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Kategorie: Boys Love

Sohgo und Yamato sind schon lange Freunde – verdammt lange!
Als ein gemeinsamer Schulkamerad ihre Hilfe benötigt, müssen sie sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen und alte Wunden brechen auf …

 

Border 04 

Originaltitel: Border volume 4
Autor: Kazuma Kodaka
Übersetzer: Nina Olligschläger
Illustration: Kazuma Kodaka
Verlag: Carlsen Manga
Erschienen: Januar 2012
ISBN: 978-3-551-74607-8
Seitenzahl: 192 Seiten
Altersgruppe: ab 16 Jahren


Die Grundidee der Handlung
Wie wahrscheinlich jeder Border-Fan es bereits erwartet hatte, steht Sohgo nun als letzter der vier Detektive im Mittelpunkt. Nach zahlreichen Andeutungen in den Vorbänden war es auch keine echte Überraschung mehr, dass Yamato tiefer gehende Gefühle für seinen Freund aus Jugendtagen hegt als nur freundschaftliche. Die große Frage war nur, wie sieht es diesbezüglich bei Sohgo aus? Weiß er von Yamatos Gefühlen? Erwidert er sie vielleicht sogar? Dazu kann ich nur eins sagen, ohne Wesentliches zu verraten: man erhält Antworten, denn die Wiederbegegnung mit ihrem alten Schulfreund und Judo-Trainer, Hyodo-sempai, beschwört alte Spannungen herauf. Hyodo weiß über das Gefühlsleben zwischen Yamato und Sohgo bestens Bescheid, mehr noch, er könnte die entscheidende Wende herbeiführen … im nächsten Band … hoffentlich.

Emotional ist der Band hervorragend aufgebaut und erzählt, einmal angefangen, kann man sich gar nicht mehr bremsen mit Lesen. Trotzdem frage ich mich langsam ernsthaft besorgt, wieso Kazuma Kodaka die tolle Grundidee mit der Detektei zunehmend aus den Augen verliert und nur noch das Zwischenmenschliche im Visier hat? Gerade Ersteres ließ den Manga für mich aus der Masse des Boys Love Genres herausragen, weshalb ich es sehr schade fände, wenn der Faden nicht weiterverfolgt würde. Die Action und der Humor bleiben folglich erneut auf der Strecke, auch wenn die Erotik erfreulicherweise wieder mehr in den Vordergrund tritt.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Zum Einstieg greift die Mangaka die elektrisierende Stimmung zwischen Yamato und Sohgo aus Band 3 wieder auf, indem sie die beiden zu einem feucht-fröhlichen oder treffender gesagt, feucht-nachdenklichen Abendessen zu zweit einfinden lässt. Es ist doch jedes Mal grandios, wie die Zeichnerin es schafft, die Seiten mit subtiler Erotik förmlich brennen zu lassen, ohne dass tatsächlich etwas passiert – so auch hier: Geschmeidig und biegsam wie eine Katze liegt z.B. Yamato auf Sohgos muskelbepackter Brust und fragt diesen Nasenspitze an Nasenspitze „Du, Sohgo? Macht dich die Stellung grad auch so geil?“, doch alles was er sich damit einhandelt, ist eine schlagkräftige Abfuhr. Auf diese Weise wird man als Leser immer wieder aufs Neue angestachelt, nur um im nächsten Moment hingehalten zu werden.

In der anschließenden Hauptgeschichte sorgen zwei neue Nebenpersonen aus Yamatos und Sohgos Schulzeit für ein Aufleben der Vergangenheit. Sowohl der androgyne, feminin wirkende Jin-sempai als auch der muskulöse Hyodo-sempai waren früher Yamatos und Sohgos Mitschüler und Judo-Trainer. Die Vier verbindet ein kompliziertes Beziehungsgeflecht. Für den damals sexuell gerade erwachenden Yamato wurde Hyodo-sempai noch zu einem ganz anderen Lehrer als fürs Judo. Hier dürfen sich Yaoi-Fans endlich mal wieder auf etwas handfestere Erotikszenen freuen. Leider haben diese einen schalen Beigeschmack, weil Hyodo nur als Ersatz für jemand anderen fungiert, aber zumindest weiß er darüber Bescheid und wird nicht etwa an der Nase herumgeführt, was noch viel schlimmer gewesen wäre.
Neben all den hübschen Jungs sind diesmal auch zwei Mädchen mit von der Partie, die für zusätzlichen Schwung im Beziehungskarussell sorgen. Kazuma Kodaka verzichtet bei ihnen auf feminine Kurven und große Brüste und zeichnet sie realistisch, wie man sich Mädchen ihres Alters vorstellt, mit schmaler Figur, kleinem Busen und in Schuluniform gekleidet. Sohgos Freundin, im Rollstuhl sitzend, gehört eindeutig zum Typus „freundlicher, netter Kumpel“, während Hyodos attraktive Freundin diesen wohl nur benutzt, um mit ihm anzugeben.
Da Tamaki und Kippei nicht mit Yamato gemeinsam die Schulbank drückten, müssen sich Fans dieser beiden mit einem Miniauftritt gleich am Anfang zufriedengeben, und auch die in den Vorbänden eingeführten Nebencharaktere fehlen hier komplett.

