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WEISSWURSCHT TRIFFT KÖLSCH

Kein Cappuccino in Sicht, dafür Milch, noch warm von der Kuh? Haxn-Hotline statt Pizzadienst?

Ausgerechnet in einem Nest im tiefsten Bayern soll Gina im Auftrag ihrer Chefin ein Testament suchen. Schon bald bringt der urbayrisch fluchende Papagei der Verstorbenen die fast um den Verstand, und die Eingeborenen rauben ihr den letzten Nerv. Dabei ahnt Gina noch nicht einmal, dass sie bald im Dirndl über den Laufsteg eiern, einer Kuh ihre schlimmsten Sexkatastrophen beichten und den attraktiven Surflehrer aus dem See retten wird ...

 

Eiertanz 

Autor: Claudia Brendler
Verlag: Knaur HC
Erschienen: 01.03.2012
ISBN: 978-3-426-65282-4
Seitenzahl: 332 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Der Klappentext beschreibt das Grundkonzept des Buches ganz gut: Eine Großstädterin wird in die tiefste bayrische Provinz verfrachtet. Ginas Cheffin Christine hat nämlich ein Haus von Tante Mirl geerbt, nur findet sie die Papiere nicht und so muss Gina diese auftreiben. Dabei trifft sie auf allerlei Gestalten und erlebt so einige, durchaus abenteuerliche Situationen. Sicher, die Idee ist nicht neu, dafür aber umso amüsanter und mit Lachgarantie umgesetzt.


Stil und Sprache
Die Sprache ist ein einziges Feuerwerk! Man schwankt zwischen hochdeutsch (meistens), urbayrisch und (bedingt durch Gäste diesen Sprachraums) sächsisch. Ein kleines Beispiel:
»Grüß Gott«, sagte ich [...] Ich wusste, dass man in Bayern Gott grüßte, so wie man Brötchen als Semmeln bezeichnete und Frikadellen als Fleischpfanzerl. »Können Sie mir sagen, wie ich nach Neuenthal komme?«
»Jo, freili.« [...] »Wo mechstn hi? Wos fir a Straß?«
»Wie bitte?« [...]
»Wuist zur Seestraße, ha? Wennsd mogst, konnst glei do stehn bleim, Platz is gnua.«
»Entschuldigen Sie, könnten Sie das noch mal ...«
»Kannst glei do stehn bleim, hosd mi?«
Ich war müde. Wollte endlich ankommen. [...].
»Do you speak English?« (Seite 8)

Allein schon die „Sprachbarriere" zwischen Gina und den Einheimischen sorgt gekonnt für reichlich Lacher. Am Anfang wird als Ausgangspunkt des Buches die Suche nach dem fehlenden Testament definiert und dadurch die Motive der Protagonistin erklärt. Diese Jagd zieht sich wie ein roter Faden durchs Buch und lässt Spannung aufkommen, wenn man nicht gerade herzhaft grinsen muss. Der Handlungsverlauf ist dabei linear, so gut wie ohne Nebenhandlungen. Man scheint zwar oft zu ahnen, wie es weiter geht, wird aber doch überrascht. Lediglich an einzelnen Stellen scheint die Handlung ein wenig auf der Stelle zu treten und man möchte Gina am liebsten anschubsen.

Der Roman ist in erster Person aus Sicht von Gina geschrieben. Diese Wahl ist sehr persönlich und ermöglicht tiefe Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelt. Amüsant sind auch ihre Unterhaltungen mit der Kuh Regula, die eine wunderbare Zuhörerin ist, sowie ihrer Wortgefechte mit dem stets bayerisch schimpfenden Papagei Picco.


Figuren
Im Mittelpunkt des Geschehens steht die 29-jährige Gina. Sie arbeitet in einer Künstleragentur in Köln und ist eine totale Großstadtpflanze. Daher auch der Kulturschock, als sie in Neuenthal ankommt. Aber da sie ihrer Chefin helfen will, gibt sie sich die größte Mühe und Sorgfalt, das Testament zu finden. Immer wieder hat sie mit Mirko Kontakt, einer der Künstler der Agentur und ein Womanizer. Gina hat sich total in ihn verknallt, aber er scheint keine ernsten Gefühle für sie zu hegen. Im Gegenteil: Er scheint ihre Verliebtheit auszunutzen. Ganz anders ist da der attraktive Surflehrer Quirin. Doch der scheint schon vergeben zu sein, oder hat Gina Chancen?

Dann gibt es noch zahlreiche mehr oder weniger wichtige Nebenfiguren, wie z.B. Ginas beste Freundin Julia, Mirls Nachbarin Therese und die ganzen Dorfbewohner. Die Charaktere sind allesamt gut ausgestaltet, wirken glaubwürdig und dreidimensional. Gerade als Frau kann man sich gut in Gina hineinversetzen, als Protagonistin ist sie am besten gelungen. Auch wenn sie vielleicht ein bisschen vertrottelt wirkt und ihre Verliebtheit zu Mirko durch die rosarote Brille sieht, machen gerade kleine Fehler ihre Figur auch besonders glaubwürdig.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist eine stabile Klappbroschur; das Cover - offenbar angelehnt an die bekannten weiß-blauen Bayern-Farben - in rosa-weißem Karomuster (rosa = Frauenbuch) gehalten, in dessen Mitte ein Huhn in Spotlack trohnt. Außerdem trägt das Huhn eine Schleife im rosa-weißen Karomuster und man erkennt noch Rosen. Eine sehr passende Gestaltung, die wunderbar gelungen ist. Im Innern des Buches beginnen die Kapitelanfänge mit einer kunstvollen Blätterranke. Die Aufmachung hat mich wirklich überzeugt!

Am Ende des Buches findet sich im Übrigen ein kleines Glossar über die wichtigsten bayrischern Begriffe, die im Buch auftauchen, sowie einige sächsiche Wörter. Gerade für völlig „Ahnungslose" sehr hilfreich.


Fazit
Hach, wie habe ich gelacht, mit Gina, Picco und all den anderen. Auch wenn die Idee nicht neu ist, Frau Brendler versteht etwas von ihren Handwerk, die Menschen gut zu unterhalten.


4 5 Sterne


Hinweise
Der Trailer zum Buch: amazon.dealt

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