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Bis zum Ende der Dunkelheit

Das Gleichgewicht, das die Welt Kryson regiert hat, ist außer Kraft gesetzt – der Kontinent Ell fällt in Dunkelheit. Die Bluttrinker machen sich auf den Weg und ziehen dabei eine Spur der Vernichtung nach sich. Neue Allianzen entstehen, und so wird der einst siegreiche Madhrab als Verbrecher gebrandmarkt. Wird nun auch der weiße Schäfer erwachen und sich gemeinsam mit seinem dunklen Bruder einer neuen Generation gegenübersehen, die ihnen den Machtanspruch streitig macht?

 

Kryson03 

Autor: Bernd Rümmelein
Verlag: Otherworld
Erschienen: 07/2009
ISBN: 978-3-8000-9502-5
Seitenzahl: 795 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Der Dunkle Hirte überzieht Kryson nicht nur mit todbringenden Krankheiten, sondern auch mit einer Finsternis, die das Leben auf Ell schnell nachhaltig beeinträchtigt. Der Kontinent scheint ins Chaos zu stürzen – nicht nur die Bluttrinker nutzen ihre Gelegenheit, um zu neuer Macht zu gelangen. Doch nicht alle Saijkalsan folgen ihrem dunklen Herrn bedingungslos. Dieser nimmt verstärkt die Suche nach den wiedergeborenen Lesvaraq auf – sie allein sind in der Lage, sich den Saijkalrae entgegenzustellen, doch noch sind sie zu jung, um sich zu erheben.

Bernd Rümmelein fasziniert auch mit dem dritten Band seiner Saga erneut den Fan anspruchsvoller High-Fantasy-Literatur. Eigenständige Ideen sowie verschiedenartige Wesen und Völker heben Kryson auch weiterhin in der Welt der Fantasy-Literatur hervor.


Stil und Sprache
Im Prolog führt eine äußerst düstere Prophezeiung der Altvorderen in die Handlungen von Band 3 ein, und der Leser begleitet Bernd Rümmelein ein weiteres Mal in die fantastische und vielfältige Welt von Kryson. Geschickt umreißt der Autor die Geschehnisse aus Diener des Dunklen Hirten, so dass man auch nach längerer Pause wieder in den Ablauf der Ereignisse einfindet. Danach widmet er sich kurz der Geschichte der Altvorderen und ihrem Verschwinden auf Ell, beschreibt das Wesen der Burnter, und im Zwiegespräch von Prinz Vargnar und seinem Vater Saragar wirft man einen Blick in die Vergangenheit und die wahre Absicht des letzten Lesveraq Ulljan.

Die häufigen Wiederholungen bestimmter Details, zu denen der Autor neigt, helfen zwar zunächst beim Zurückfinden in die Geschichte, sind danach aber unnötig und nerven etwas. So gewinnt man immer wieder den Eindruck, der Autor traue es dem Leser nicht in ausreichendem Maße zu, sich die vielen Einzelheiten zu merken. Bernd Rümmelein schreibt einerseits für ein anspruchsvolles Publikum, andererseits ist sein Stil auch sehr unterhaltsam – doch teilweise stolpert man über umständlich konstruierte Sätze, wie beispielsweise auf Seite 757: „Das fernab vom Trubel der in der Folgezeit erneut aufblühenden Hauptstadt weit im Süden gelegene Fischerdorf kam den Praistern daher sehr gelegen [...]“.

Fast jedes Kapitel ist einem bestimmten Protagonisten bzw. Antagonisten gewidmet und erzählt aus dessen Sicht in der dritten Person. Bei  den Charakteren, aus dessen Perspektive so die Geschichte vorangetrieben wird, erhält man Einblick in die Gedanken, Motive und Gefühle. Dementsprechend häufig wechseln aber auch die Handlungsstränge, nur selten bleibt der Autor in zwei oder mehreren aufeinanderfolgenden Kapiteln bei einer Sichtweise. Indem er seinen erzählerischen Blick über die vielen Schauplätze von Kryson schweifen lässt, widmet sich Bernd Rümmelein den vielen zeitgleich oder -nah ablaufenden Ereignissen.

