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Welcher Kalligraph oder Sammler von antiken Briefen und anderen Schriftstücken aus vergangenen Jahrhunderten liebt nicht die schönen scharfen Federzüge, die man mit den damals gebräuchlichen Schreibtinten erzeugte. Das nie verblassende Tiefschwarz der Eisengallus-Tinten oder die leuchtenden Farben der mittelalterlichen Inkunabeln haben zweifellos in Qualität und Optik den so genannten "modernen Tinten" noch viel voraus. Wenn man aber aus historischem oder künstlerischem Interesse einzelne Kalligraphien oder gar ganze Bücher herstellen möchte, stößt man bei der Beschaffung von historischen Tinten schnell auf gewisse Hindernisse: Es mangelt an Bezugsquellen und die wenigen erhältlichen Tinten sind zudem meist relativ teuer. Bereitet man seine Tinten hingegen selbst zu, hat man stets die gewünschten Farben in beliebiger Menge zur Verfügung - und das zum günstigen Materialpreis. Außerdem ist der Spaß beim Experimentieren sowie die Freude über eine besonders gelungene Tinte unbezahlbar!

Das vorliegende Büchlein ist deshalb kein trockenes Werk über antike Schreibstoffe, sondern es richtet sich an diejenigen, die sich ausschließlich und ohne viel Drumherum dafür interessieren, wie man Tinte selbst herstellen kann. Außerdem werden die Tinten durch einige Beispiele zur Herstellung von Siegellack ergänzt, und weitere für diese Arbeit nützliche Rezepturen, aufgeführt.

 

  Autor: Nicolaus Equiamicus
Verlag: Bohmeier Verlag
Erschienen: 03/2009
ISBN: 978-3-89094-593-4
Seitenzahl: 48 Seiten 


Stil und Sprache
Nicolaus Equiamicus schreibt einfach und verständlich, ohne mit Fachbegriffen um sich zu werfen. Da der Großteil dieses Buches jedoch aus Rezepten besteht, kann zum Schreibstil nicht viel mehr gesagt werden.


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Dieses Buch lädt den Leser zur Herstellung von Tinten, Siegellacken und Federkielen ein und weckt die Neugier am Experimentieren. Zunächst gibt der Autor Hinweise darauf, wo die Substanzen der Tintenherstellung erhältlich sind und was neben diesen noch benötigt wird. Einige besonders wichtige Hinweise werden in Kästchen dargestellt. Nicolaus Equiamicus macht eindringlich auf die Einhaltung unumgänglicher Sicherheitsvorkehrungen aufmerksam, da bei der Tintenherstellung nicht selten (hoch-)giftige und/oder ätzende Zutaten verwendet werden. Innerhalb einzelner Rezepte findet der Leser nochmal entsprechende Warnhinweise. So sind auch Neulinge der Tintenherstellung entsprechend gewappnet und können sich nun in die Tintenherstellung stürzen.
Die Rezepte zur Tintenherstellung sind nach den verschiedenen Tintenarten, hier also ‚Eisengallus-Tinten‘, Alizarin-Tinten‘, ‚Schellack-Tinten‘, ‚Farbtinten‘, ‚Orientalische Tinten‘ und ‚Sonstige Tinten‘, sortiert. Zunächst erfährt der geneigte Leser etwas über die Beschaffenheit der Tinte, eventuelle Nachteile oder findet einen kleinen geschichtlichen Exkurs. Doch nach wenigen Zeilen folgen bereits die Rezepte, gegliedert nach Zutaten, Zubereitung und Kommentaren über die Trockenzeit, das Erscheinungsbild oder sonstiges wissenswertes. Die Zubereitung ist gut nachvollziehbar und verständlich dargestellt, sodass sich die Tinten anhand der Rezepte sicherlich gut zubereiten lassen. Es gibt einfach herzustellende Tinten, aber auch kompliziert anmutende Rezepte oder solche, bei denen ein wenig experimentiert werden muss. Hier hätte ich es hilfreich gefunden – insbesondere für Anfänger auf diesem Gebiet -, wenn der Schwierigkeitsgrad der Herstellung vermerkt gewesen wäre, sodass Anfänger sich zunächst die einfachen Tinten vornehmen können, bevor sie sich an gewagtere Rezepte wagen. Auch fehlt mir eine Angabe darüber, wieviel Tinte man bei dem jeweiligen Rezept erhält.

Gut gefallen hat mir, dass der Autor sich nicht nur auf die Herstellung von Tinten beschränkt hat, sondern auch Rezepte zur Herstellung von Gummiwasser, Indigolösung und weiterem enthalten sind. Zudem findet man eine Kurz-Anleitung zur Herstellung eines Federkiels, eine Anleitung für einen Faltbrief, Rezepte für Siegellack und Tipps zum Anbringen eines Siegels auf einem Schriftstück. Ergänzt wird das Büchlein zudem mit einigen Umrechnungen der Gewichtsangaben in alten Tintenrezepten in heute übliche Maße und eine alphabetische Auflistung der in diesem Buch verwendeten Inhaltsstoffe. Hier findet der Leser neben dem Namen auch Informationen, was sich hinter dem Namen verbirgt und Warnhinweise bei giftigen bzw. ätzenden Substanzen.


Aufmachung des Buches
Bei diesem Büchlein im DIN-A5-Format handelt es sich um eine Softcover-Ausgabe, das Cover zeigt den Schreibtisch eines Tintenherstellers. Das Buch ist schlicht gestaltet, nur auf den Innenseiten des Covers findet der Leser farbige Abbildungen von benötigten Gerätschaften, Pigmenten und weiteren Zutaten. Schön wären sicherlich Abbildungen der jeweiligen Tintenfarben gewesen, obwohl sich hier zugegebenermaßen die Frage der Farbechtheit der Fotos bzw. des Abdrucks im Buch stellt.

Am Ende des Buches findet der Leser weiterführende Literatur sowie Bezugsadressen für benötigte Utensilien.


Fazit
An diesem kleinen, aber feinen Büchlein werden alle, die sich für die Herstellung historischer Tinten und Siegellacke interessieren, ihre Freude haben. Zudem wird die Neugier am Experimentieren geweckt und der Spaß daran, ganz besondere Briefe zu schreiben und zu verschicken.


4 Sterne


Hinweise
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