Das einzige bisschen Action  in den Panels ist den Judoszenen vorbehalten, weil diesmal keine gefährlichen Schnüffler-Tätigkeiten anstehen, worin sich die vier Detektive schlagkräftig gegen irgendwelche bösen Schurken verteidigen müssten. Trotzdem wirken die übrigen Szenen niemals starr, denn die Künstlerin versteht es wie keine zweite, die Bewegungen ihrer Protagonisten mit jedem Muskel nachzuzeichnen und den Bildern damit Leben einzuhauchen. Die Hintergründe sind überwiegend karg mit grauen Schattierungen oder stimmungsuntermalenden Motiven ausgestattet, um dafür die Personen ins Rampenlicht zu rücken. Nur ab und zu stößt man auf die zur Orientierung notwendigen Häuser, Straßen, Inneinrichtungen usw.

In der Panelanordnung hält sich Kazuma Kodaka an die klassische Vorgehensweise mit klar abgetrennten Bildern, die auch Anfängern ein entspanntes Lesen erlaubt. Die Textdarstellungen bieten ebenfalls nichts Neues im vierten Teil und sind wie gehabt in Border.


Aufmachung des Manga
In der Aufmachung wie die übrigen Bände, gibt es dennoch eine Kleinigkeit, die mich ein wenig verärgert. Inzwischen wurde das Verlagslogo „Carlsen Manga“ wieder einmal geändert, was nicht weiter schlimm wäre, hätte man das neue Logo nicht kurzerhand ab Band 3 übernommen. Nun haftet den Border-Buchrücken der Schönheitsfehler an, nicht einheitlich zu sein. Ich verstehe das Ganze deshalb nicht, weil man früher bei Carlsen penibel darauf achtete, die Logos bei langlaufenden Serien immer beizubehalten und eben nicht mit neueren zu ersetzen.

Auf dem vorderen Umschlagdeckel sieht man den „heutigen“ Sohgo. Trotz seiner ausgeprägten körperlichen Maskulinität wirkt sein Gesichtsausdruck offen, intelligent und sensibel, an ihm ist nichts Grobschlächtiges. Er lockert gerade seinen Krawattenknoten, von dem er sich wohl eingeengt fühlt. Im Stil bleibt sich die Coverillustration treu und reiht sich nahtlos zu ihren Vorgängern. Der hintere Umschlagdeckel zeigt die übrigen drei Detektive: Yamato, Tamaki und Kippei. Über ihnen ist die Inhaltsangabe auf rotem Untergrund abgedruckt. Ein illustriertes Deckblatt hat der Band natürlich auch vorzuweisen. Dieses zeigt die „jüngeren Ausgaben“ von Sohgo und Yamato. Lässig nebeneinander stehend, die Hände in den Hosentaschen vergraben, sind die beiden Teenager noch deutlich schlaksiger und weniger muskulös als heute.


Fazit
Wie schon erwartet, steht diesmal Sohgo im Mittelpunkt, doch anders als die in sich abgeschlossenen Vorbände, ist es seine Geschichte noch nicht. Nun heißt es warten auf Band 5, der zum Glück bereits fürs kommende Winterprogramm angekündigt ist. Vom erzählerischen und zeichnerischen Aspekt her hätte dieser Teil die Höchstwertung verdient, wäre da nicht der Wermutstropfen, dass Kazuma Kodaka die Grundidee mit der Detektei zunehmend aus den Augen verliert.

 
4 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
- Band 1
- Band 2
- Band 3