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Burn-Out ist eine Modediagnose, und das Geschäft damit boomt. Das Erschöpfungssyndrom ist als Krankheit allerdings nicht wissenschaftlich anerkannt. Doch Konkurrenzdruck und soziale Vereinsamung können tatsächlich zu Stress, Überforderung und schließlich zu einer totalen Erschöpfung führen.

Rotraud A. Perner, Psychotherapeutin und Mediatorin, geht den Ursachen dieser Phantomkrankheit, die gerne als Deckmantel genutzt wird, auf den Grund. Sie macht deutlich, welche Rolle Perfektionismus, Selbstausbeutung und Kränkung spielen, hinterfragt die gängigen Placebo-Therapien und zeigt, wie der erschöpfte Mensch der Burn-Out-Falle entgehen kann.

 

Der erschoepfte Mensch 

Autor: Rotraud A. Perner
Verlag: Residenz
Erschienen: 2012
ISBN: 978-3-70173266-1
Seitenzahl: 208 Seiten

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Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Das Buch der österreichischen Psychotherapeutin Rotraud A. Perner beschäftigt sich mit verschiedenen Problemen, die sich um das Phänomen „Burn-Out“ gruppieren. Im landläufigen Sinne wird von Burn-Out als einer Krankheit gesprochen, die, dessen ist man sich schon noch bewusst, in besonderem Maße in unserer Zeit durch vielfältige Überforderungen an Arbeitsplatz und im privaten Bereich hervorgerufen wird. Rotraud A. Perner stellt provokativ die Vorstellung vom Burn-Out als einer Krankheit in Frage und stellt die Problemtik auf den Kopf - ist der Burn-Out, die Erschöpfung, nicht viel mehr eine gesunde Reaktion auf dauernde Überforderung, die beileibe nicht nur von außen, durch Arbeit, prekäre Lebensverhältnisse, an uns herangetragen wird, sondern auch „von innen“ kommt und durch eigene Ansprüche, z.B. an Perfektionismus oder eine verbreitete Überschätzung der eigenen Bedeutung befeuert wird? Die Auszeit, die „dem Erkrankten“ zugestanden wird, verschafft ihm einen vorübergehenden Krankeitsgewinn, er erhält soziale Anerkennung, als Mensch, der sich „aufgearbeitet“ hat. Die Probleme, die im Hintergrund stehen, werden dabei allerdings kaum berührt.

Das Buch geht diesem aktuellen Zeitproblem oft auch mit spitzer Feder auf den Grund, besonders interessant erscheint dabei die Idee, mit den eigenen Energien zu arbeiten und diese bei der Bewertung des Burn-Out-Phänomens im Sinne einer Selbstermächtigung verstärkt in den Fokus zu nehmen. An vielen Stellen fließt in das Buch auch eine fundierte Gesellschaftskritik mit ein, die deutlich macht, wie viele „Heiler“ doch auch von der Problematik profitieren. Der Bereich Therapie ist mittlerweile zu einem eigenen Industriezweig verkommen, der genau den Gesetzen der Marktwirtschaft folgt, die doch ursprünglich für das Ausgebrannt-Sein verantwortlich gemacht wird.

Das Buch ist weitgehend locker geschrieben, teilweise mit einigen Austrizismen gespickt, was aber nur sympathisch wirkt; zum Teil ist es vielleicht ein bisschen erforderlich, sich schon mit psychoanalytischen Begriffen und psychoanalytischer Denkweise auszukennen. Es richtet sich natürlich an Betroffene und ihre Angehörigen, aber auch an Menschen, die in sozialen, vor allem aber psychotherapeutischen Berufen arbeiten und kann dort sicher gute Denkanstöße liefern. MIr hat es auch sehr gut bei einer Arbeit aus dem gesellschaftswissenschaftlichen Bereich geholfen.


Aufmachung des Buches
„Der erschöpfte Mensch“ kommt in einer fest gebundenen Ausgabe, das Cover ziert ein zur Hälfte heruntergerbanntes, gekrümmtes Streichholz, das noch auf dem Boden steht, den aber die Flamme schon fast erreicht hat. Die Abbildung auf dem Cover steht symbolisch für den gebeugten, ausgebrannten Menschen. Um nur vom Titel auszugehen, ist das Cover durchaus geeignet, um auf den Inhalt zu sprechen zu kommen, vermittelt es vielleicht nicht ganz die Hoffnung, die man durchaus bei Lektüre aus dem Buch herauslesen kann.


Fazit
„Der erschöpfte Mensch“ ist ein Buch, dass Betroffenen und Helfern (wobei das durchaus die gleichen Personen sein können), Möglichkeiten aufzeigt, durch Umdenken aus ihrer festgefahrenen Situation herauszukommen. Wer sich auf den Gedanken einlassen mag, dass das „Burn-Out“ auch und vor allem aus fehlgeleiteten eigenen Ansprüchen herrührt, ist bei diesem Buch an der richtigen Adresse.

 

alt


Hinweise
Rezension von Sigrid Grün
Herzlichen Dank an den Residenz-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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