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Nach dem schrecklichen Anschlag, dem ihr geliebter Partner in crime und Ehemann Jeffrey Tolliver zum Opfer fiel, wollte Sara Linton nichts mehr, als Abstand zu gewinnen. Doch kaum hat sie in der Stadt ihrer Kindheit wieder Fuß gefasst, bricht erneut das Böse in ihr Leben ein ...
In der Notaufnahme des Grady Hospital muss sie eine junge Frau versorgen, die erst gefoltert und misshandelt – und dann, offenkundig auf der Flucht vor ihrem Peiniger, von einem Auto erfasst wurde. Selbst dem Ermittler Will Trent stockt angesichts der Gewalt, der die junge Frau ausgesetzt war, der Atem. Als er den Unfallort begeht, stößt er auf eine Folterkammer tief unter der Erde – und auf Spuren eines zweiten Opfers!

 

Tote Augen 

Originaltitel: Undone
Autor: Karin Slaughter
Übersetzer: Klaus Berr
Verlag: Blanvalet
Erschienen: 11/2011
ISBN: 978-3-7645-0343-7
Seitenzahl: 571 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Um den Schatten der Vergangenheit und wohl auch ihrer mehr als fürsorglichen Familie zu entkommen, ist Sara Linton nach Atlanta gezogen, und arbeitet im Grady Hospital. Dort trifft sie auf Will Trent, der in einem sehr ungewöhnlichen Mordfall ermittelt. Irgendein Psychopath quält Frauen solange, bis diese entweder von selbst den Tod wählen oder durch seine Methode diesen erleiden – oder fliehen können. Obwohl Sara nicht mehr als Rechtsmedizinerin arbeitet, wird sie in den Fall verwickelt. Ihr Interesse ist groß, und so kommt es, das Sara eines Tages wieder vor den Türen zu einem Obduktionssaal steht und mit den Geistern ihrer Vergangenheit schmerzhaft konfrontiert wird.

Irgendwie hat Karin Slaughter in diesem Thriller den ihr sonst so zu eigenen Biss nicht wirklich umsetzen können. Keine Frage, Tote Augen ist toll geschrieben und bringt das Thema Anorexie schonungslos auf den Punkt, doch gleichzeitig ist zwischen den Seiten eine unglaubliche Traurigkeit zu spüren, die mir oftmals die Tränen in die Augen getrieben hat. Der Rest liest sich ruhig, fast dumpf, selbst in den grausamsten und blutigsten Szenen. Hier ist es die Kombination aus einem aktuellen Mord und der Vergangenheitsbewältigung, die den Reiz dieses Thrillers ausmacht.


Stil und Sprache
Mit diesem Thriller werden von Karin Slaughter die Grant County Serie um Sara Linton sowie die Will Trent Atlanta Serie zusammen geführt. In meinen Augen ein nicht ganz gelungener Zusammenschluss. Mir fehlte das gewisse Etwas, das die Grant County Serie und die Thriller der Atlanta Serie ausmachte. Sicher, es geht auch in Tote Augen äußerst brutal und blutig zu, doch der Tonfall ist hier eher ruhig, bedächtig und mit sehr viel Nostalgie verbunden. Im personalen Erzählstil geschrieben, erlebt der Leser einerseits die Gedanken und Überlegungen von Sara Linton, andererseits die von Will Trent. Es sind mehr als drei Jahre seit dem schockierenden Handlungsende von „Zerstört“ vergangen, und Karin Slaughter wirft den Leser im wahrsten Sinne des Wortes nicht nur in eine vollkommen neue Handlung – weit weg von Grant County, sondern auch ihre Charaktere. So wie sich für Sara das Leben von Grund auf verändert hat, so hat auch Wills Leben eine neue Facette dazubekommen. Diese neuen Lebenssituationen bringt Karin Slaughter mit sehr viel Emotionen wunderbar zu Papier. In immer wieder auftretenden kleinen Rückblenden zeigt die Autorin, was in der Zwischenzeit in den beiden Leben von Sara und Will so alles geschehen ist und wie sich die beiden dabei jeweils gefühlt haben und es noch immer tun. Diese Passagen sind geschickt in die laufende Handlung von heute eingebaut, wodurch die vorherrschende brutale Grausamkeit des Täters nicht gemindert wird, dafür aber auf eindrucksvolle Art betont und hervorgehoben – und genau das macht die Faszination dieses Thrillers aus.

