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Kategorie: Krimis

Thomas Andreasson wird bei Eis und Schnee nach Sandhamn gerufen: Ein Mädchen ist verschwunden. Obwohl sofort eine fieberhafte Suche einsetzt, bleibt sie ohne Erfolg. Wo steckt Lina, und wer ist für ihr Verschwinden verantwortlich? Wie lange kann sie bei dem Wetter draußen überleben? Und was hat das alles mit der Geschichte Thorwalds zu tun, der vor knapp 100 Jahren auf der Schäreninsel lebte?

 

Die Toten von Sandhamn 

Originaltitel: I grunden utan skuld
Autor: Viveca Sten
Übersetzer: Dagmar Lendt
Verlag: KiWi
Erschienen: 05/2012
ISBN: 978-3462043884
Seitenzahl: 352 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Und wieder einmal hat der Klappentext nur am Rande mit dem tatsächlichen Inhalt des Buches zu tun, denn als die Geschichte einsetzt, ist Lina bereits seit Monaten verschwunden und die Suche nach ihr wurde inzwischen eingestellt. Thomas Andreasson wird auf die Insel gerufen, weil die Söhne seiner Freundin Nora, die die Winterferien auf Sandhamn verbringt, beim Spielen im verschneiten Wald den Arm einer Toten finden. Bald ist klar, dass dieser von Lina stammt, aber ansonsten gestalten sich die Ermittlungen schwierig, weil es keine Spuren gibt. Wieder einmal ist es Nora, die die entscheidenden Hinweise entdeckt und die Polizei auf die richtige Spur bringt.

Auch in diesem dritten Fall für Thomas Andreasson steht die Mordermittlung nicht allein im Vordergrund, vielmehr webt Viveca Sten eine Menge anderer Ereignisse zusammen mit dem Kriminalfall zu einer unterhaltsamen und diesmal auch spannenden Geschichte einer alten Schuld. Dabei ist gerade die parallel erzählte Lebensgeschichte des Jungen Thorwald ein kluger Kniff, Vergangenheit und Gegenwart in den Zusammenhang zu setzen.


Stil und Sprache
Wie schon erwähnt, gibt es dieses Mal zwei große Handlungsstränge, die lange Zeit parallel laufen, ohne dass man als Leser den Zusammenhang zwischen ihnen sieht. Die schon bekannten Protagonisten Nora und Thomas agieren in der Gegenwart auf mittlerweile vertraute Weise, Thomas nicht immer perfekt, Nora mit dem richtigen Riecher für die wichtigen Details. Dabei ist es auf jeden Fall ratsam, die Vorgeschichten der beiden zu kennen, denn viele Erklärungen dazu gibt es nicht. Beide erzählen abwechselnd in der dritten Person, außerdem gibt es noch einen übergeordneten Erzähler, der relativ neutral Thorwalds Lebensgeschichte ab dem Jahr 1911 erzählt. Dabei verhält letzterer sich sehr zurückhaltend, berichtet fast tagebuchartig und ohne große Gefühle, ganz im Gegensatz zu Thomas und Nora, die damit keineswegs geizen.

Der aktuelle Fall für Thomas und Nora spielt im Winter, also in einer ganz anderen Atmosphäre als die beiden Vorgängerbände. Viveca Sten gelingt es, mit wenigen Worten diese Atmosphäre zu skizzieren, die Leere der Insel, wenn die Sommerbesucher weg sind, die Einsamkeit der verbliebenen Menschen dort und nicht zuletzt das wenig anheimelnde Wetter mit Eis und Schnee. Das bisher etwas störende Ausschweifen über beinahe jeden Baum auf der Insel ist fast völlig verschwunden, stattdessen fesselt die Autorin ihre Leser besonders mit Thorwalds Geschichte, dem stetigen Wechsel der Perspektiven und den kleinen Cliffhangern am Ende der Kapitel. Der Krimianteil ist zwar nicht übermäßig hoch und Freunde von echten Thrillern werden mit diesem Buch sicher nicht glücklich, aber wer es etwas weniger blutig mag, wird seine Freude an dieser Serie haben.


Figuren
Viveca Sten legt großen Wert auf ihre Figuren, allerdings geht es ihr im Falle ihres Protagonisten Thomas Andreasson eher um dessen private Probleme als um die Polizeiarbeit. Wie er im Dienst vorgeht, welche Prioritäten er setzt, das wird nicht besonders herausgestellt, eher wirkt er etwas marionettenhaft und fremdgesteuert, er reagiert eher als zu agieren. Das lässt ihn wenig selbstbewusst erscheinen, ganz im Gegensatz zu Nora, die endlich die Initiative ergriffen hat und sich von ihrem untreuen Mann getrennt hat. Sie wirkt deutlich kämpferischer als bisher und gewinnt dadurch an Profil.

Die dritte Hauptperson ist Thorwald, auch wenn er nicht in der Gegenwart agiert, sondern Teil der Vergangenheit der Insel ist. Er ist zu Beginn der Geschichte ein Kind und wächst zu Anfang des 20. Jahrhunderts in einer typischen Inselfamilie auf. Welche Entwicklung er nimmt und warum, das schildert die Autorin zwar nüchtern, aber dennoch spannend, teilweise interessanter als die Ereignisse der Gegenwart.

Es tauchen außerdem einige Nebenfiguren auf, angesichts der wenigen ständigen Inselbewohner sind es aber naturgemäß nicht so viele. sie werden entsprechend ihrer Bedeutung für den Handlungsverlauf mehr oder weniger detailliert ausgearbeitet und zeigen jeweils nur ausgewählte Facetten ihres Charakters.


Aufmachung des Buches
Das großformatige Buch ist in Klappbroschur ausgeführt und optisch den beiden Vorgängern angepasst. Ein typisch schwedisches Sommerhaus auf einer Insel im Schärengarten ist zu sehen, allerdings ist ganz offensichtlich Sommer, obwohl die aktuelle Geschichte ausschließlich im Winter spielt. Innen gibt es 57 nummerierte Kapitel und zusätzlich die Abschnitte, die in der Vergangenheit spielen und Thorwalds Geschichte erzählen.


Fazit
So ein richtiger Krimi, dessen Fokus auch auf der Krimihandlung liegt, ist auch der dritte Teil der Reihe noch nicht. Dennoch macht die Lektüre Spaß und Viveca Sten ist erneut eine Steigerung gelungen. Als Urlaubslektüre perfekt!


4 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Tödlicher Mittsommer
Band 2: Tod im Schärengarten