Kommissar Harry Holes zweiter Fall: In Bangkok wurde der norwegische Botschafter ermordet. Harry Hole soll die thailändische Polizei bei der Mordermittlung unterstützen und taucht tief in die Unterwelt einer Stadt ab, in der Moral und Gesetz keine Rolle spielen. Dabei findet er über den Ermordeten, der ein enger Weggefährte des norwegischen Ministerpräsidenten war, mehr heraus, als seinen Vorgesetzten lieb ist ...
Originaltitel: Kakerlakkene |
Die Grundidee der Handlung
Ein Jahr, nachdem Harry Hole den Mord an einer norwegischen Schauspielerin in Sydney aufgeklärt hat, führt ihn sein zweiter Fall nach Asien und die Aufgabe ist delikat. Als Ein-Mann-Ermittlungsteam soll er den Mord am norwegischen Botschafter aufklären. Dieser war in einem Motel, dessen Gäste vorwiegend Ausländer mit "Sonderwünschen" waren, mit einem Messer im Rücken ermordet aufgefunden worden. Und das passiert ausgerechnet einem Politiker der Christlichen Volkspartei, der den Botschafterposten wohl nie ohne besondere Verbundenheit zum Ministerpräsidenten bekommen hätte. Der Mörder soll gefasst werden, aber möglichst ohne "unerwartete Wendungen" in den Ermittlungen, deshalb ist Harry Hole wie geschaffen für den Job. Doch was Harry Hole in der schwül-heißen Luft Bangkoks herausfindet, ist alles andere als "frei von Wendungen". Es gibt Hinweise, dass die Mafia involviert sein könnte, Hinweise auf Pädophilie und reichlich Wettscheine der Pferderennbahn. Und nicht zuletzt stellt sich Hole die Frage: Wie heil war die Familienwelt des Botschafters wirklich? Für Hole beginnen Ermittlungen, die ihn auf sehr heikles Terrain führen und all das auch noch in der glühenden Hitze Bangkoks und im dauernden Kampf gegen seine größte Schwäche: Den Alkohol.
Harry Hole als Weltenbummler unter den Komissaren. Erst Sydney, jetzt Bangkok. Gute Idee, lebt die Figur des Kommissars doch auch nicht zuletzt durch ihre menschlichen Schwächen. Ein auf Dauer sesshafter Harry Hole würde nicht so glaubhaft sein. Die phantastische Beschreibung der menschlichen Schwächen der Oberschicht, die auch dieser Teil wieder liefert, ist eine der großen Stärken Nesbøs. Der Kunstgriff, dass diese Schwächen nicht durch einen "perfekten" Polizisten, sondern durch einen Kommissar, der selbst gegen sie kämpfen muss, pointiert offengelegt werden, ist sehr gelungen. Zusätzlich machen die schillernden,detailreichen Beschreibungen der Schauplätze dieses Hörbuch zu einem wunderbar bildhaften Erlebnis.
Darstellung des Hörbuchs
Nachdem Heikko Deutschmann den ersten Teil der Reihe gesprochen hat, ist dieser Teil der erste (in der chronologischen Reihenfolge betrachtet) mit Achim Buch. Seine Stimme ist angenehm weich und tief. Er versteht es, mit seiner Stimme die handelnden Personen klar unterscheidbar zu machen. Dabei unterscheidet er die Personen weniger durch stimmliche Veränderungen. Die gibt es zwar auch, aber in kleinem Rahmen. In Sprechweise und Sprachtempo liegen die Hauptunterschiede. Da sind die Stimmen der Botschaftsangehörigen, die allesamt sprechen, als wäre jedes Wort druckreif und sich so geschickt verbal bewegen, dass man "zwischen die Zeilen" hören muss, im Gegensatz zur Stimme Harrys, der sich manches Mal erst an Diplomatie gewöhnen muss und trotzdem auf seine besondere Weise einfühlsam und ehrlich bleibt. Zudem versteht es der Sprecher wunderbar, die Atmosphäre des Schauplatzes zu transportieren. Hektisch, melancholisch, Großstadt und doch auch romantisch - all das ist Bangkok in diesem Hörbuch. Sehr gelungen, auch wenn der Sprecher manchmal an unerwarteten Stellen Pausen einfügt.
Aufmachung des Hörbuchs
Das Hörbuch wird in einem weißen Papp-Schuber zum Aufklappen geliefert. Das Covermotiv zeigt die Vergrößererung einer Kakerlake. Autorenname und Buchtitel bilden allerdings den zentralen Blickfang des Covers. Klappt man den Schuber auf, so entdeckt man als erstes ein großes Foto des Autoren nebst einer Kurzbiographie, die aber dennoch alles Wissenswerte beinhaltet. Klappt man den Schuber ein zweites Mal nach links auf, werden die ersten zwei CDs sichtbar. Unterhalb davon findet sich ein Auszug aus einer Besprechung des Buches in einem Radiosender bzw. eine Kurzbiographie des Sprechers. Unterhalb der weiteren CDs befinden sich die obligatorischen Hinweise zu Biblographe und Copyright, bzw. Hinweise auf weitere Hörbuchfassungen späterer Folgen der Serie. Insoweit ist ein Wiedererkennungswert gegeben, selbst wenn die Grundfarbe der gesamten Gestaltung von Schwarz in Weiß verändert wurde.
Fazit
Auch der zweite Teil der Reihe weiß zu überzeugen. Ungewöhnlicher Schauplatz, spannende Story, Personen, die als Amtsträger und Familienväter nicht unfehlbar, aber echt und geradlinig sind. Nach anfänglicher Skepsis gegenüber dem Sprecherwechsel und einer kurzen "Eingewöhnungsphase" überzeugt auch Achim Buch, auch wenn seine Interpretation Harry Holes anders ist als die seines Vorgängers.
Hinweise
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Backlist:
Teil 1: Der Fledermausmann