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Ein zerbrochener Planet. Schollen die im Äther treiben. Maschinen mit Seelen und Menschen ohne Skrupel. Dampfkraft, groteske Maschinentechnik und übernatürliche Phänomene. Und über all dem eine geheimnisvolle Toteninsel, die die Welt der Lebenden heimsucht.

Willkommen in der bizarren Welt von "Steam Noir" - der Steampunk Saga der "Jakob" Schöpfer Felix Mertikat und Benjamin Schreuder.

Ein Einbruch in einer Villa in der Ätherhafenstadt Schierling ruft ein außergewöhnliches Ermittlerteam auf den Plan: Heinrich Lerchenwald, Jungeselle und Lebemann, seit vielen Jahren als Bizarromant für den Januskoogener Leonardsbund tätig; Richard Hirschmann, beseelter Maschinenmensch, sanftmütig, aber verbissener Kriminalist; Frau D.,Tatortermittlerin und Suffragette in Personalunion. Ein außergewöhnliches Fahndergespann für einen außergewöhnlichen Fall: Eine verlorene Seele, ein Wiederkehrer von der Toteninsel Vinetta, hat die Leiche eines Mädchens entwendet, das vor Jahren in den Hauskamin eingemauert wurde. Die Suche nach der Seele und dem Mörder des Mädchens führt Heinrich und seine Kollegen auf die Spuren eines ominösen Wunderheilers, der an der Erforschung mechanischer Organe arbeitet.

 

Steam Noir 1 


Autor: Benjamin Schreuder
Illustration: Felix Mertikat
Verlag: Cross Cult
Erschienen: Oktober 2011
ISBN: 978-3-942649-27-8
Seitenzahl: 64 Seiten
Altersgruppe: ab 14 Jahre (Empfehlung des Rezensenten)

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Die Grundidee der Handlung
Heinrich Lerchenwald, ein etwas zerstreut wirkender Ermittler für Vorfälle der übersinnlichen Art, und seine attraktive Gehilfin, derene Vornamen er offensichtlich nicht kennt und Sie daher stets nur mit Frau D. anredet, werden zu einem Einbruch in eine in der Ätherhafenstadt gelegenen Villa gerufen. Eine Leiche, die dort in einem alten zugemauerten Kamin verborgen war, wurde entwendet. Schnell wird klar, das eine verlorene Seele von der Toteninsel Vinetta der Täter sein muss. Offenbar beherbergte der Leichnam einen wertvollen Gegenstand - ein Herz aus Kupfer, und schon bald bekommen Lerchenwald und Frau D. unliebsame Gesellschaft, die ebenfalls nach dem Kupferherz zu suchen scheinen. Die Spur scheint zu Dr. Presteau zu führen, dem Schöpfer des Kupferherzes.

Der Leser wird in Steam Noir zu Beginn recht unmittelbar mit einer fremdartigen Welt konfrontiert. Erst im weiteren Verlauf der Erzählung wird klar, was man unter bestimmten Begrifflichkeiten zu verstehen hat. Ich empfehle jedem, zunächst das kleine Glossar am Ende der Geschichte zu lesen, den dort erfährt man einiges über die Inselwelt des Äthers, sowie über den geheimnisvollen Leonardsbund, in dem Heinrich Lerchenwald arbeitet. Diese Informationen sind sehr umfangreich und geben einen guten Überblick über alles, was man wissen sollte, um ganz in die Welt von Steam Noir abtauchen zu können. 

