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Bis in die sechziger Jahre hinein war es eine vorherrschende Auffassung, dass vor allem kleine Kinder vieles an Bedrohungen und Leid um sich herum nicht spüren. Inzwischen ist bekannt und untersucht, dass Kinder das Leid ihrer Eltern miterleben und mittragen, oft unbewusst und noch im erwachsenen Alter unbewältigt.

Begleitet von einer Psychotherapeutin haben Menschen der Geburtsjahrgänge 1928 bis 1948 sich auf den Weg in ihre kindliche Vergangenheit gemacht. In unterschiedlich langen Texten erzählen sie aus der Zeit, in der sie als Kinder den Zweiten Weltkrieg und die frühe Nachkriegszeit erlebt haben.
Ein lebendiges Stück Zeitgeschichte, das ohne nostalgische Verklärung in seiner Unmittelbarkeit berührt, erschüttert und zum Nachdenken anregt.

Das Erinnerungsbuch für Angehörige aus der Generation der Kriegskinder und deren Nachkommen.

 

Im Krieg war ich noch klein 

Autor: Dr. Anette Winkelmüller
Verlag: Lutherisches Verlagshaus
Erschienen: 2011
ISBN: 978-3-7859-1050-4
Seitenzahl: 128 Seiten


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Die Autorin Anette Winkelmüller ist Ärztin und ärztliche Psychotherapeutin und selbst Kriegskind (geboren 1937). In diesem Buch nähert sie sich dem Thema „Kindheit im Krieg“ auf einfühlsame und erhellende Art und Weise. In zahlreichen Gesprächen mit Kriegskindern und anhand vieler Aufzeichnungen von Erinnerungen mehrerer Kriegskinder wird deutlich, welche Folgen der Krieg bei denen zeigte, die ihn als (kleine) Kinder miterlebt haben. Es geht um die Erinnerungen an sich, die Symptome, die sich noch heute bei den Betroffenen zeigen – und die leider immer noch von vielen Ärzten als psychosomatische Nichtigkeiten abgetan werden –, um ein Seminar, in dem das Schicksal von Kriegskindern aufgearbeitet wurde, und um die „Kriegsenkel“.

Die Themen „posttraumatische Belastungsstörung“ und „transgenerationale Weitergabe von Kriegstraumen“ spielen eine wichtige Rolle. Es geht also nicht nur um die Betroffenen selbst, sondern auch an die Weitergabe der Traumatisierung an die nachfolgenden Generationen – hier wirkt sich das Schweigen als sehr schwerwiegendes Muster aus. Deshalb hat es sich die Autorin auch zur Aufgabe gemacht, Traumatisierungen gemeinsam mit ihren Patienten/Klienten aufzuarbeiten.

Das Buch ist sowohl ein Sachtext, in dem es um das Thema „Erinnerungen an den Krieg aus der Perspektive einer Psychotherapeutin“ geht, als auch eine Sammlung zahlreicher persönlicher Erinnerungen von Kriegskindern, die an dem von der Autorin angebotenen Seminar teilgenommen haben. Sowohl der Text der Autorin, als auch die Erinnerungspassagen sind gut verständlich. Vorwissen wird keines vorausgesetzt. Obwohl die Verfasserin Ärztin ist, verzichtet sie überwiegend auf Fremdwörter, bzw. wichtige Begriffe (etwa transgenerationale Weitergabe von Traumatisierungen) werden erklärt.

Dieses Buch eignet sich für alle, die etwas über die deutsche Vergangenheit wissen möchten und gewillt sind zu verstehen, was mit vielen Menschen aus der Generation der Kriegskinder „los ist“. Auch für Menschen, die selbst Erinnerungsarbeit mit älteren Menschen machen (z.B. in Altenheimen), bietet das Buch der Ärztin und Psychotherapeutin eine gute Einführung.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist fest gebunden. Auf dem Cover sind Titel, Untertitel und Autorenname zu sehen, zudem alte Aufnahmen von Kriegskindern. Die Covergestaltung finde ich dem Thema angemessen. Es zeigt unaufgeregt auf, worum es geht.
Im Innenteil findet man viele aufgeschriebene Erinnerungen der Kriegskinder, manchmal mit Schreimaschine getippt oder in Schreibschrift notiert. In puncto Optik heben sich die persönlichen Erinnerungspassagen durch die Gestaltung vom restlichen Text (Sachtext, Ausführungen der Autorin) ab. Diese Passagen sehen wie in den Text kopierte Seiten (grau hinterlegt) aus. Leider ist bei einigen Seiten, die mit Schreibmaschine getippt wurden, die Lesbarkeit etwas eingeschränkt, weil die Schrift nicht kontrastreich genug ist. Das hätte man nachbearbeiten können.
Auch Zeichnungen und Fotografien von Kriegskindern sind zu sehen. Die Bilder sind alles schwarz-weiß.


Fazit
„Im Krieg war ich noch klein“ ist ein spannender Beitrag zum Thema „Kindheit im Krieg“. Mir hat es bei der Biografiearbeit mit den Bewohnerinnen eines Altenheimes sehr geholfen und wertvolle Anregungen vermittelt. Ich wünsche dem Buch zahlreiche Leserinnen und Leser, weil es ein wichtiges Thema gut verständlich aufarbeitet.


alt


Hinweise
Rezension von Sigrid Grün
Herzlichen Dank an das Lutherische Verlagshaus für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


Dieses Buch kaufen bei: amazon.dealt

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