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Kategorie: Krimis

Tod in der Provence

Etienne de Bremont, ein bekannter Dokumentarfilmer, stürzt nachts aus dem Dachfenster des unbewohnten Familienschlosses in der Nähe von Aix-en-Provence in den Tod. War es ein Unfall, ein Selbstmord oder gar Mord? Schnell gerät François de Bremont, der tief verschuldete Bruder des Toten, in Verdacht. Der junge und charismatische Untersuchungsrichter Antoine Verlaque, der in dem Fall ermittelt, bittet seine Ex-Geliebte, die Juraprofessorin Marine, um ihre Unterstützung, denn sie kennt die Familie Bremont seit ihrer Kindheit. Marine hilft Antoine jedoch nur ungern, denn noch immer hat sie Schmetterlinge im Bauch, wenn sie ihm begegnet.

 

Tod auf_Schloss_Bremont 

Originaltitel: Death at the Chateau Bremont
Autor: Mary L. Longworth
Übersetzer: Helmut Ettinger
Verlag: Aufbau
Erschienen: 05/2012
ISBN: 978-3746628202
Seitenzahl: 336 Seiten



Die Grundidee der Handlung
Der Rückentext stellt schon recht umfassend dar, worum es in diesem in der Provence angesiedelten Krimi geht, so dass an dieser Stelle nicht zu viel verraten werden soll.

In ihrem Debütroman konstruiert Mary L. Longworth einen komplizierten, wenn auch am Ende nicht übermäßig überraschenden Fall rund um eine alteingesessene Familie und deren Geheimnisse. Dabei bezieht die Geschichte einen Großteil ihres Charmes aus der detailgetreu geschilderten Stadt Aix-en-Provence und deren Umgebung. Spannung sucht man lange vergeblich und dass nicht die Polizei, sondern ein Untersuchungsrichter ermittelt, ist zumindest hierzulande ungewöhnlich.


Stil und Sprache
Wie schon erwähnt, lebt dieser Roman sehr von Aix-en-Provence, seinen etwas speziellen Bewohnern und der romantischen Umgebung mit kleinen Dörfern, malerischen Weingütern und urigen Hotels und Restaurants. Detailgetreu bis in die kleinsten Seitenstraßen stimmen die Beschreibungen der Autorin mit der Wirklichkeit überein, so dass man quasi auf der Landkarte die Bewegungen von Antoine Verlaque und Marine Bonnet verfolgen kann. Das macht Spaß, vor allem, wenn man selbst schon einmal die Gegend besucht hat, nimmt aber leider auch eine Menge Schwung aus der eigentlichen Handlung. Die kommt etwas schleppend voran, verliert sich in immer neuen Details und wird manchmal etwas unglaubwürdig, wenn zum Beispiel Marine ganz nebenbei beim Jeanskauf wichtige Informationen vom Boutique-Besitzer erhält. Am Ende gibt es dann aber doch noch eine Art Finale, was mich wieder etwas mit der Story versöhnt hat.

Auch stilistisch ist „Tod auf Schloss Bremont“ etwas gewöhnungsbedürftig, ist sich die Autorin doch nicht immer ganz sicher, aus wessen Perspektive sie die Geschichte erzählen will. So ist über weite Strecken Marine die Erzählerin in der dritten Person, dann wieder übernimmt Antoine mitten im Text und manchmal scheint eher ein allwissender Erzähler ins Spiel zu kommen. Ganz am Ende hat dann noch der Täter zwischendurch das Wort und macht die Verwirrung komplett.


Figuren
Marine Bonnet und Antoine Verlaque haben eine gemeinsame Geschichte und daher ist Marine alles andere als begeistert, als Verlaque sie bittet, ihn bei den Ermittlungen zu unterstützen. Wie genau diese frühere Beziehung aussieht, wird allerdings nicht so ganz klar, so dass man während des Lesens immer wieder mit Andeutungen konfrontiert wird, die man nicht recht einschätzen kann. Das nervt irgendwann und man wird fast böse auf Marine, die sich nicht entscheiden kann, aber auch nicht mit der Sprache herausrückt. Wie schon erwähnt, steht sie im Mittelpunkt, durch die ungewöhnliche Erzählweise wird man mit ihr aber nicht so recht warm. Das liegt zum Teil darin begründet, dass auch Verlaques Gedanken und Gefühle immer wieder thematisiert werden, so dass man sich als Leser kaum zu entscheiden vermag, wem man denn jetzt seine Aufmerksamkeit schenken soll. Außerdem bleiben die Hintergründe Marines sowie auch aller anderen Personen etwas im Dunkeln, man erfährt zu wenig von ihnen, um wirklich mitzufiebern.

Eine Art Figur ist hier auch die Stadt Aix-en-Provence, zumindest hat sie ihren ganz eigenen Charakter und spielt eine große Rolle, prägt sie doch ihre Bewohner und die Gesellschaft, die sich dort etabliert hat. Die weiteren Beteiligten wirken leider etwas klischeehaft und sind nicht besonders originell, da gibt es den homosexuellen Boutiquebesitzer, den scheinbar korrupten Polizisten, der mehr Geld hat, als er verdienen dürfte, den russischen Gangster und einige mehr.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist ein wenig im provenzalischen Stil aufgemacht, mit einem blauen Fliesendekor als Hintergrund und einem Strauß Lavendelblüten. Quer über diesem Hintergrund befindet sich eine schwarze Banderole, auf der in gelber und weißer Schrift der Titel des Buches aufgedruckt ist. Innen gibt es einen kurzen Prolog sowie 27 nummerierte Kapitel.


Fazit
Ein beschaulicher Provence-Krimi, der eher zum Reisen als zum Mitraten einlädt, weder besonders blutig noch übermäßig spannend. Für alle, die atmosphärische Schilderungen mögen und nicht auf Action aus sind, eine nette Zwischendurchlektüre - mehr leider nicht.


2 5 Sterne


Hinweise
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