Trotz einiger Parallelen zu bekannten Comicuniversen, wirkt Steam Noir angenehm eigenständig und überzeugt mit einem interessanten Szenario. Das stimmungsvolle Artwork, welches seine Ausdruckskraft insbesondere der aufwendigen Kolorierung verdankt, erzeugt eine wundervolle bedrückend melancholische Stimmung, die sehr schön zur Story passt.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Felix Mertikat zeigt in Steam Noir sehr eindrucksvoll, dass er ein Zeichner ist, von dem wir viel erwarten können und hoffentlich auch noch viel zu sehen bekommen. Mühelos gelingt es ihm, mit internationalen Könnern seiner Zunft Schritt zu halten und dabei einen eigenständigen Stil zu entwickeln. Seine Bilder verfügen über eine individuelle Note und kopieren nicht einfach den Stil von bereits etablierten Künstlern. Vor allem den Umgang mit Farben beherscht er ganz hervorragend. Schon auf dem Einband sieht man, welche Farben den Band im Innern dominieren. Erdige, dunkle Brauntöne, mit leichten Nuancen ins Schilfgrüne, dazu gesellen sich schmutzige, kränkliche Grüntöne und hin und wieder Gelb und Rostrot.

Die Panels sind überwiegend sehr düster und schwermütig gehalten und verströmen sehr oft einen morbiden, melancholischen Touch. Das prägt den Grundtenor der Geschichte sehr deutlich, zumal der Bildeindruck in der Hauptsache über die Farben erzeugt wird. Die Tuschearbeit von Mertikat ist eher schlicht. Oft reißt er nur die wichtigsten Konturen an und das Bild selbst bekommt dann über die fein abgestufte Kolorierung sein Leben eingehaucht. Vor allem bei dunkel kolorierten Panels wirken die sehr dünnen Tuschestriche, mit den die Silhouetten der Figuren umrissen sind, ein wenig verloren, ja fast schon deplaziert. So als hätte jemand in einem Ölgemälde nachträglich dünne Linien eingezeichnet. Ganz anderst hingegen ist der Bildeindruck bei hellen Panels. Dort wirken die dünnen Striche luftig und harmonisch. Diese hellen Panels wirken anmutig grazil. Die dünnen Striche fallen dort kaum auf, stattdessen verschmelzen sie perfekt mit dem Spiel der Farben. 

Sehr schön sind auch die Rahmen der Panels. Diese verfügen nicht über gerade Umrandungen. An ihrer statt verwendet Mertikat grob handskizziert Umrandungen, wie man sie aus vielen Bildbearbeitungsprogrammen kennt. Der Raum zwischen den einzelnen Panels ist dabei mit einem kräftigen Braunton unterlegt, der mit groben schwarzen Schraffurlinien und Farbklecksen übermalt wurde.


Aufmachung des Comics
Der Cross Cult Verlag zeigt mit diesem äußerst hochwertig verarbeiteten Comicband, dass bisher in Sachen Verarbeitungsqualität längst noch nicht die Grenzen des technisch Möglichen erreicht wurden. Schon der Einband des Comics ist ein kleines Highlight. Das kunstlederartige Material verfügt über eine dezent geprägte Ledertextur, die dem Einband ein sehr hochwertiges Äußeres verleiht. Diese prachtvolle Materialanmutung setzt sich im Innern des Bandes fort. Dort wurde ein sehr dickes, geschmeidiges Papier verwendet. Auch darauf findet sich eine sehr dezente, matt schimmernde Oberfläche. 

Schon alleine der Steam Noir Schriftzug macht dem potentiellen Käufer unmissverständliche klar, was für eine Art Geschichte im Innern steckt. Der Maschinenmensch (es handelt sich hier um Richard Hirschmann), der das Cover ziert, beseitigt dann den letzen Zweifel. 


Fazit
Eine stimmungsvolle Steampunk-Geschichte, bei der noch unklar ist, wie sie sich weiterentwickeln wird. Das Potential ist gut, der Auftaktband ist fesselnd, aber viele Dinge werden bisher zu wenig vertieft. Optisch brauchen sich die gefälligen Zeichnungen nicht zu verstecken, sie wirken lediglich hin und wieder ein wenig unharmonisch.


4 Sterne


Hinweise
Rezension von Thomas Lang
Herzlichen Dank an den Cross Cult Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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