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Während des Abendessens mit einer schönen Frau erhält James Bond eine alarmierende Nachricht: Ein verheerender Anschlag wurde angekündigt. Britische Sicherheitsinteressen sind massiv betroffen, und man rechnet mit Tausenden von Todesopfern. Allein James Bond kann die unmittelbar bevorstehende Katastrophe jetzt noch abwenden. Doch nur, wenn seine Vorgesetzten ihm Carte Blanche erteilen – und 007 damit an keine Regel mehr gebunden ist …

 

Carte Blanche 

Originaltitel: Carte Blanche
Autor: Jeffery Deaver
Übersetzer: Thomas Haufschild
Verlag: Blanvalet
Erschienen: 02/2012
ISBN: 978-3764504267
Seitenzahl: 544 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Wie kann man den Inhalt eines James-Bond-Romans beschreiben? Er beginnt klassischerweise mit einer längeren Action-Sequenz, hier einem geplanten und von Bond natürlich vereitelten Anschlag auf einen Gefahrguttransport. Da Hinweise auf einen weiteren Anschlag bekannt geworden sind, soll Bond den mutmaßlichen Drahtzieher der Sache stellen und reist dazu um die halbe Welt, gerät von einer brenzligen Situation in die nächste, meistert aber natürlich alle mit seinem unglaublichen Charme und Können.

An dieser Reihe haben sich nach Ian Fleming schon viele weitere Autoren versucht, neben denen des Erfinders von 007 gibt es rund 40 weitere Titel. Nun also soll Jeffery Deaver James Bond in die Gegenwart holen, raus aus den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Ein schwieriges Unterfangen, gilt es doch einige Details zu ändern, damit nicht ein Neunzigjähriger auf Verbrecherjagd gehen muss. Gleichzeitig versucht Deaver aber, möglichst nah am Ursprung der Geschichte zu bleiben, was ihm nicht immer mit Erfolg gelingt, einiges wirkt doch recht konstruiert. Leider habe ich bisher keinen anderen Bond-Roman gelesen, so dass ich nicht wirklich Vergleiche ziehen kann, allerdings animiert mich „Carte Blanche“ auch nicht dazu.


Stil und Sprache
Wie von Deaver gewohnt, ist der Roman sehr umfangreich, rund 540 Seiten lang nimmt er sich Zeit für seinen neuen Helden. Es geht auch gleich zügig los mit der erwarteten Action, dann aber verliert sich der Autor darin, möglichst viele Bond-relevante Details loszuwerden: seine Vorliebe für schöne Frauen, die ewigen Flirts mit Miss Moneypenny, diverse alkoholische Getränke und ein ausgiebiger Besuch in der Abteilung „Q“, das alles bremst die Handlung etwas aus. So sind dann schnell fast 150 Seiten ausgefüllt und erst dann kommt die Story nach und nach in Schwung. Stilistisch hat Jeffery Deaver allerdings nicht wirklich viel zu bieten, zwar beschreibt er detailliert und ausführlich, aber besondere Eleganz kann man ihm wahrlich nicht nachsagen, dazu sind seine Schilderungen einfach zu trocken und fast schon einfallslos.

Alles in allem fühlt man sich doch sehr in die Filme um den legendären Geheimagenten versetzt, ein exotischer Schauplatz jagt den nächsten, Bond gibt den allwissenden Tausendsassa, der in jeder Rolle überzeugend ist, jede Finte seines Gegners bedacht hat und überhaupt immer einen Schritt voraus ist – auch dem Leser, der etliche, für Jeffery Deaver typische, Wendungen mitmachen muss, ehe er halbwegs sicher sein kann, wer hier gut und wer böse ist. Diese Wendungen allerdings wirken leider oft gestelzt und bewusst zusammengeschustert, um den Leser für dumm zu verkaufen: Da wird dann jemand von einer Schusswaffe getroffen und bricht mit schrecklich entstelltem Gesicht tödlich verletzt zusammen, um eine Seite weiter mit ein paar blauen Flecken wieder aufzustehen und sich das fremde Blut aus dem Gesicht zu wischen. Von einem Meister wie Jeffery Deaver hätte ich mir solche Tricks etwas subtiler erwartet, etwa wie die Idee, eine Wiederbelebung der Bond-Romane ausgerechnet im Recycling-Milieu anzusiedeln – keine Frage, das hat was.


Figuren
James Bond zeichnete sich schon immer dadurch aus, nicht viel von sich preiszugeben. Es gibt keine echte Biografie und so bleibt es auch in diesem Fall. Nur oberflächlich kann man Bond als Leser betrachten, verrät er doch von seinen Gedanken und Gefühlen nur wenig. Aus dieser Perspektive – Bond erzählt selbst in der dritten Person – bleibt dem Leser fast keine Chance, sich mit seinem Helden zu identifizieren. Die aus den Filmen bekannte selbstironische Art geht Deavers Bond völlig ab, nur hin und wieder entlockt einem eine Szene ein kleines Schmunzeln.

Was für den Protagonisten gilt, ist auch bei den zahlreichen Nebenfiguren nicht anders, sei es Felix Leiter, der natürlich einen (recht kurzen) Auftritt hat, oder auch Felicity Willing (was für ein Name!), eine der zahlreichen Frauen, zu denen Bond versucht, eine Beziehung aufzubauen. Knapp beschrieben und nur oberflächlich dargestellt, bieten sie nur eine Art Kulisse für Bonds Feldzug gegen das Böse. Und wenn jetzt wenigstens der Böse wirklich böse wäre, wäre ja alles gut, aber auch hier gelingt es Deaver nicht recht, einen echten Schurken a la Blofeld hinzubekommen. Sein Bösewicht wirkt einfach zu menschlich und harmlos, schade drum.


Aufmachung des Buches
Das in Klappbroschur ausgeführte Buch ist eher unauffällig gestaltet: Ein richtiges Titelbild gibt es nicht, hinter den dunkelroten Schriftzügen sieht man nur eine helle Rauchfahne vor einem noch helleren Hintergrund hochsteigen. Innen ist das Buch in sechs große Teile untergliedert, die jeweils die Ereignisse eines Wochentags schildern, begonnen mit Sonntag bis zum großen Showdown am Freitag. Zu den vielfach verwendeten Abkürzungen im Buch gibt es am Ende noch ein Glossar, das die verschiedenen Geheimdienst-Organisationen etc. erläutert.


Fazit
Jeffery Deaver muss ziemlich lange Anlauf nehmen, um seinem 007 ein kurzes Spannungsfeuerwerk zu gönnen, der große Wurf war das sicher nicht. Hier steckt zu viel Deaver drin, dafür zu wenig Bond. Leider nur Durchschnitt!


3 Sterne


Hinweise
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