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England im 16. Jahrhundert: Joanna, eine junge Novizin, wird vom Bischof von Winchester zu Spionagediensten erpresst. Im Besitz ihres Ordens vermutet man eine alte angelsächsische Krone, die zum Unterpfand von Macht und Einfluss in diesen politisch hochgefährlichen Zeiten werden kann.
Um Schaden von ihrem Kloster abzuwenden, willigt Joanna ein, ohne zu ahnen, auf welch gefährliches Spiel sie sich dabei einlässt …

 

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Originaltitel: The Crown
Autor: Nancy Bilyeau
Übersetzer: Mechthild Sandberg-Ciletti
Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag
Erschienen: 1. Mai 2012
ISBN: 978-3423249300
Seitenzahl: 448 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
England 1537: König Heinrich VIII. hat sich selbst zum Oberhaupt der Kirche gemacht und lässt seinen Lordkanzler Thomas Cromwell die Klöster auflösen und plündern, um die leere Staatskasse aufzufüllen.
Die junge Novizin Joanna Stafford entstammt einer der vornehmsten Familien des Landes, die aber beim König in Ungnade gefallen ist, weil sie dem katholischen Glauben treu bleibt, aber vor allem, weil Joanna und ihre Mutter Hofdamen der verstoßenen Königin Katharina von Aragon waren. So kann Joanna sich an niemanden wenden, als der einflussreiche Bischof von Winchester sie dazu erpresst, nach der Krone des angelsächsischen Königs Athelstan zu suchen, die angeblich seit Jahrhunderten in ihrem Kloster verborgen ist und der mystische Kräfte zugeschrieben werden. Aber nicht nur der Bischof strebt nach dem Besitz dieses Kleinods und Joanna gerät durch seinen Auftrag in große Gefahr.

Nancy Bilyeau hat sich mit der Zeit des religiösen Umbruchs in England wirklich auseinander gesetzt und es wunderbar verstanden, ihre Geschichte samt den fiktiven Personen schlüssig und glaubwürdig in den tatsächlichen historischen Hintergrund zu integrieren.


Stil und Sprache
Die Autorin lässt Joanna die Handlung in Ich-Form erzählen, sodass der Leser immer auf Höhe des Geschehens ist. Sie schildert also das politische Umfeld – die Loslösung Englands von der Autorität Roms – als selbst Betroffene. Aber auch die Auswirkungen, die die Auflösung der Klöster auf die Bevölkerung hat, werden sehr gut dargestellt. Viele Menschen verlieren dadurch Arbeit und Einkommen und geraten in wirtschaftliche Not. Niemand kümmert sich mehr um Arme und Kranke, die nun ohne die Mildtätigkeit der Mönche und Nonnen auf den Straßen betteln müssen, was verboten ist und hart bestraft wird. Selbst hochgestellte Personen, wie die Stafford-Familie, sind der Willkür des Königs und seiner Handlanger hilflos ausgeliefert, das geht aus Joannas Bericht über ihren Aufenthalt im Tower und die Lage, in der sich ihr Vater dort befindet, eindrucksvoll hervor.
Diese und weitere schwierige Situationen, bei denen der Leser die junge Frau unmittelbar begleitet und mit ihr auf einen glücklichen Ausgang hofft und bangt, machen das Buch spannend und lassen keine Längen aufkommen. Der Schreibstil ist leicht und flüssig zu lesen, die Sprache des 16. Jahrhunderts sehr authentisch getroffen. Auch dass die Erzählerin eine vornehme Erziehung genossen hat, drückt sich darin aus.


Figuren
Nancy Bilyeau hat in ihre Geschichte viele historische Figuren einbezogen. Obwohl der Leser sie alle praktisch durch die Augen Joannas sieht, haben sich die Meisten so oder ähnlich, wie es hier geschildert wird, verhalten. Heinrich VIII., Katharina von Aragon, Thomas Cromwell und Bischof Gardiner, selbst der Kommandant des Tower und seine Gemahlin sind sehr treffend dargestellt. Die Familie Stafford - ehemals eine der einflussreichsten Englands – hat sich tatsächlich den Zorn des Königs zugezogen.
Die fiktive Hauptperson Joanna fügt sich sehr glaubwürdig in diese „Verwandschaft“ ein. Ins Kloster ist sie eigentlich auf Wunsch der sterbenden Königin Katharina eingetreten. Ob sie sich wirklich zur Nonne eignet, wird sich erst im Laufe der Handlung herausstellen. Zu oft verstößt sie gegen das Gebot des Gehorsams, z.B. als sie mehrmals heimlich das Kloster verlässt oder gegen den ausdrücklichen Willen der Priorin handelt. Dieser ist auch Joannas lockerer Umgang mit den Dominikaner-Mitbrüdern Edmund und Richard ein Dorn im Auge. Die beiden Mönche haben sie auf Befehl des Bischofs Gardiner zurück ins Kloster begleitet. Genau wie Joanna bleibt der Leser zunächst im Unklaren, ob ihnen zu trauen ist. Sind auch sie auf der Suche nach der heiligen Krone?

Die Autorin hat ihre Figuren alle sehr authentisch und glaubwürdig beschrieben, es sind lebendige Menschen mit Fehlern und Stärken, deren Motive jederzeit nachvollziehbar, wenn auch nicht unbedingt immer gutzuheißen sind.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch zeigt auf der Vorderseite eine junge Frau, von der man leider nur das halbe Gesicht sieht. Ihr dunkles Kleid verschmilzt mit dem Hintergrund. In den Händen hält sie Handschuhe und einen Rosenkranz. Vor ihr liegt ein kostbares Buch, das man auch auf der Rückseite wiederfindet. Der Titel ist in erhabenen Hochglanzlettern aufgeprägt. Die 448 Seiten gliedern sich in vier Teile und 52 Kapitel, von denen einige mit Datum versehen sind.

Die Handlung spielt sich zwischen Mai 1537 und Januar 1538 ab, wobei zwei Kapitel einen Rückblick in das Jahr 1527 beschreiben. Eine Danksagung der Autorin beschließt das Buch.


Fazit
Nancy Bilyeau hat mit ihrem ersten historischen Roman ein beachtliches Debüt vorgelegt. Glänzend recherchiert und sehr schön erzählt ist „die letzte Nonne“, - deren Originaltitel „The Crown“ den Inhalt allerdings passender wiederspiegelt - ein Muss für alle Fans der Tudorzeit.


4 5 Sterne


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