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Nordhessen, 1536: Untote sollen im Knüllwald umgehen und die Lebenden mit sich ins Grab ziehen. Die junge Klara, Gehilfin eines Exorzisten, glaubt nicht an das abergläubische Geschwätz.
Doch dann nehmen in der Michelsmühle zu Alwerode unerklärliche Geschehnisse ihren Lauf, Menschen sterben einen grausamen Tod. Steht der Müllerssohn Jo, zu dem sich Klara unwiderstehlich hingezogen fühlt, wirklich mit dem Teufel im Bunde?
Bald muss Klara kämpfen – nicht nur gegen die Macht des Bösen …

 

Teufelsmond 

Autor: Ines Thorn
Verlag: Wunderlich
Erschienen: 9. März 2012
ISBN: 978-3805250177
Seitenzahl: 384 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Aberglaube und die Angst vor der Hölle und dem Bösen trieben jahrhundertelang die Menschen zu den abscheulichsten Taten. Passierte irgendetwas, das sich nicht mit dem damaligen Wissen erklären ließ, so meinten die Menschen damals sofort, dass das Böse, also der Teufel, seine Hand im Spiel hat und man dagegen unbedingt vorgehen müsse. Das Schlechte und Böse war am besten mit Feuer zu bekämpfen und so passierte es oft, dass nicht nur Menschen und sogar Tiere – gerade in der Neuzeit – verbrannt wurden, sondern auch deren Hab und Gut. Ines Thorn hat sich das Thema des Aberglaubens, des Neides und auch des Hasses angenommen und schildert mit diesem Buch eindringlich, was Unwissen und Angst alles nach sich ziehen können.


Stil und Sprache
Wer Ines Thorns kennt weiß, dass man keine oberflächlichen Geschichten zu lesen bekommt, sondern die Autorin stets Wert darauf legt, dass der Leser auch hinter die Kulissen blicken kann. Eindringlich und authentisch wirken die Szenerien in Alwerode und man hat das Gefühl, selbst an der Seite Klaras, von deren Warte aus alles erzählt wird, durch das 200 Seelendorf zu spazieren, die Hühner und Schweine herumlaufen zu sehen, die Mägde beim Brunnen tratschen zu hören oder die missmutigen Männer bei der Arbeit zu beobachten; die drückende und spannungsgeladene Stimmung wird regelrecht spürbar. Wie eine dunkle Wolke hängt die bleierne Atmosphäre über dem Dorf, das ein so friedliches und idyllisches sein könnte. Schon von Beginn an - wie bei allen Büchern der Autorin - wird man in die Geschichte gezogen und kann nicht mehr aufhören, Buchstabe für Buchstabe, Wort für Wort und Satz für Satz zu folgen und das Geschehen aufzusaugen. Spannung ist ab der ersten Seite schon gegeben und Längen kommen gar nicht erst auf.

Ein kleiner Wermutstropfen sind die doch ab und an auftretenden Logikfehler im Roman, wobei einer viel mehr gewichtet als die anderen, kleineren Fauxpas. Aufgrund dessen, dass der größere Logikfehler wesentlicher Bestandteil der Spannung ist, kann auf diesen leider nicht näher eingegangen werden. Natürlich wirft dies auch die Frage auf, weshalb diese Fehler dem Lektorat nicht aufgefallen sind.


Figuren
Hervorragend gezeichnet, gewähren vielschichtige Charaktere Einblicke in das breite Spektrum der menschlichen Seele. Klara steht neben Pater Fürchtegott, den sie durch Zufall kennenlernt und sich ihm anschließt, in der Mitte des Geschehens. Es spinnt sich Grausames zusammen in dem Dorf, denn man will endlich gegen das Böse ankämpfen, das so viel Unglück gebracht haben soll. „Das Böse“ ist nichts anderes als die Familie der Michelsmühle, die etwas abseits des Dorfes liegt. Neid und Hass, geschürt vom reichsten Bauern des Dorfes, haben Einzug gehalten und der bornierte Aberglaube tut noch seinen Rest, um aus einem einst friedlichen Dorf einen hetzerischen und rachedurstigen Mob zu machen.
Klara, die junge Protagonistin, hält nichts auf das dumme Geschwätz der Leute, und der „schwarze Jo“, der Sohn des Michelsmüllers, ist ihr auf den ersten Blick sympathisch. Das mag jetzt vielleicht dazu verleiten zu glauben, dass auch eine banale Liebesgeschichte mit eingewoben ist, aber weit gefehlt - Ines Thorn hat die Geschichte viel subtiler angelegt. Der Focus ist rein auf die Dorfbewohner gerichtet und man erlebt schier am eigenen Leib mit, wie schnell und leicht sich Menschen manipulieren lassen und zu Tätern werden, wenn ihnen nur das Richtige erzählt wird.


Aufmachung des Buches
Ein qualitativ schönes, gebundenes Buch, das in 35 Kapitel unterteilt ist. Ein Nachwort und sogar ein Lesebändchen komplettieren die Ausgabe. Am Schutzumschlag, der in Hochglanz gehalten ist, sieht man auf der Vorderseite die Fotografie einer jungen, hübschen Frau und im Hintergrund – passend zum Inhalt des Buches – eine Mühle. Die dunkel-düsteren Farben vermitteln sehr eindringlich die Stimmung des Grundthemas.

Im vergangenen Jahr kam es immer mehr in Mode, dass die Verlage auf dem Cover der historischen Romane nicht mehr Ausschnitte von Gemälden mit „kopflosen“ Frauenkörpern zeigen (was auch nicht sehr einfallsreich ist), sondern eben Fotografien von jungen „heutiger“ Damen in historischer Gewandung. Die Frauen sind zweifelsfrei hübsch, suggerieren dem interessierten Leser dieses Genres aber, das der Inhalt des Buches ebenso „leicht und seicht“ sei wie eben die Umschläge gestaltet sind. Liest man gerne tiefgründige Bücher, die auch geschmackvoll aufgemacht sind, ertappt man sich schnell bei dem Bedürfnis, den Umschlag zu entfernen.
Durch diese Umschläge schiebt man nun gerne auch hochwertig geschriebene Romane dieses Genres voreilig ab in die Schiene der schnulzigen Trivialliteratur. Mit Sicherheit greift ein Großteil der LeserInnen aber gerade aus diesem Grund zu dem einen oder anderen Buch, wenn sie einfach und bewusst leichte Ablenkung wünschen, sonst hätten die Marketingexperten dies bestimmt nicht empfohlen. Leser, die sich aber intensiv mit diesem Genre auseinandersetzen und Wert auf etwas höheres Niveau des Buches legen, haben mit diesen neuen und nicht gerade geschmackvollen Covern keine Freude. Da hat man sich doch lieber mit den Gemäldeausschnitten arrangiert. Aber dies ist wohl einfach auch eine Frage des Geschmacks.


Fazit
Trotz so manches Logikfehlers ist das Buch eine ausgesprochen kurzweilige und schön zu lesende Lektüre. Spannend erzählt, vielschichtigen Figuren und Tiefgang bieten interessante Einblicke in die Abgründe des Menschseins im 16. Jahrhundert.


4 Sterne


Hinweise
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