Ein einziger Ausraster, und dann auch noch zur falschen Zeit, könnte ihn nun seinen Job kosten. Dennoch wirkt er nicht deprimiert, wie man meinen könnte. Er weiß, dass er einen Fehler gemacht hat, aber er steht auch zu seiner Tat, weshalb er recht ausgeglichen wirkt. Nach und nach erfährt man einiges aus Héctors Vergangenheit, seiner gescheiterten Ehe und seinem Sohn, den er nur selten sieht. Kurzum, er ist eine Figur, die man sofort ins Herz schließt. Außerdem hat man schnell das Gefühl, ihn schon lange zu kennen, auch wenn man immer noch Neues erfährt.

Überhaupt wird den handelnden Personen die Aufmerksamkeit geschenkt, die sie brauchen, um sich selber darzustellen und zu präsentieren. Da dies aber im laufenden Geschehen stattfindet, wirkt es überhaupt nicht langweilig, manchmal merkt man sogar erst im Nachhinein, dass man wieder einen wichtigen Charakter besser kennengelernt hat. Dieses Zusammenspielt ist dem Autor sehr gut gelungen. Es bleibt zu hoffen, dass das auch in den Folgebänden funktioniert, denn zumindest von der Hauptperson gibt es sicherlich noch mehr zu erfahren.


Aufmachung des Buches
Es handelt sich bei diesem Buch um eine Klappenbroschur aus dem Suhrkamp Verlag. Das Cover wird von der Färbung rosa-rot geprägt, was ein bißchen verspielt wirkt und eine Anspielung auf die Puppen sein könnte. Im unteren Drittel findet sich der Titel, der sofort ins Auge sticht, da er kräftiger daher kommt als der Rest. Im oberen Bereich, so scheint es, befindet man sich unter Wasser, ebenso wie eine Person, die nur von hinten zu erkennen ist. Hier gibt es eine eindeutige Parallele zum Inhalt, die aber jeder selber herausfinden sollte. Schlicht, dennoch aussagekräftig und alles andere als langweilig, das sind die ersten Gedanken, die man beim Anblick des Titelbildes hat. Somit zieht einen das Buch förmlich an und wird immer attraktiver, je mehr man sich damit beschäftigt.


Fazit
Ein extrem gelungener Auftakt zu einer brisanten und rasanten Reihe mit Héctor Salgado. Ein Name, den man sich unbedingt merken sollte, es lohnt sich.


5 Sterne


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