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Kategorie: Interviews mit Verlagen

Julia Schwenk


Auf der Leipziger Buchmesse hatte ich die Gelegenheit, mich ein wenig mit Julia Schwenk (Miteigentümerin des Cursed Side Verlags), Janine Sander (Illustratorin), Katja Kober (Autorin) und A.C. Lelis (Autorin) zu unterhalten. Erstere beantwortete mir dabei folgende Fragen:


Du bist Miteigentümerin des Cursed Side Verlags, den du im März 2010 gemeinsam mit Simone Neblich-Spang als Zusammenschluss der Verlage Cursed Publishings und The Wild Side gegründet hast. Wie kam es dazu und wie funktioniert die Zusammenarbeit?

Bis 2010 führten Simone und ich ja jeweils einen Kleinverlag. Aus wirtschaftlicher Sicht war es dann einfach besser, sich zusammenzutun und so die Kosten zu senken, was z.B. Büromaterialien etc. betrifft und auch der Personalaufwand wurde geringer. Die Zusammenarbeit mit Simone ist sehr gut und jeder konzentriert sich auf spezielle Bereiche.


Was genau umfasst dein Aufgabengebiet?

Ich kümmere mich vor allem um die Projektorganisation, den redaktionellen Teil, das Aussuchen und Umsetzen von Titeln und die Kommunikation untereinander sowie mit Großkunden. Und ich backe Muffins für unsere Autoren. [lacht]


Was liebst du an deinem Beruf besonders – was nicht so sehr?

Die Abwechslung. Kein Tag ist wie der andere. Man lernt viele Leute kennen und stellt sich auf diese ein. Das fasziniert mich und gibt mir immer wieder Motivation. Manchmal muss ich auch die Büroablage übernehmen und das mag ich nicht so sehr. Und auch Messevorbereitungen wie hier für die Leipziger Buchmesse mache ich eher ungern.


War es schwer, in der Verlagswelt Fuß zu fassen? Oder arbeitet ihr sogar noch daran?

Da wir durch die Kleinverlage schon bekannt waren, war es deutlich einfacher, sich in der Verlagswelt einen Namen zu machen und viele Kontakte hatten wir ja schon geknüpft. Am Anfang, als ich damals meinen Kleinverlag gründete, war es dagegen schon sehr schwer.


Welche Arbeiten fallen im Verlag auf dem Weg vom Manuskript bis zur Veröffentlichung an?

Zuerst erfolgen die Titelauswahl und dann die Projektplanung, bestehend aus einem Brainstorming, der Charakterentwicklung und der Setzung von Meilensteilen der Geschichte sowie der Wahl eines Illustrators. Bei einem deutschen Autor folgt dann die Betreuung während der Arbeit, bei einem ausländischen Titel erfolgt die Übersetzung, die wir extern erstellen lassen. Dann schließt sich die Überarbeitung im Lektorat an und eine externe Grafikerin kümmert sich um den Satz. Abschließend geht das Buch zur Korrektur und dann in den Druck.


Ist es denn schwer, eine/n Illustrator/in für ein Werk zu finden?

Es gibt zwar viele Zeichner, aber nicht jeder ist für einen bestimmten Titel geeignet. Janine (Janine Sander; Anmerkung der Redaktion) ist zwar unsere Stammillustratorin für die Werke von A.C. Lelis und Katja Kober, aber es gibt auch Titel, zu deren Schreibstil ihr Zeichenstil nicht passt. International gestaltet sich die Illustratorensuche da zwar einfacher, aber dort kommt dann eben die Sprachbarriere dazu.


Ihr habt auch Mangas im Verlagsprogramm. Welche Schwierigkeiten ergeben sich bei der Projektarbeit an Graphic Novels im Gegensatz zu Büchern?

Mit den Mangas ist es etwas kompliziert, da viele Zeichner noch nichts Längeres abgeschlossen bzw. veröffentlicht haben, sodass es ein bisschen länger dauert, bis man den entsprechenden Arbeitsrhythmus gefunden hat. Autoren haben dagegen oft schon mehr veröffentlicht, sodass eine gewisse Arbeitsroutine meistens oft schon existiert. Sie können sich oft auch ein wenig besser einschätzen, was die Abläufe angeht.


In eurem Programm finden sich auch Bücher ausländischer Autoren. Wer sucht diese Bücher aus?

Ich habe persönliches Interesse an dem Genre und darum schon einiges aus dem englischen Sprachraum gelesen. Meist wähle ich daraus Titel aus oder wir bekommen Vorschläge durch die Agentur.


Agentur?

Anfangs wussten wir nicht genau, wie wir am besten an ausländische Verlage herantreten sollen. Mittlerweile arbeiten wir mit drei Verlagen aus den USA zusammen. Zwei davon werden in Deutschland durch eine Agentur vertreten, die deren Programm vermittelt. Für uns ist das sehr praktisch, weil so natürlich auch die Sprachbarriere wegfällt. Wir bekommen durch sie Titel vorgestellt und bei Interesse kommt es dann zu Verhandlungen.


Wie wichtig ist die Aufmachung des Buches für den Erfolg auf dem Buchmarkt?

Sehr wichtig! Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance. Der Kunde sieht schließlich das Gesamtbild Buch.


Warum verwendet ihr gezeichnete Cover?

Wir verwenden diese Coverillustrationen, weil wir ursprünglich aus dem Mangasektor kommen. Außerdem machen sie uns einzigartig und sorgen für die Erkennbarkeit des Verlags.


Bisher nutzt ihr E-Books nicht als Vertriebsweg. Wie stehst du dazu und ist dahingehend etwas geplant?

Wir arbeiten an E-Book-Versionen unserer Bücher. Lange war es ein Problem für uns, die Lesbarkeit so zu optimieren, dass die Texte in allen gängigen Ausgabeformaten gut zu lesen sind. Aber die neueren Projekte werden dann auch im E-Book-Format vorliegen und die älteren werden später folgen. Trotzdem wird die Printschiene natürlich weiterhin gegeben sein.
Ich persönlich mag E-Books sehr gerne, schon allein, weil sie viele Bequemlichkeiten bieten. Ich finde aber, dass sie auch professionell gemacht sein müssen.


In der heutigen Zeit spielt sich sehr viel in den Weiten des Internets ab, z.B. was Social Media Marketing betrifft. Wie stehst du selbst zu dieser Entwicklung?

Social Networking ist sehr wichtig und die direkten Rückmeldungen sind gut. Es wird uns so auch ermöglicht, die Informationen, die wir vermitteln wollen, zu bündeln und der Kunde findet wiederum seine Infos. Dem Verlag entstehen so auch keine langen Kommunikationswege. Allerdings bieten wir keine breitgestreute Internetaktivität, sondern konzentrieren uns auf bestimmte Plattformen, beispielsweise facebook.


Kannst du schon etwas über zukünftige Projekte verraten?

Ich kann schon verraten, dass es unser primäres Ziel ist, künftig zwölf Projekte im Jahr zu realisieren, sodass es für unsere Leser jeden Monat neuen Stoff gibt. [lacht]


Gibt es abschließend noch etwas, das du gerne sagen möchtest?

Ich möchte mich bei allen Kunden bedanken, die uns immer wieder Feedback und damit Motivation geben. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich eine E-Mail oder hier auf der Buchmesse am Stand einen Kommentar bekomme, wie die Leser zu unseren Produkten stehen. Die positiven spornen einen natürlich an, aber auch die kritischen Stimmen sind sehr wichtig für uns, da wir uns nur so stetig weiter verbessern können.