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NIEMAND VERSCHWINDET EINFACH SO …

Ein kleines Mädchen ist wie vom Erdboden verschluckt. Bald stellt sich heraus, dass sie nicht die Einzige ist, die auf seltsame Weise in dieser extremen Landschaft verloren ging. Was verbergen die Bewohner voreinander, die sich doch alle so gut zu kennen scheinen?

… AUF SPITZBERGEN

 

Suche 

Originaltitel: Kullunge
Autor: Monica Kristensen
Übersetzer: Christel Hildebrandt
Verlag: btb
Erschienen: 01/2012
ISBN: 978-3442744343
Seitenzahl: 336 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Mitten am Tag verschwindet ein kleines Mädchen aus dem Kindergarten von Longyearbyen, der Hauptstadt der norwegischen Inselgruppe Spitzbergen. Mitten im nordischen Winter ist es kalt und dunkel, dementsprechend hektisch verläuft die Suche nach Ella, der kleinen Tochter des neuen Bergbauingenieurs. Aber sie bleibt über Tage hinweg unauffindbar, ebenso wie ihr Vater. Hat der von seiner Frau getrennt lebende Mann die Tochter entführt? Oder gibt es doch einen Zusammenhang mit dem geheimnisvollen Mann, der den Kindergartenkindern heimlich Süßigkeiten zusteckt?

Monica Kristensen kennt sich aus auf Spitzbergen und so ist es nur folgerichtig, dass sie ihren ersten Roman dort ansiedelt. Leider fehlt mir inmitten von viel Atmosphäre etwas der Krimigedanke, zu viele Nebenhandlungen verwässern die Spannung und ein ungewöhnlicher Ort allein reicht eben nicht. Der völlig irreführende Klappentext tut dann ein Übriges. Wie viel mehr hätte man aus dieser außerordentlichen Location machen können!


Stil und Sprache
Nach einem kurzen Einstieg in die Geschichte aus Sicht eines Mannes, der stundenlang den Kindergarten beobachtet, beginnt die eigentliche Handlung mit dem Verschwinden der kleinen Ella am 22. Februar. Abschweifend von der Suche nach ihr gibt es immer wieder Rückblenden aus Sicht verschiedener Beteiligter, die am Ende wohl zu einem großen Ganzen zusammenfinden sollen. Und genau hier liegt das Problem: Hat man schon große Mühe, die etwas merkwürdigen Strukturen der Polizei und Verwaltung von Spitzbergen zu durchschauen, so tragen die übrigen Erzählstränge nur weiter zur Verwirrung bei. Da gibt es Steinar Olsen, Ellas Vater, dessen Ankunft auf Spitzbergen ausführlich geschildert wird, dann treten ein paar Schmuggler auf und versuchen, ihre Ware durch einen Sturm zu bringen, es gibt diverse Ehebrüche und Fremdgänger und am Ende weiß man als Leser nicht so recht, was man davon halten soll. Wären die einzelnen Kapitel nicht jeweils mit dem Datum der jeweiligen Handlung überschrieben, so wüsste man spätestens nach dem ersten Drittel nicht mehr, wo man sich gerade befindet.

Sprachlich ist der Roman relativ einfach gestaltet, zwar gibt es detaillierte Ortsbeschreibungen und immer wieder Exkurse in bergbauliche Einzelheiten (was der Übersetzerin sicher einiges abverlangt hat), aber bildhafte Schilderungen sucht man vergebens. Große Gefühle sind zwar generell nicht Sache der nordischen Autoren, aber hier wirkt doch alles sehr karg.

Wie schon erwähnt, geht der ausschweifende Erzählstil der Autorin sehr auf Kosten der Spannung, zu schnell ist absehbar, wie das Ganze ausgeht. Dabei hätte man aus der Grundkonstellation an sich eine Menge machen können - was aber leider nicht passiert ist. So liest sich zwar jeder einzelne Erzählstrang recht interessant, aber das große Ganze bleibt irgendwie belanglos, es gibt keinen Aha-Effekt und noch nicht einmal eine erklärende Auflösung der völlig abrupt endenden Geschichte


Figuren
Es gibt eine verwirrende Vielzahl von Figuren, ohne dass es mir gelungen wäre, einen echten Protagonisten auszumachen. Der Polizei- und Verwaltungsapparat in Longyearbyen besteht aus fünf Personen, deren Dienstverhältnisse mir bis zum Schluss nicht recht klar geworden sind. Sämtliche die Suche nach Ella betreffenden Entscheidungen werden ausführlich ausdiskutiert, bevor jemand handelt, eine Art Befehlsstruktur scheint es nicht zu geben und zu allem Überfluss wird niemand wirklich beschrieben. Es gibt keinerlei optische Details zu erfahren und so fällt es dem Leser schwer, die einzelnen Personen im Gedächtnis zu behalten.

Trotzdem sind die einzelnen Charaktere  - abgesehen von der fehlenden optischen Beschreibung - gut und schlüssig gezeichnet, ihre Motive nachvollziehbar, aber wie schon erwähnt, verliert sich die Autorin in zu vielen Nebenhandlungen, statt sich auf wenige starke Figuren zu konzentrieren. Lediglich Froydis Hanseid, Ehefrau eines der Polizisten, bekommt etwas mehr Raum, wenn auch am Ende ebenfalls keine befriedigende Lösung für ihr Dilemma.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch zeigt auf dem Cover einen riesigen Eisberg, der im Polarmeer unter einem dunklen Wolkenhimmel liegt. Der Titel ist in blutroten Lettern und leicht verwischt erhaben geprägt. Innen gibt es 27 nummerierte Kapitel, die zusätzlich immer mit einem Titel sowie der Zeit der Handlung versehen sind. Ganz vorn findet sich außerdem eine Karte von Spitzbergen sowie einige erklärende Worte der Autorin.


Fazit
Ein ungewöhnlicher Handlungsort allein reicht nicht, um einen guten Krimi zu schreiben, das sieht man hier ganz deutlich. Angenehme Lektüre, aber leider nur mäßig spannend und selten überraschend. Das ist noch steigerungsfähig!


2 5 Sterne


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