Karen Thieme freut sich auf die Sommerferien, da sitzt plötzlich Tante Martha auf dem Rückbank des Familienkombis. So viel Nähe sollte eigentlich nicht sein. Nun stellt Tante Martha die Schottlandreise der Familie auf den Kopf. Sie zockt Truckerfahrer beim Pokern ab, kennt sich überraschend gut mit Whisky aus und bringt die Familie in einem hochherrschaftlichen Castle unter. Und Martha hat noch mehr Trümpfe im Ärmel!
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Originaltitel: Martha im Gepäck |
Die Grundidee der Handlung
Eigentlich hat Karen gar nicht richtig Lust, mit Bernd und den Kindern in Urlaub zu fahren. Andererseits ist es gerade der richtige Moment, mal kurz der Hitze der Stadt und dem drögen Job in der Bank zu entfliehen. Sie will sich nur noch kurz von Tante Martha - der Schwester ihrer Großmutter - verabschieden, dann geht es auf die Reise. Aber Tante Martha hat nicht vor, alleine zu Hause zu bleiben. Die 80jährige Dame steht mit gepacktem Koffer bereit und schafft es schließlich, dass Karen und Bernd sie mitnehmen. Auf der Reise entpuppt sich Tante Martha als eine gewitzte, mit allen Wassern gewaschene Reisebegleitung. Und Karen muss noch mal ihren Umgang mit der Großtante überdenken.
Ulrike Herwig hat mit diesem Roman nicht nur ein paar Stunden wunderbare Unterhaltung geschaffen, sie legt auch eine Geschichte vor, die zum Nachdenken anregt. Denn was die Familie Thieme zunächst erlebt, ist ganz normaler Familienalltag in einer deutschen Großstadt. Thiemes sind nicht gut bei Kasse und können nicht daran denken, ihre Träume vom eigenen Haus umzusetzen. Allerdings ist da noch die alte Martha, die ihr Vermögen dereinst Karen vererben will. Die gestresste Karen bringt das aber in ein Dilemma, sie hofft auf eine baldige Besserung ihrer finanziellen Situation und schämt sich gleichzeitig dafür, dass sie an Marthas Tod denkt. Immerhin ist die alte Dame schon über 80 und die regelmäßigen Besuche sind mehr Qual als Freude. Erst als sich die fünf Familienmitglieder auf der gemeinsamen Reise wieder näher kommen, öffnet sich ihr Blickfeld und alle fünf bekommen zu den anderen eine ganz neue Beziehung. Dabei zeigt die Autorin aber auch auf, wie schmal der Grat ist, auf dem die fünf gehen. Jederzeit könnte die positive Entwicklung auch in einen Bruch des Familienfriedens umschlagen. Obwohl Ulrike Herwig in die Geschichte eine gehörige Portion Humor einfließen lässt, bleibt die ernsthafte Komponente des Romans ein tragendes Element.
Darstellung des Hörbuchs
Frisch, locker und unverblümt: Anneke Kim Sarnau ist die Idealbesetzung für dieses Hörbuch. Sie fängt den Humor der Autorin optimal ein und setzt ihn mit einer temperamenvollen sprachlichen Umsetzung gut in Szene. Wunderbar komisch sind die Stimmvariationen, mit denen sie die Persönlichkeiten kennzeichnet. Hier ist es vor allem die quiekende Stimme von Töchterchen Theresa, die zum Lachen reizt. Die Sprecherin beweist eine große Vielfalt in der Gestaltung des Hörbuchs, so dass die Geschichte erlebbar wird und das Zuhören ein Genuss ist. Das Tempo stimmt dabei ebenso, wie die angenehme Stimme oder die durchweg gelungene Betonung. Durch ihre Art, das Hörbuch zu lesen, lässt Anneke Kim Sarnau den Eindruck aufkommen, dass es ihr regen Spaß gemacht hat, dieses Projekt umzusetzen. So schafft sie es auch mühelos, das Publikum von einem Spannungsbogen in den nächsten zu begleiten und es an einer hindernisreichen Urlaubsfahrt teilhaben zu lassen.
Die erfrischende Lesung und große stimmliche Abwechslung lässt vergessen, dass das Hörbuch ohne jegliche musikalische Umrahmung oder Begleitung auskommen muss. Angesichts der witzigen und temporeichen Geschichte ist das duchaus verkraftbar.
Aufmachung des Hörbuchs
Präsentiert wird das Hörbuch auf vier CDs im handelsüblichen Jewel-Case. Das lässt sich gut bedienen und weist genügend Stabilität auf, um auch auf Reisen ein guter Schutz für die CDs zu sein. Leider wurde aber beim Booklet gespart. Hier wurde lediglich ein Einzelblatt beigelegt, auf dem die Portraits von Autorin und Sprecherin zu finden sind, sowie einige wichtige Angaben zur CD. Rein von den Informationen her mag das genügen, zumal sich die Geschichte selbst erklärt.
Fazit
Wer Aufmunterung braucht, sich auf einer langen Autofahrt unterhalten lassen möchte oder etwas Witziges als Begleitung bei der Hausarbeit sucht, ist mit diesem Hörbuch bestens bedient. Hier stimmt nicht nur der Roman, der dem Hörbuch zugrunde liegt, es stimmen auch die sprachliche und optische Umsetzung. Durch und durch also ein gelungenes Werk - wenn denn nicht die Sache mit dem Kürzen wäre. Leider wird das Hörbuch in einer gekürzten Version vorgelegt, so dass es da und dort Passagen gibt, die etwas willkürlich in den Raum gestellt scheinen. Wer im Roman selber nachliest, merkt dann schnell, dass diese seltsame Verlorenheit einer wenig glücklichen Kürzung geschuldet ist.
Hinweise
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