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Sanok, 1896. In einer nebligen Septembernacht wird der grauenvoll zugerichtete Leichnam eines Ratsherren aufgefunden. Die Leute erzählen von Werwölfen und wilden Bestien, die nachts aus dem Wald kommen, um zu töten. Ein junger Hauslehrer und ein österreichischer Professor fahnden indes nach einem leibhaftigen Täter, denn das bestialische Morden nimmt kein Ende ...

 

Die Bestie von Sanok 

Originaltitel: Złoty Wilk
Autor: Bartłomiej Rychter
Übersetzer: Lisa Palmes
Verlag: dtv
Erschienen: 01. Februar 2012
ISBN: 978-3-423-21331-8
Seitenzahl: 368 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
In Sanok geht das Grauen um. Ein Ratsherr wird des Nachts auf der Straße bestialisch zugerichtet und ermordet. Die Dorfbewohner glauben, es sei eine Bestie, die ihr Unwesen treibt. Was sonst könnte solche Bissspuren, wie sie an dem Leichnam gefunden wurden, hinterlassen? Borys, ein junger Hauslehrer und ein Professor aus Österreich sind sich sicher, dass man es nicht mit einer Bestie zu tun hat. Also begeben sie sich daran, den wahren Täter ausfindig zu machen. Derweil geht das Morden in Sanok weiter und versetzt die Menschen in Angst und Schrecken.

An Sagen und Geistergeschichten wird zwar teilweise auch heute noch geglaubt, doch in der Vorzeit war dies um einiges verbreiteter. Somit ist es sehr passend, dieses Thema unterzubringen und darzustellen. Das gelingt dem Autor so gut, dass selbst der Leser, der partout nicht an solche Geschichten glaubt, anfängt zu zweifeln.


Stil und Sprache
Geschrieben ist dieses Buch aus der beobachtenden Perspektive, welche es dem Leser ermöglicht einen Rundumblick zu erlangen und mehr zu wissen als die beteiligten Personen. Ob man dadurch jedoch einen Vorteil erlangt, wird sich erst im Laufe der Zeit zeigen. Zudem besitzt der Autor einen ganz eigenen, einnehmenden Schreibstil. Er schafft es, den Leser sofort in die Geschichte hinein zu ziehen und ihn nicht mehr loszulassen, bis die letzte Seite gelesen ist. Dabei verzichtet er auf ausufernde Erklärungen und Darstellungen, einzig eine düstere Grundstimmung ist unterschwellig immer zu spüren. Vielmehr geht es um präzise und authentische Beschreibungen, auch wenn es ins Übernatürliche geht. Selbst an diesen Stellen gelingt es dem Autor, dem Leser zu suggerieren, dass es sich keineswegs um etwas fiktives, sondern um etwas sehr reales handelt. Trotz der vermeintlichen Transparenz der Sprache und ihrer Direktheit gelingt es jedoch nicht, des Rätsels Lösung zu entlarven. Manipulation mit Worten liegt Rychter also sehr, wie man sehr schnell feststellen kann. Obwohl die Geschichte Ende des 19. Jahrhunderts spielt, spürt man dies gar nicht ständig. Sicherlich gibt es Merkmale, die dies belegen, wie zum Beispiel die Fortbewegung mittels Kutschen. Wieder ist es die Sprache, die zu der Meinung beiträgt, dass das Geschehen sich ebenso in der jetzigen Zeit abspielen könnte.

Der Spannungsaufbau ist ebenso präzise. Fast schon ein wenig zu sehr, beinahe scheint es, als hätte der Autor sich eine Schablone zurechtgelegt, anhand derer er den Spannungsverlauf eingebracht hat. Da wirkt das Geschehen teilweise ein wenig konstruiert und dadurch leider nicht mehr authentisch und lebendig. Es wirkt sich jedoch weder auf den Lesefluss, noch allzu sehr auf das Lesevergnügen aus, so dass diese Stellen schnell wieder in Vergessenheit geraten. Ansonsten geht es wirklich von Anfang bis Ende spannend zu, man weiß bald gar nicht mehr, was man glauben soll und wer in der gesamten Geschichte überhaupt noch Opfer und wer Täter ist. Der Autor schafft es also exzellent, den Leser zu verwirren und gibt ihm das Gefühl, nicht mehr Herr der eigenen Sinne zu sein.


Figuren
Borys ist ein junger Hauslehrer und lebt auch in dem Haus, in dem er eine junge Schülerin unterrichtet. Er scheint ein wenig schüchtern und in sich gekehrt. Ansatzweise wird seine Vergangenheit thematisiert, die teilweise sicherlich seinen Charakter geprägt hat. Was genau er jedoch denkt und fühlt, behält er meist für sich. So bleibt dem Leser nur die reine Spekulation. Trotz seiner Verschlossenheit kommt Borys als sehr sympathische Figur herüber. Er ist auch sogleich zur Stelle, als es darum geht, den Täter ausfindig zu machen, was auf große Hilfsbereitschaft und Fürsorge schließen lässt. Man kann sich zwar nicht mit seiner Person identifizieren, aber in gewisse Gedankengänge kann man sich schon hineinversetzen. Auch wenn man selber vielleicht nicht einen solchen Mut aufweisen würde, steht man hinter Borys, hofft und bangt mit ihm, dass alles gut gehen möge. Hat man doch selber genauso wenig Ahnung wie der junge Mann, mit was man sich da angelegt hat.

Es wird schnell deutlich, dass der Fokus eindeutig auf Borys liegt. Die anderen Personen, die zwar am Rande wichtig sind, aber keine große Rolle spielen, werden nicht so detailliert dargestellt, als dass man große Unterschiede erkennen würde. Schlimm ist dies jedoch nicht, da der Leser somit auch hier nicht durch unnötige Beschreibungen abgelenkt wird.


Aufmachung des Buches
Bei diesem Buch handelt es sich um ein Taschenbuch von dtv. Die düstere Grundstimmung ist auf dem Cover eingefangen, welches aus der Froschperspektive dargestellt ist. Man sieht Baumkronen und zwei kreisende Adler. Es scheint, als sei es Abend bzw. beinahe Nacht, da man sich fast in Dunkelheit befindet. Es mag sein, dass das Cover somit etwas verschleiert, ebenso wie auch in der Geschichte einiges verschleiert wird. Das Titelbild passt hervorragend zum Inhalt, nicht zuletzt, da das Bild der zwei kreisenden Adler sich zu Beginn eines jeden Kapitels wiederholt. Somit wird zum einen ein visueller Bezug hergestellt, aber auch gleichzeitig die Stimmung nochmals unterstrichen. Ob es nun auf Anhieb neugierig macht, darüber lässt sich streiten. Auf jeden Fall spürt man, dass sich mit Sicherheit ein Geheimnis in dem Buch verbirgt, wenn nicht sogar mehrere, die es nun aufzudecken gilt.


Fazit
„Die Bestie von Sanok“ ist ein interessanter Kriminalroman, der überrascht, den Leser fesselt und immer wieder in die Irre führt. Der Autor könnte zum Geheimtipp werden. Man sollte auf jeden Fall verfolgen, was von ihm noch weiter folgt.


4 5 Sterne


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