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Kerry Morgan ist eine der bekanntesten englischen Hochzeitsfotografinnen. Ihr Buch behandelt nicht nur technische und fotografische Aspekte, sondern beleuchtet insbesondere auch die organisatorischen Herausforderungen, die der Hochzeitsfotograf zu meistern hat. Es besticht durch die Qualität der Fotografie und durch praktischen Ansatz, der sowohl dem Anfänger hilft, sich auf seinen Einsatz als Hochzeitsfotograf vorzubereiten, als auch dem erfahrenen Fotografen, der das Genre Hochzeitsfotografie kennen lernen möchte.

 

Hochzeitsfotografie  Originaltitel: Wedding Photography
Autor: Kerry Morgan
Übersetzer: Johannes Leckebusch
Verlag: dpunkt Verlag
Erschienen: November 2011
ISBN: 978-3-89864-761-8
Seitenzahl: 238 Seiten


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Mit einer Einführung nimmt Kerry Morgan den Dialog mit dem Leser auf, erzählt vom Wesen der Hochzeitsfotografie und was sie für die Autorin bedeutet, und mahnt die Einmaligkeit der vielen Situationen an. Bereits hier lässt sie durchklingen, dass diese Form der Fotografie kaum für Anfänger geeignet ist, sondern eine gewisse Routine und Beherrschung der Ausrüstung voraussetzt.

Ähnlich wie bei Erfolgreiche Hochzeitsfotografie von Annabel Williams (Laterna Magica, 2002) geht es weniger darum, konkrete Techniken zu vermitteln, als vielmehr um das passende Gefühl, die passende Einstellung zum Thema. Das heißt aber nicht, dass Morgan nicht trotzdem reichlich Tipps und Ratschläge liefert, beispielsweise im Umgang mit Geistlichen / Standesbeamten, zum geeigneten Standort des Fotografen in der Kirche und zum Verhalten während des Gottesdienstes. Darüber hinaus macht sie auf viele kleine Situationen und Gelegenheiten aufmerksam, die von einem Hochzeitsfotografen erfasst werden sollten bzw. müssen. Diese Hinweise gelten grundsätzlich für Vermählungen in ganz Europa, doch auch einige Besonderheiten des United Kingdom – wie dem Data Protection Act – kommen zur Sprache. Ebenfalls positiv aufgefallen ist mir, dass sich die Autorin nicht nur auf standesamtliche und christliche Hochzeitszeremonien beschränkt, sondern auch, mit einer gewissen Kürze, auf Trauungen anderer Religionen eingeht.

Morgan legt den Schwerpunkt also weniger – wie es eingangs bei vielen anderen Fotofachbüchern üblich ist – auf technische Aspekte, sondern folgt ihrem eigenen Stil. Ab dem zweiten Kapitel begleitet der Leser die Autorin bei einem exemplarisch ausgeführten Hochzeitsauftrag, begonnen bei den Grundlagen und der Herangehensweise der Fotografin an die Vorbereitung über die vielen Stationen der Heirat bis hin zur Nachbereitung der Aufnahmen.
Trotzdem kommt auch dieses Fachbuch nicht gänzlich ohne technische Betrachtungsweisen aus. Diese werden allerdings nur kurz und prägnant abgehandelt. Einige Checklisten in den Grundlagen helfen bei den Vorbereitungen und dem Zusammenstellen der eigenen Ausrüstung vor dem Hochzeitseinsatz, ein kurzer Beitrag behandelt die Frage der optimalen Objektivart und nimmt dem eher unerfahrenen Hochzeitsfotografen Bedenken bei der Auswahl. In einem Exkurs geht sie auf die Bedeutung, Wirkung und Richtung des Lichts ein, um den Fotografen zu sensibilisieren, hierauf besonders zu achten. Allerdings ist dieser Kurzdurchgang weniger hilfreich, denn bei Trauungszeremonien hat der Fotograf – besonders in Kirchen oder Standesämtern – keine Möglichkeit der Einflussnahme, insbesondere wenn Aufhellblitze verpönt sind, was meistens der Fall ist.

