Drucken
Kategorie: Krimis

Ein beschauliches Städtchen an der Themse, eine Leiche im Ufergebüsch und ein Korruptionsfall von höchster Brisanz

Oktober in dem idyllischen Städtchen Henley-on-Thames. Das Boot der Polizistin und Ruderin Rebecca Meredith wird ans Ufer der Themse gespült. Kurz darauf findet der Hundeführer Kieran Connolly Rebeccas Leiche. Zunächst geht die Polizei von einem Unfall aus, doch dann wird Connolly Opfer eines Brandanschlags, den er nur knapp überlebt. Gibt es einen Zusammenhang zwischen Rebeccas Tod und dem Anschlag auf Connolly? Superintendent Duncan Kincaid und seine Frau Gemma James kommen einem Korruptionsfall auf die Spur, der immer größere Ausmaße annimmt und in die höchsten Ränge der Londoner Polizei führt.

 

Die stillen_Wasser_des_Todes 

Originaltitel: No Mark Upon Her
Autor: Deborah Crombie
Übersetzer: Andreas Jäger
Verlag: Goldmann
Erschienen: 10/2011
ISBN: 978-3442474653
Seitenzahl: 480 Seiten

Hier geht's zur Leseprobe



Die Grundidee der Handlung
Rebecca Meredith trainiert jeden Abend nach der Arbeit allein auf der Themse bei ihrem Wohnort Henley-on-Thames. Sie will unbedingt zu den Olympischen Spielen antreten und gibt alles für ihren Traum. Als sie eines Abends nicht zurückkehrt, macht sich eine Suchmannschaft auf, sie zu finden. Rebecca ist tot, unter ihrem Boot eingeklemmt und ertrunken. Da ein Unfall der erfahrenen Sportlerin eher unwahrscheinlich ist und Rebecca Polizistin war, wird Scotland Yard in Gestalt von Duncan Kincaid eingeschaltet. Und der findet mehr heraus, als ihm lieb ist: Rebecca hatte nicht nur einen eifersüchtigen Exmann, sondern auch einen Liebhaber und noch einige andere Geheimnisse. Als Kincaid dann von seinem Chef förmlich angehalten wird, in eine bestimmte Richtung zu ermitteln, wird er misstrauisch und gräbt noch tiefer – eine Entscheidung, die nicht zuletzt auch ihn selbst gefährdet.

Die Romane um das Polizisten-Paar Duncan Kincaid und Gemma James leben neben oft sehr komplexen Fällen, die es zu lösen gilt, auch von den vielfältigen Charakteren und ihrem nicht weniger vielfältigen Privatleben. So haben die beiden im letzten Fall (Wenn die Wahrheit stirbt) zu ihren beiden Söhnen noch ein kleines Mädchen als Pflegekind aufgenommen. Über mittlerweile 14 Bände hinweg verfolgt man als Fan der Serie das bewegte Leben der Patchworkfamilie und freut sich an jedem neuen Detail. Dass dazu die Fälle der beiden auch noch (meist) spannend sind, ist da schon fast ein angenehmer Nebeneffekt.


Stil und Sprache
Die Amerikanerin Deborah Crombie versteht es immer wieder, interessante Besonderheiten der britischen Gesellschaft zum Thema ihrer Krimis zu machen. Dieses Mal geht es um den Rudersport, speziell um das ewige Duell zwischen Oxford und Cambridge. Mit viel Liebe zum Detail spinnt die Autorin einen spannenden, sehr verzwickten Fall rund um einen traditionsreichen Ruderclub. Dabei beschreibt sie überwiegend reale Orte und schafft so eine authentische Atmosphäre, die ihresgleichen sucht. Da stimmt jede Schilderung einer Landschaft und man kann als Leser den Figuren problemlos folgen auf der Themse, in den Flussauen und im Ort Henley selbst. Man fühlt den Nebel auf der Haut, schaudert mit Duncan Kincaid in der Dämmerung und sieht förmlich die Suchhunde vor sich bei deren Einsatz.
Dabei verwendet Deborah Crombie keine feste Perspektive, sondern wechselt zwischen verschiedenen Beteiligten hin und her. Den Löwenanteil hat zwar Duncan Kincaid, aber auch sein Kollege Doug Cullen, seine Frau Gemma, deren Kollegin Melody Talbot und weitere Betroffene kommen zu Wort, so etwa Kieran Connolly. Auf diese Weise bleibt es auch bei den ab und zu stockenden Ermittlungen lebhaft und es kommt keine Langeweile beim Leser auf.

Wie schon erwähnt, ist der Fall selbst recht kompliziert und man muss bei den vielen Beteiligten gut aufpassen, um nicht den Überblick zu verlieren. Ein spannendes Finale gibt es auch und am Ende lösen sich alle noch bestehenden Fragen zufriedenstellend auf, nicht ohne mit einem kleinen Hinweis im letzten Satz Hoffnung auf eine Fortsetzung zu machen.


Figuren
Bedingt durch die lange „Laufzeit“ der Serie (in Deutschland erschien der erste Fall 1994), hat man als treuer Leser seine Protagonisten mittlerweile ziemlich gut kennengelernt: die praktisch veranlagte, manchmal immer noch zu impulsive Gemma, die ihr Herz schnell hergibt, sich aber ungern endgültig festlegt und daher quälend lange gebraucht hat, um Duncan endlich zu heiraten, dazu ihr Sohn Toby, Duncans Sohn Kit und natürlich Duncan Kincaid selbst, mit dem alles begann. Sie alle haben ihre menschlichen Schwächen, verstehen sich nicht immer gut miteinander, sind eben eine ganz normale Familie. Und genau aus dieser Grundidee ergibt sich eine große Nähe zu ihnen, da geht es eben auch um Kinderbetreuung, störrische Teenager und ähnliche Alltagssorgen. Derart authentische Figuren hätte ich gern in jedem Krimi …

Auch bei den Nebenfiguren schafft es die Autorin immer wieder, sie menschlich so wahrhaftig zu schildern, dass man als Leser mit ihnen fühlt, ihre Sorgen teilt und ihre Motive stets nachvollziehen kann. Das macht riesigen Spaß und sorgt dafür, dass man eigentlich direkt nach Ende des Buches weiterlesen möchte.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist recht dick und enthält 25 nummerierte Kapitel, die jeweils mit einem Zitat aus verschiedenen historischen Werken über die Themse und den Rudersport überschrieben sind. Leider passt das Cover – wie schon bei den letzten Büchern der Reihe – gar nicht zum Inhalt, es zeigt auch dieses Mal wieder eine Burgruine vor düsterem Himmel und in einer Landschaft, die ich eher in Schottland vermuten würde als im südlichen England.


Fazit
Ein interessanter Teil einer nun schon längere Zeit andauernden Reihe, die man unbedingt von Anfang an lesen sollte. Der Fall ist spannend und verzwickt zugleich, das Drumherum wie immer liebens- und lesenswert. Für Kenner!


4 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.dealt

Backlist:
Band 9: Nur wenn du mir vertraust
Band 10: Denn nie bist du allein
Band 11: So will ich schweigen
Band 12: Wen die Erinnerung trügt
Band 13: Wenn die Wahrheit stirbt