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 Fran Ray

Mitte März erschien Fran Rays zweiter Thriller "Das Syndikat" - ein guter Grund für uns, um die Autorin zu interviewen! Fran wurde 1963 in Deutschland geboren, lebt mittlerweile in Südspanien und hat mit der Schriftstellerei den Traumberuf ihrer Kindheit wahr gemacht. Mit uns plauderte sie über fremde Länder und dunkle Verschwörungen.


Liebe Fran Ray, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für unsere Fragen nehmen! Wie geht es Ihnen; womit sind Sie derzeit beschäftigt?

Ich freue mich, Ihre Fragen zu beantworten. Mir geht es gut. Ich schreibe natürlich schon wieder an einem neuen Roman und werde in den nächsten Tagen zu einer Recherchereise in die USA aufbrechen.


Reisen, ein gutes Stichwort. Sie sind in Deutschland geboren, haben aber unter anderem in Australien gelebt und dort eine Krimi-Reihe unter Pseudonym verfasst. Wie kam es dazu? Waren das Ihre ersten Berührungspunkte mit der Schriftstellerei?

In Australien entstand zwar mein erster Roman, aber geschrieben habe ich schon vorher. Nach Australien führte mich ein Dokumentarfilmprojekt, dass mir schließlich den Anstoß für den ersten Krimi gegeben hat.


Erst Down Under, nun leben Sie in Spanien. Beeinflussen die jeweilige Umgebung Ihre Tätigkeit als Schriftstellerin?

Landschaft, Umgebung, Kultur und die jeweiligen Menschen geben in gewisser Weise die Folie für bestimmte Geschichten ab.


Bei soviel Landeskunde: Wenn Sie einen Reiseroman a la Bryson schreiben müssten, in welchem Land würde er spielen – und worum würde es gehen?

In der Antarktis und um das Leben unter dem Eis.


Nach dem Studium sind Sie zunächst in die Filmbranche gegangen. Nun schreiben Sie Romane. Wie empfinden Sie persönlich die Unterschiede im Storytelling? Und warum haben Sie sich letztlich für die Literatur entschieden?

Als Schriftstellerin bin ich wesentlich unabhängiger, als als Drehbuchautorin. Ich kann die großartigsten Explosionen beschreiben, ohne an das erforderliche Budget denken zu müssen.
In der Literatur ist alles möglich. Der Film hat mich gelehrt, in Perspektiven und Bildern zu denken und dann zu schreiben. Als Schriftstellerin bin ich zudem nicht auf ein großes Produktionsteam wie im Film angewiesen.


… was bei Ihren Büchern wirklich groß sein müsste: Bei der 'Saat' haben Sie sich mit Überbevölkerung, Globalisierung und Genfood befasst. In Ihrem im März erschienenen Werk 'Das Syndikat' geht es um die Angst vor dem gläsernen Menschen, die Waffenindustrie oder globale Verschwörungen. Wie gehen Sie vor, um einen Plot zu erstellen (Themenwahl, Recherche, Kontakte)?

Die Themen kommen zu mir. Wenn mich ein Thema wirklich packt, dann beginne ich breit angelegt zu recherchieren. Dabei ergeben sich meist auch Ideen für Handlung und Figuren. Das ist ein sehr langer und teilweise mühsamer Prozess, aber am Ende ein gutes Gefühl, wenn sich dann alles zu einem großen Ganzen fügt.


Wie exakt planen Sie die einzelnen roten Fäden, Szenenverläufe oder Charaktere? Das Syndikat hat ja mehr als einen Handlungsstrang zu bieten.

Genau das ist das Spannende an der Sache. Ich erstelle zwar ein Exposé, lege die Charaktere und Konflikte an, werfe dann aber beim Schreiben vieles wieder über den Haufen. Die Figuren beginnen ein Eigenleben, dem ich bis zu einen Punkt auch nachgebe. Ich könnte mir nicht vorstellen, einen kompletten Szenenplan zu entwerfen und ihn einfach abzuarbeiten.


Sind Sie ein Nachrichtenjunkie oder wie halten Sie sich 'nah am Thema', wenn es um Katastrophen und Weltgeschehnisse geht?

Nachrichtenjunkie bin ich nur, wenn ich gerade an einem Buch arbeite. Dann habe ich den Eindruck, dass sämtliche Meldungen zu meinem Buch passen. Je mehr ich mich mit einem Thema beschäftige, um so deutlicher wird für mich, dass vieles schon Realität ist, was aber noch nicht so richtig in unser Bewusstsein gedrungen ist.


Das Syndikat reißt gleich zu Anfang durch den Angriff am Kinderwagen mit. Viele Leser werden um das Baby bangen, andere werden leiden, wenn Ann ihren Hund erschießt. Sind Sie emotional beim Schreiben?

Sie können mir glauben, ich muss tatsächlich ab und zu weinen. Das ist für mich oft ein Zeichen, dass die Szene richtig gut geworden ist.


Die Hauptfigur, Karen Burnett, wird unter anderem durch die Beziehungen zu anderen Menschen gezeichnet. Ist es Ihnen wichtig, den Handelnden auch diesen Grad an Schwäche zuzugestehen?

Figuren sind nur dann glaubhaft, wenn sie neben ihren Stärken auch Schwächen haben. Karen Burnett sollte auch nicht nur stark und sympathisch sein. Die Charaktere sind für mich ein ganz wesentlicher Bestandteil des Romans, da sonst jedes Geschehen nur einfache Action bleiben würde.


Wie lange schreiben Sie an einem Buch?

Die Idee für das Syndikat kam mir sicher vor zwei Jahren, reine Schreibzeit habe ich etwa ein Jahr gebraucht. Dabei habe ich versucht, aktuelle Entwicklungen mit einzubinden, was die Geschichte auch immer wieder beeinflusst hat. Meine Agentin bekommt am Anfang das Exposé, den fertigen Roman der Lektor.


Wären Sie gern eine der Figuren aus Ihren Büchern, gefangen zwischen Mord, Katastrophen, Ermittlerarbeit und anderen Gefahren?

Um Gottes Willen Nein! Diese Personen bin ich nur gerne während des Schreibens.


Wie vernetzt sind Sie selbst – von Web 2.0 bis TechForen?

Während des Recherchierens versuche ich viele technische Möglichkeiten zu nutzen, beim Schreiben selbst konzentriere ich mich auf die Handlung und die Charaktere.


Krimis und Thriller, so sieht momentan Ihr Repertoire aus. Was wird denn gelesen, wenn der Rechner mal ausbleibt?

Ich lese gerne Biografien und Bücher, in denen keine Morde geschehen.


Haben Sie da eine Empfehlung für uns?

Joyce Carol Oates – Vergewaltigt – eine großartig erzählte schockierende Story.
Don Winslow – Tage der Toten – spannende, im knappen Stil erzählte Geschichte über die Drogenmafia.


Welches Projekt steht als nächstes auf dem Programm?

Der nächste Roman erscheint im Herbst 2013, er spielt in den USA, es wird um starke weibliche Charaktere gehen und natürlich um ein brisantes wirtschaftliches politisches Thema.


Wenn Sie sich einen Co-Autoren suchen müssten, gäbe es da einen Wunschkandidaten?

Ja, meine Katze Polly. Immer, wenn sich Polly auf meinen Schreibtisch setzt, dann fließt die Kreativität.


Und das hoffentlich auch weiterhin. Vielen Dank für das Interview!

Ich bedanke mich auch und wünsche Ihnen alles Gute.

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