Die ersten vier Kapitel bestehen aus reinem Textanteil, hier sind zunächst nur die Kapitelseiten mit Bildern geschmückt. Dies ändert sich ab dem fünften Abschnitt, in dem die Autorin in den Hochzeitstag einsteigt, bei dem der Leser sie begleitet, stellvertretend für viele andere Fotoaufträge. Ab nun halten sich Fließtext, Fotografien und Randbemerkungen die Waage. Bei ihren Bildern fällt auf, dass Kerry Morgan sehr viele Schwarzweiß-Aufnahmen präsentiert – eher ungewöhnlich im digitalen Zeitalter, aber repräsentativ für ihren zeitlosen Stil. Durch die umfassende Bebilderung – über so manche Seiten erstrecken sich nur die Aufnahmen mit Randbemerkungen – stellt Morgan nicht nur ihre dokumentarische Arbeit dar, sondern bietet dem Leser auch reichlich Vorlagen, um sich inspirieren zu lassen und eigene Ideen umwandeln zu können. Abschließend präsentiert sie im 17. und letzten Kapitel ein vollständiges, 36 Seiten umfassendes Fotoalbum, wie sie es für ihre Kunden anfertigt.

Der Schreibstil der Autorin ist eine Mischung aus Sachlichkeit und Begeisterung für ihren Beruf. Sie verdeutlicht immer wieder, wie ernst sie die Verantwortung für die einmaligen Bildergebnisse, die bei der Hochzeitsfotografie entstehen, nimmt. Dennoch wirkt das Buch nicht zu fachlich, geschweige denn nüchtern, und lässt sich recht flüssig lesen. Die Kapitel sind jeweils in kurze und entsprechend betitelte Abschnitte unterteilt, und auch diese fördern ein flottes Lesetempo.

Auf der Buchrückseite benennt der Verlag Amateur- und Profifotografen als Zielgruppe. Zwar ist in der Inhaltsbeschreibung auch von Anfängern die Rede, allerdings sind diese nicht gleichzusetzen mit Einsteigern in die Fotografie als solche, sondern dem Einstieg routinierter Fotografen in die Hochzeitsfotografie. Aus eigener Erfahrung mit diesem Bereich der Fotografie schließe ich mich dieser Auffassung an – Hobbyfotografen, die zunächst ihre Ausrüstung kennen lernen wollen und müssen, sollten sich zunächst anderen Gebieten der Fotografie zuwenden.


Aufmachung des Buches
Das fest eingebundene Buch orientiert sich in seinen Abmessungen an den üblichen Fotofachbüchern anderer Verlage – einem guten Kompromiss zwischen Handlichkeit und ausreichend Raum, damit Texte und Fotografien im Inneren Platz zur Entfaltung haben. Passend zum Thema zeigt das Titelbild ein Paar, das in einer verschneiten, aber sonnigen Landschaft posiert, darunter sind in einem grauen Balken der Buchtitel, Untertitel und der Name der Autorin angegeben.

Das Buch selbst ist durch ein entsprechendes Inhaltsverzeichnis sorgfältig gegliedert, zum Abschluss gibt es einige Hinweise auf andere Veröffentlichungen des Verlags, ein weiterer Index fehlt.


Fazit
Kerry Morgan ist eine professionelle Hochzeitsfotografin, und das merkt man ihrem Buch auch an. Entsprechend der Zielgruppe geht sie kaum auf technische, dafür umso stärker auf organisatorische und fotografische Aspekte der Hochzeitsfotografie ein. Ein guter Leitfaden zur Vorbereitung und Durchführung von entsprechenden Fotoaufträgen.


4 Sterne


Hinweise
Rezension von Sven Trautmann
Herzlichen Dank an den dpunkt-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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