Schon nach wenigen Worten hat der Autor die Leserschaft in seine Welt gezogen und beschreibt sie so gekonnt wie treffend, dass Kryson in der Fantasie des Lesers Gestalt annimmt und man den Charakteren über höchste Gebirge, durch Eiswüsten und Geisterstädte folgt. Die Fantasy-Welt besticht erneut durch ihre Komplexität, durch die Intrigen, Pläne und dem Machtstreben der vielen Figuren. Die dunklen Kräfte machen sich auf, Kryson an sich zu reißen, den Untergang aller Machthaber herbeizuführen und einen Scherbenhaufen zu hinterlassen. Während Rümmelein die düstere Atmosphäre dieses Bandes zu schüren versteht, muss der Leser hilflos mit ansehen, wie Ell im Chaos versinkt und ein liebgewonnener Bewohner nach dem anderen Opfer der bösartigen Kräften wird. Der Autor neigt nicht zu unnötigen Grausamkeiten, dennoch sind Kampf- und Schreckensszenen so packend wie realistisch beschrieben. Eindringlich geht er auf die Folter, der Malidor ausgesetzt wird, ein. Mit einem makaberen Lächeln verfolgt man auch das Voranschreiten der „Geißel der Schatten“, denn die Symptome und Auswirkungen dieser Krankheit werden wie in den schaurigsten Zombie-Storys verpackt. In einem offen gestalteten Epilog endet der dritte Band und lässt den Leser mit düsteren Aussichten auf Teil 4 – Das verlorene Volk – zurück.


Figuren
Kryson ist von so vielen Arten und Rassen bewohnt, dass es den Rahmen dieser Besprechung sprengen würde, auf alle Charaktere einzugehen, daher werden hier nur einige genannt. Sie alle haben eigene Motive, die sie vorantreiben, haben individuelle Stärken und Schwächen. Rümmelein versteht es, die vielen Figuren sehr realistisch ins Leben zu rufen.

Stellvertretend durch Prinz Vargnar lernt man in Band 3 ein weiteres von Krysons Völkern kennen – die Burnter, auch die Felsgeborenen genannt. Während man den wagemutigen und mächtigen jungen Krieger über mehrere Kapitel begleitet und tiefe Einblicke in seine Gedanken erhält, bleiben die übrigen Angehörigen seines Volkes eher blass und finden, mit Ausnahme des Königs, keine individuelle Erwähnung.

Rajuru, die Saijkalsanhexe, ist seit dem letzten Aufeinandertreffen noch tückischer und grausamer geworden, getrieben von ihrer Gier nach Macht und der Suche nach ewiger Jugend. Währenddessen hat sie ihren Sohn Grimmgour, der einst Madhrab in der Schlacht am Rayhin unterlag, zu einer noch bestialischeren Waffe geformt. Dieser spielt zunächst nur eine unbedeutende Rolle, voraussichtlich erst in Band 4 wird er mehr Bedeutung zurückgewinnen.

Saijrae, der dunkle Hirte, entpuppt sich als machtgieriger und durchtriebener Antagonist, skrupellos und unbarmherzig. Seine Macht scheint jedoch zu bröckeln, als seine Saijkalsan sich zunehmend von ihm abwenden. Ähnlich rücksichtslos, verblendet und vom Ehrgeiz zerfressen ist auch der Bund der Praister, allen voran Thezael und sein Untergebener Henro. Sie sind höchst gefährlich – wer ihnen im Wege steht, wird vergiftet, zu Tode gefoltert oder findet sich mit einem Dolch zwischen den Rippen auf dem Weg zu den Schatten wieder.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch mit Klappbroschur ist wieder sehr eindrucksvoll und an die vorangegangenen Bände angelehnt gestaltet worden. Die mittlerweile weit verbreitete Mischung aus mattem Untergrund und per Spotlack hervorgehobenen Elementen und Schriftzügen wirkt sehr edel, der Schrift „Kryson“ auf dem Cover wurde zusätzlich nach außen geprägt. Die Klappen enthalten vorne eine umfassendere Inhaltsbeschreibung und hinten Informationen zum Autor.

Eine Karte vom Kontinent Ell zu Beginn des Buches hilft dem Leser bei der räumlichen Orientierung, während der in der Legende enthaltene Glossar beim Nachschlagen von Namen und Begriffen unterstützt.


Fazit
Die bösen Kräfte in Kryson erheben sich und stürzen den Kontinent Ell ins Chaos der Finsternis – die von Bernd Rümmelein geschürte, düstere Atmosphäre hat wieder eine enorme Anziehungskraft und bürgt für spannende Unterhaltung. Kryson hebt sich auch weiterhin – trotz kleiner stilistischer Schwächen – gekonnt vom Einheitsbrei vieler High-Fantasy-Romane ab.


4 Sterne


Hinweise
Rezension von Sven Trautmann

Backlist
Band 1: Die Schlacht am Rayhin
Band 2: Diener des Dunklen Hirten


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