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Tatort Schule

Annette und Rainer Pietsch leben mit ihren drei Kindern in der Nähe von Stuttgart. Als nach den Sommerferien ein neues Schuljahr beginnt, richtet sich die Familie wieder im Alltag ein. Doch nach einigen Wochen beginnen sich die Kinder zu verändern. Sarah wird zunehmend abweisend, und auch Michael und Lukas entwickeln merkwürdige Verhaltensweisen. Der Familienfriede wird immer mehr von dem aggressiven Auftreten der Kinder erschüttert. Haben die Veränderungen etwas mit den beiden neuen Lehrern, Rosemarie und Franz Moeller, und deren ziemlich unkonventionellen pädagogischen Methoden zu tun? Als schließlich ein Mitschüler unter seltsamen Umständen ums Leben kommt, beschleicht die Eltern ein schlimmer Verdacht.

 

Kinder 

Autor: Jürgen Seibold
Verlag: Piper
Erschienen: März 2012
ISBN: 9783492273077
Seitenzahl: 408 Seiten

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Die Grundidee der Handlung

Das Ehepaar Franz und Rosemarie Moeller beginnen zum Schuljahresanfang neu als Lehrer an einem Stuttgarter Gymnasium, unterrichten in den Klassen 6, 7 und 9. Schon bald greifen deren ungewöhnlichen Maßnahmen und Erziehungsmethoden. Sie fordern von ihren Schülern nicht nur Disziplin und Fleiß, sondern wirken auch mehr und mehr auf das gesamte Klassengefüge ein. Die Lehrerkollegen sind irritiert. Die immer kontrollierten und konzentrierten Moellers erregen nicht nur bei ihnen Aufsehen. Auch die Eltern sind alarmiert, doch bald auch in ihren Meinungen gespalten. Ist das neue Konzept der Moellers nicht genau das, was ihre Kinder brauchen? Nach kurzer Zeit sind Erfolge zu sehen, die Kinder verbessern sich deutlich in ihren Noten – doch auch der Umgang untereinander verschärft sich. Und dann kommt ein Junge zu Tode…
 
Ein Psychothriller, der über das gesamte Buch hin den Leser fesselt. Sehr geschickt aufgebaut, wird man Zeuge, wie mit raffinierten und gut durchdachten Methoden, Kinder wie auch Erwachsene manipuliert und bis an die Grenzen des Vorstellbaren gebracht werden können.


Stil und Sprache

Der Autor schreibt in der dritten Person. Er erzählt aus Sicht der agierenden Hautpersonen und passt seine Sprache diesen perfekt an. Vor allem die Gespräche der Jugendlichen untereinander sind sehr überzeugend. Und auch die Art und Weise, wie die Moellers ihre Schüler manipulieren, wie sie mit ihnen kommunizieren und welche versteckten Machtspiele sie anwenden, ist faszinierend. Seibolds Erzählstil ist einfach und lebendig zugleich. In schneller Abfolge wechselt er von dem einen zum andern, erzählt einmal aus dem Blickwinkel der Eltern, dann der einzelnen Schüler oder auch wieder der Lehrer. Er springt von Situation zu Situation und gerade im zweiten Teil des Buches sind diese Wechsel sehr rasch und abrupt. Dadurch wird dem Leser augenscheinlich vorgeführt, wie viel gleichzeitig an den verschiedenen Schauplätzen passiert und wie viel schneller das Geschehen auch wird. In kursiver Schrift fügt er immer wieder Geschehnisse im Zusammenhang mit einer ganz anderen Schule, dem Internat Cäcilienberg in der Vulkaneifel, ein. Dies ist die Schule, an der die Moellers zuvor unterrichtet hatten. Langsam fügen sich die Geschehnisse von damals und heute zusammen. Bis zum Ende bleibt aber dennoch offen, welchen Ausgang das Ganze nehmen wird und der Spannungsbogen bleibt bis zum Ende auch erhalten.

In mancher Hinsicht wirkt die Geschichte etwas zu heftig in ihren Ausmaßen, sodass sie nicht mehr ganz realistisch erscheint, es gibt ein wenig zu viele Vorkommnisse, Unfälle und Morde. Dennoch ist sehr glaubhaft und auch erschreckend einfach beschrieben, wie mit wenigen Mitteln und psychisch durchdachten Methoden Menschen, Erwachsene wie Kinder, in eine Richtung leitbar und manipulierbar sind.


Figuren

Die Figuren sind sehr genau gezeichnet. Man hat schnell ein klares Bild vor sich, sei es von den beiden Lehrern, den Moellers, als auch von den Schülern und dazugehörigen Eltern. Sicherlich werden hier auch deutliche Klischees bedient. Die Klasse besteht natürlich aus den Strebern, dem Anführer, der von allen gemocht und respektiert wird und dem Opfer, dick, wenig beliebt und etwas dumm. Und auch die Eltern sind klar eingeteilt, in die einen, deren Kinder zum Opfer werden und die mehr oder weniger hilflos dem Ganzen gegenüberstehen und den anderen, die einfach nicht wahrhaben wollen, was mit ihren Kindern geschieht und denen die Leistung am wichtigsten ist.

Sehr gut gezeichnet ist die Rolle der Elternsprecherin, die hochmotiviert genau in die falsche Richtung läuft und am Ende böse erwacht. Die Pietschs scheinen als einzige den Überblick nicht zu verlieren und sich nicht von den Moellers beeindrucken zu lassen. Sie sind um Aufklärung bemüht und werden dadurch selbst zur Zielscheibe.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch hat ein sehr passendes Cover. Es zeigt eine Straße am Waldesrand im Dunkeln, schwach von Straßenlaternen beleuchtet. Im Vordergrund liegen ein Paar Turnschuhe verlassen da. In großen Lettern sind Autor und Titel über allem geschrieben. Es gibt insgesamt zehn Kapitel, mit kurzem Prolog und auch einer kleinen Danksagung.


Fazit

Ein Psychothriller über ein sehr heikles Thema, die Macht der Beeinflussung von Einzelnen und Gruppen, mit der Schule als Tatort. Er ist sehr spannend geschrieben und flüssig zu lesen, in seinen Ausmaßen mir aber etwas zu weit gehend, daher einen Stern Abzug.


4 Sterne


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