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Geschrieben von: Thomas Lang

In einer geheimnisvollen Welt voller Magie, Piraten und Tiermenschen gibt es einen Jungen, der nicht weiß, wohin er gehört: Zezaya. In Ihm ruhen zerstörerische Kräfte, die immer häufiger ausbrechen und es für jeden lebensbedrohlich machen, sich in seiner Nähe aufzuhalten.

Auf einer Reise zum magischen Zentrum der Welt erhofft er sich, herauszufinden, wie er seine Fähigkeiten kontrollieren kann, bevor sie beginnen, ihn gänzlich zu beherrschen. Doch das Schicksal führt ihn gewaltsam von seinem Weg ab, in die alles entscheidende Schlacht zwischen den blutrünstigsten Piraten der Welt, der durch Spione infiltrierten Marine, den sagenumwobenen Elementschwertkämpfern und den mächtigsten Magiern, die allesamt den Fortgang der Welt entscheiden werden.

Aber dies ist keine der fantastischen Geschichten, die der Junge aus seinen geliebten Abenteuer-Büchern kennt ...

Die Warnung wurde hiermit gesprochen: Nur, wer sich anmaßt, die unverfälschte Wahrheit über den Untergang der Alten Welt zu erfahren, sollte es wagen, der Legende von Marana Gehör zu schenken.

 

Die Legende von Marana 

Autor: Bastien Anderie-Meyer
Verlag: Papierfresserchens MTM-Verlag
Erschienen: Februar 2012
ISBN: 978-3-86196-072-0
Seitenzahl: 750 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Dem sehr aufschlussreichen Klappentext habe ich nichts hinzuzufügen. Nur selten umschreibt die Inhaltsangabe eines Romans so erschöpfend, was den Leser zwischen den Buchdeckeln so erwartet. Leider wird dabei, wie üblich, auch etwas übertrieben. 

An Einflüssen und Ideen mangelt es dem Autor wahrlich nicht. Geheimnisvolle Elementschwertkämpfer, die an eine Kreuzung aus japanischen Samuraikrieger und Elementarmagiern erinnern, Spionage und fantastische Geschöpfe, die halb Tier, halb Mensch sind. Die ganze Geschichte schillert in den vielfältigsten Facetten, dazu kommt, dass nur wenige fantastische Epen überwiegend auf dem Wasser spielen und Piraten zudem eine wichtige Rolle spielen. Dadurch ist das Hauptszenario relativ unverbraucht. Es werden große Erwartungen geschürt und die Vorfreude auf dieses Buch ist zunächst recht groß. Sehr schnell stellt sich jedoch Ernüchterung ein, denn Anderie-Meyer gelingt es nicht, um all diese Ideen und Möglichkeiten eine spannende Erzählung zu weben. Die vermeintlich sehr originellen Ansätze ufern zudem in sehr gewöhnlichen, eintönigen Ausführungen, die ihrem selbstauferlegten Anspruch nicht gerecht werden. Als da wäre das adoptierte Waisenkind, dass entdeckt, welch gewaltige magische Kräfte in ihm schlummern - wirklich neu ist das, mit Ausnahme des nicht so gewöhnlichen Umfelds, nicht. Dem facettenreichen Setting gelingt es nicht, von diesem Umstand abzulenken.

Auch in Sachen Schreibstil konnte „Die Legende von Manara“ nicht überzeugen. Es mangelt ganz akut an bildhaften Umschreibungen, welche die kurzen, manchmal fast schon abgehackt wirkenden Sätze zu einem flüssigen Text werden lassen würden. Immer wieder gerät der Lesefluss ins Stocken, denn der Text wirkt in großen Teilen unharmonisch und liest sich nur sehr zäh.


Stil und Sprache
Der stockende Erzählstil ist das größte Manko dieser Erzählung. Sehr häufig gibt es Passagen, bei denen mehrere extrem kurze Sätze direkt nacheinander auftauchen. Hier ein kleines Beispiel: Es verschlug ihm die Sprache. Er sah es ganz genau. Die Furcht lies ihn erstarren. (siehe Seite 123). Auch Passagen, bei denen zwei oder gar drei Sätze hintereinander mit dem gleichen Wort beginnen, tauchen mit der selben Stetigkeit auf, wie Sätze die keinen Sinn ergeben oder simple Schreibfehler. All diese Dinge zeugen nicht gerade von einer sorgfältigen Überarbeitung des Textes und trüben den Lesespaß ungemein.

Weiterhin stolpert man sehr häufig über Textstellen, die in höchstem Maße unglaubwürdig erscheinen. Ich mag heroische Helden und hab auch nichts gegen absolute Überhelden einzuwenden, aber eine Schwertkämpferin, deren Klinge eine Breite von über 30 Zentimetern hat, lässt mich mit einem Kopfschütteln zurück. Selbst in einem Cartoon würde das mehr als albern aussehen. Diese, einem gewaltigen Hackebeil gleichende Waffe würde über ein abartig hohes Gewicht verfügen und aufgrund der total unproportionierten Abmessungen wäre es unmöglich, mit dieser Waffe zu kämpfen. 

