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Sushi, Fischbrötchen und eine Leiche

Ihr Vater kommt aus Japan, doch aufgewachsen ist Hauptkommissarin Tomma Petersen in Norddeutschland. In der Wesermarsch ticken die Uhren anders. Langsamer. Mit der Ruhe ist es jedoch jäh vorbei, als ein junger Fischer tot aufgefunden wird. Suizid, heißt es. Denn Windräder zerstören die Fanggründe in der Nordsee. Keine Krabben, keine Zukunft. Dann stirbt ein zweiter Fischer. Diesmal war es zweifelsfrei Mord. Was verheimlicht seine schwangere Witwe? Und welche Interessen verfolgt der Betreiber des riesigen Windparks? Tomma stellt unbequeme Fragen. Und bekommt von allen Seiten Gegenwind …

 

Fanggruende 

Autor: Natascha Manski
Verlag: rowohlt
Erschienen: 04/2012
ISBN: 978-3499259203
Seitenzahl: 320 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Als Tomma Petersen ihre neue Stelle als Leiterin der Mordkommission antreten will, schafft sie es erst gar nicht bis in die Dienststelle, sondern muss direkt zu ihrem ersten Tatort weiterfahren. Doch ist es überhaupt ein Tatort? Zunächst nicht, hat der junge Krabbenfischer doch augenscheinlich Selbstmord begangen. Als dann ein zweiter Fischer ermordet aufgefunden wird, vermutet Tomma einen Zusammenhang und beginnt tiefer zu graben. Allerdings trifft sie dabei nicht nur auf wohlgesonnene Menschen und auch einige Kollegen treten ihr eher misstrauisch gegenüber …

Für den Beginn einer Krimiserie hat sich Natascha Manski eine etwas „exotisch“ wirkende Hauptfigur ausgedacht. Ob diese allein eine solche Serie zu tragen vermag, wage ich zu bezweifeln, dennoch hat mir die Idee, die hinter den toten Fischern steht, gut gefallen, weicht sie doch etwas vom Üblichen ab und ist nicht auf den ersten Blick durchschaubar.


Stil und Sprache
Ohne große Vorreden stürzt sich Natascha Manski direkt in ihren Mordfall hinein und lässt - nach einer kurzen Einleitung aus Sicht einer Touristin - ihre Kommissarin sofort am Tatort auftauchen. Ebenso wie Tomma Petersen hat auch der Leser kaum Zeit, sich zunächst zu orientieren, alle wichtigen Details werden in kleinen Häppchen zwischendurch übermittelt, so dass man nach den ersten Seiten auch ohne Einleitung weiß, was Sache ist. Dann wechseln die Perspektiven immer mal wieder, so dass man größtenteils Tomma begleitet, aber auch mitbekommt, was ihr Kollege Ulrich Spandorff so treibt; außerdem gibt es noch einige andere Personen, deren Perspektiven ab und zu beleuchtet werden.

Natascha Manski hat einen sehr eingängigen Schreibstil und zieht ihre Leser sofort mitten hinein in die Handlung, so dass man die Lektüre nur ungern unterbricht. Lediglich ihre Dialoge wirken manchmal etwas zu geschliffen, um echt zu sein. Ansonsten aber erzählt sie detailreich, ohne verschnörkelt zu wirken, haucht ihren Figuren Leben ein und lässt auch ihre Krimihandlung stets authentisch und wirklichkeitsnah ablaufen. Spannung gibt es natürlich auch, allerdings hält diese sich naturgemäß – schließlich ticken die Uhren in der Wesermarsch langsamer als anderswo – in Grenzen. Trotzdem ist „Fanggründe“ nicht langweilig, sondern lässt nach einem rasanten Finale durchaus Vorfreude auf weitere Fälle für Tomma Petersen aufkommen.


Figuren
Mit Tomma Petersen hat Natascha Manski versucht, eine Protagonistin etwas abseits der üblichen Klischees zu erschaffen. Das gelingt ihr leider nur bedingt, denn das, was Tomma so exotisch machen sollte, ist eine rein optische Auffälligkeit: ihr japanischer Vater. Den hat sie aber nie kennengelernt, so dass sie außer ihrem asiatisch anmutenden Äußeren nichts von ihm hat und eigentlich eine ganz normale Norddeutsche ist. Nun gut, sympathisch ist sie auf jeden Fall und grenzt sich mit ihrem stets präsenten Smartphone und der von ihr bevorzugten Internet-Recherche von ihrem eher altmodisch agierenden Kollegen Spandorff ab, was die ein oder andere unterhaltsame Situation verursacht. Die beiden können sich nicht wirklich gut leiden, die Autorin schafft es aber hervorragend, hier nicht Partei zu ergreifen, so dass man auch Ulrich Spandorffs Motive jederzeit nachvollziehen kann.

Auch die Nebenfiguren sind durchweg gut gelungen, angefangen vom Praktikanten in der Dienststelle über den sehr speziellen Chef des Ganzen bis zu den verschiedenen Zeugen und sonstigen Beteiligten. Hier hat sich jemand viel Mühe gegeben und das wird mit vielschichtigen Figuren und damit einem vielversprechenden Serienauftakt belohnt!


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch hat eine recht auffällige Gestaltung verpasst bekommen: Vor dunklem Himmel und über einem aufgewühlten Meer hängt ein künstlicher Angelköder vom Titelschriftzug herab, der leuchtend rote Fisch ist ein schöner Hingucker. Innen sind die recht langen Kapitel jeweils mit dem Datum und den Zeiten für Hoch- und Niedrigwasser am jeweiligen Tag überschrieben.


Fazit
Eine kluge Kommissarin löst ihren ersten Fall, unterhaltsam, spannend und mit ein bisschen Selbstironie im Gepäck. Hoffentlich gibt es bald mehr von Tomma Petersen!


4 Sterne


Hinweise
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