Durch Kapitelwechsel ändert die Autorin oftmals auch die Szene, wodurch trotz des ruhigen Tonfalls eine leichte Spannung bei der Suche nach dem Täter aufkommt. Neben der Tätersuche zeichnet Karin Slaughter aber auch noch ein anderes Bild – das der Anorexie. Schonungslos und eiskalt zeigt sie die Schattenseiten und Hintergründe hinter dieser Krankheit und was die Auslöser für diese sein können.


Figuren
Ein Vater, der wegsieht, ein sadistischer Bruder, eine bibelfanatische Mutter – Karin Slaughter mixt in Tote Augen ein Extrem mit dem nächsten und erzeugt so einen hochexplosiven Hexenkessel menschlicher Abgründe. Das Opfer: die verhasste Tochter.

Jeder der Charaktere hat sein Päckchen zu tragen, egal ob es sich dabei um den „netten Psychopathen von nebenan“ handelt, die schwangere Polizistin Faith, Sara Linton oder Special Agent Will Trent. Die Autorin ist gnadenlos offen, beschreibt erbarmungslos was die Anorexie mit der Psyche, dem Leben und der Familie der Erkrankten macht und wie es zur Erkrankung kam. Gleichzeitig zeigt sie aber auch, welchen Überlebenswillen diese Menschen haben. Schön, die Opfer in diesem Thriller sind allesamt eiskalte und arrogante Frauen, die kein Blatt vor den Mund nehmen, und sich einer recht ordinären Sprache bedienen, doch es ist auch zu sehen, dass sie nicht ohne Grund so sind, wie sie sind.

Will Trent zeigt stellenweise eine für ihn absolut ungewohnte Aggressivität und Sara Linton eine Passivität, die ich so von ihr auch nicht kenne. Ihre Trauer hat mir oft das Herz in der Brust zusammengeschnürt, so unglaublich hart hat sie mit dem Verlust ihres Mannes zu kämpfen. Karin Slaughter spielt hier perfekt mit menschlichen Gegensätzen, sowohl was das Aussehen angeht, als auch die Charakterseiten der Figuren und deren Lebensumstände. Reichtum, Karriere und kirchlicher Fanatismus sind hier eindrucksvoll kombiniert. Hier wird mit Doppelmoral, Eiseskälte, Mutterliebe und dem Tier im Menschen hervorragend gespielt, menschliche Abgründe gezeigt und so der Handlung ein Pepp verliehen, der es an vielen Stellen absolut in sich hat. 


Aufmachung des Buches
Das Buch ist grau gebunden, hat ein knallrotes Leseband und einen gräulichen Schutzumschlag. Dessen Gestaltung ist eher unscheinbar. Rot und Schwarz sind die Hauptfarben, Blutstropfen sind rund um einen Löwenzahn zu sehen. Was der allerdings mit dem Thriller gemein haben soll, ist mir nicht ganz klar. Da passt der Titel schon eher, auch wenn der Thriller im Original „undone“ heißt, was soviel wie „unerledigt“ bedeutet. Auf der Rückseite des Schutzumschlags ist eine kurze Inhaltsangabe zu sehen. Der linke Klappentext zeigt eine ausführlichere Version davon, der rechte eine Kurzvita zur Autorin. Die Aufmachung ist nicht unbedingt mein Geschmack, passt aber recht gut zum Buchinhalt.


Fazit
Psychologisch zwar raffiniert, aber meiner Ansicht nach gehört Tote Augen nicht zu den besten Werken von Karin Slaughter. Das Einzige, was für mich diesen Thriller lesenswert gemacht hat – und weshalb ich 4 Sterne gebe - war die Kombination aus persönlicher Tragödie (die Sara zu bewältigen hat), grausamem Fanatismus (was den Täter angeht) und das Bestreben von Will, diesen Fall zu lösen. 


4 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de             

Backlist:
Band 1: Verstummt
Band 2: Entsetzen

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