Dann gibt es da noch ein Piratenschiff (aus Holz), dessen Hauptmast aus Metall gefertigt ist. Mal ganz davon abgesehen, das dessen immens hohes Gewicht die Balance des Schiffes gefährlich kopflastig werden lassen würde, gibt es doch tatsächlich eine Szene, in der Zezaya eine Druckwelle erzeugt, die diesen Metallmast abbrechen lässt wie ein Streichholz. Gleichzeitig überlebt sein Bruder die Wucht dieser Druckwelle. Zugegeben, Metall kann brechen wenn immense Kräfte wirken, allerdings wäre ein menschlicher Körper dann noch weniger als Brei. Warum diese lächerlichen Übertreibungen? Dadurch wird die Szene auch nicht imposanter. Angesichts der ansonsten eher ernsthaften Erzählweise passt das einfach nicht, es sei denn man möchte eigentlich eine witzige Story zum besten geben, die sich selbst nicht ernst nimmt. Auf Terry Pratchett´s Pfaden möchte Anderie-Meyer jedoch nicht wandeln. 

Die Liste der Ungereimtheiten nimmt leider kein Ende. So zückt Ikarus, Zezaya´s Bruder, irgendwann ganz plötzlich eine Kamera und fotografiert Zezaya damit. Dieses äusserst handliche Gerät verfügt nicht nur über ein Zoomobjektiv, Nein, sie hat sogar einen eingebautes Blitzlicht und muss infolgedessen mit Batterien betrieben werden (Magie wird an dieser Stelle nicht erwähnt, wäre als Erklärung aber auch höchst unpassend). Bei einer Plattenkamera, die eine Art Daguerrotypien erzeugt könnte man ja noch ein Auge zudrücken, aber modernes Filmmaterial, eine sehr moderne Kamera und alles, was zur Herstellung eines Bildes so nötig ist, passen einfach nicht in eine ansonsten eher archaisch anmutende Welt. Pistolen, die man zunächst „entsichern“ muss, sind hier ebenfalls völlig fehl am Platze, denn nur moderne Handfeuerwaffen besitzen eine Sicherung. Bei alten Steinschlosspistolen, die ganz hervorragend in dieses Setting passen würden, muss man höchstens den Hahn spannen oder das Zündpulver anbringen. 

Ich könnte noch eine Menge Dinge aufzählen, welche diese Welt in höchstem Maße unglaubwürdig erscheinen lassen, doch möchte ich mich nun den Figuren zuwenden.


Figuren
Gleich zu Beginn fällt mir hier Zezaya, eine der Hauptfiguren dieser Erzählung, auf. Zezaya ist selbst der Meinung, er sei lernfähig, was er immer wieder betont. Sein Bruder bringt in allerdings stets mit der gleichen Masche dazu, anfallende Arbeiten für ihn zu übernehmen.  Immerhin wird er nicht von heute auf morgen zum unbesiegbaren Superhelden, wenngleich dies in weiteren Bänden der Geschichte noch geschehen könnte. Als zentrale Schlüsselfigur steht er oft im Mittelpunkt des Geschehens. Seine Ängste und seine Suche nach seinesgleichen, beziehungsweise nach seiner Herkunft, werden sehr ausführlich beschrieben. Dadurch ist Zezaya die Figur, mit der man sich am ehesten identifizieren kann.

Sein Bruder Ikarus hat stets einen coolen Spruch parat und nimmt praktisch niemals eine Situation wirklich ernst. Dabei ist sein albernes Gehabe beim besten Willen nicht witzig, es sei den man findet großspuriges Machogeprahle amüsant. Gleichzeitig ist er ein brillanter Schwertkämpfer, der allerdings viel zu selten zeigen darf, was wirklich in ihm steckt. Dadurch verkommt er zum hohlen Sprücheklopfer, der stets ein überlegenes Lächeln zur Schau trägt. Wie es in ihm wirklich aussieht, was ihn antreibt und welcher Kern hinter der Maskerade verborgen ist, bleibt dem Leser vorenthalten. Dadurch bleibt seine Figur sehr oberflächlich. 

Dann wäre da noch Shaia, die Navigatorin. Auch bei ihr darf der Leser hinter die Kulissen blicken. Stück für Stück erfährt man ihre Geschichte, mit deren Hilfe man bestens nachvollziehen kann, warum sie sich hinter einer Maskerade der Unnahbarkeit versteckt. 
Im weiteren Verlauf der Geschichte tauchen eine Menge zusätzlicher Charaktere auf, denen teilweise sogar ein eigener Handlungsstrang gewidmet wird. Dadurch gewinnt die Geschichte im weiteren Verlauf deutlich an Komplexität und so manche Schwäche tritt in den Hintergrund.

Insgesamt sind die Figuren sehr schön ausgearbeitet. Die Bösewichter, insbesondere die Fischmenschen, kommen jedoch deutlich zu kurz. 


Aufmachung des Buches
Die Legende von Marana wird als Softcover verlegt, das über eine sehr schöne Einbandgestaltung verfügt. Diese ist hochglänzend und wirk recht hochwertig. Angesichts des recht happigen Kaufpreises wäre jedoch eine deutlich wertigere Klappenbroschur wünschenswert gewesen.


Fazit
Der Klappentext dieses Buches lässt auf eine sehr interessante Geschichte hoffen. Leider hat diese viele Schwächen und hätte von einer zusätzlichen Überarbeitung immens profitiert, denn das Potential für eine gute Erzählung ist definitiv vorhanden. In der jetzigen Form liest sich das Buch extrem zäh und macht kaum Spass.


2 Sterne


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