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Anno domini 1683: Die Hohe Pforte hat sich zum Krieg gegen den Kaiser entschlossen. Großwesir Kara Mustafa setzt alles auf eine Karte und wagt den Angriff auf die Festung Wien, die Residenzstadt des Giaurenkönigs. Ganz Europa steht im Banne des gewaltigen Ringens, das Scheitern der Osmanen vor den Mauern des Goldenen Apfels wird zum Wendepunkt in der Geschichte des Kontinents. Johannes Sachslehner feiert jedoch keine „Helden“, er erzählt die Ereignisse dieses Schicksalsjahres Tag für Tag, eindringlich schildert er das Inferno eines Krieges, in dem kein Pardon gegeben wird, in dem Fanatismus und Hass, die Gier nach Beute und Ruhm Tod und Zerstörung über den Osten des Habsburgerreichs bringen und Hunderttausende ins Unglück stürzen …

 

Anno 1683 

Autor: Johannes Sachslehner
Verlag: Pichler
Erschienen:  November 2011
ISBN: 978-3-85431-575-9
Seitenzahl: 405 Seiten


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Der als „Zweite Türkenbelagerung Wiens“ bekannte Krieg von 1683, war sowohl geschichtlich als auch politisch ein entscheidendes Ereignis für die Zukunft Österreichs, aber auch anderer westlicher Länder wie dem heutigen Tschechien, der Slowakei, Deutschland und letztendlich auch ganz Europas. Johannes Sachslehner hat sich dieses Themas mit einer Ausführlichkeit angenommen wie nur wenige Autoren zuvor. In Tagebuchform beschreibt er vom 1. Januar bis zum 31. Dezember 1683 das ganze Jahr und erlaubt dem Interessierten, sich nochmals mit ihm auf Spurensuche zu begeben, und erweckt so diese dramatische Zeit nochmals zum Leben.
Die tagebuchartige Darstellung ist innovativ und  veranschaulicht sämtliche Ereignisse auf sehr plastische und nachvollziehbare Weise. Sachslehners Sprache und Berichte sind für ein Sachbuch äußerst spannend und flüssig zu lesen, und so wähnt man sich oft in einem zwar sehr lehrreichen, aber dennoch kurzweiligen und sehr interessanten Tatsachenroman. Geschichtsinteressierte in jedem Alter werden voll auf Ihre Kosten kommen, hat der Autor doch eine Fülle an Bildmaterial mit eingebaut, um das Dargebotene auch visuell anschaulich zu unterstreichen. So entsteht die Zeit der Belagerung nochmals im Kopf des Lesers und brennt sich auf Dauer ein. Man ist mit Sachslehner am Puls der Zeit, ist Beobachter, wie Kara Mustafa, ehrgeiziger Großwesirs Sultan Mehmed IV, mit seinem riesigen Herr die habsburgische Kaiserstadt Wien belagert und erlebt hautnah, wie die Wiener verzweifelt um ihre Stadt kämpfen, was sich angesichts der Übermacht ziemlich hoffnungslos  wähnt. Wie es dennoch dazu kam, dass sich die Türken ein zweites Mal zurückziehen mussten, könnte auch ein Dokumentarfilm nicht besser berichten.

Der Autor zeigt die Fakten auf und schildert unbarmherzig das grausame Abschlachten der Bevölkerung vor Wien durch die Tataren, die Gefangennahme vieler Menschen, die wie Sklaven gehalten und verschachert wurden, alles wird vorbehaltlos dargestellt. Dennoch bleibt Sachslehner stets auf einem niveauvollen Level und erliegt nie der Versuchung, grausame Szenen noch blutrünstiger oder kruder darzustellen, als es ohnehin war.

Am aufschlussreichsten jedoch ist wohl der Blick hinter die politischen Kulissen. Beweggründe, Strategien, Verträge, Motive und Pläne werden akribisch und nachvollziehbar erzählt. Wichtige politische und auch militärische Persönlichkeiten auf beiden Seiten finden in jeglicher Ausführlichkeit Platz und auch deren Ansichten, Motivationen und Handeln wird verständlich und erklärend festgehalten.


Aufmachung des Buches
Aufwändig gestaltet und von gewohnt guter Qualität ist auch dieses Buch vom Pichler-Verlag. Schon am Schutzumschlag sticht einem nicht nur der Titel, sondern auch das Covermotiv ins Auge und unterstreicht somit eindeutig das Thema dieses umfangreichen Werkes. Sobald man es aufschlägt, beginnt die reiche Bebilderung des Buches - ganz zu Anfang mit einer Landkarte mit der Umgebung von Wien aus einer schon hunderte Jahre alten Epoche.

Obwohl das über 400 Seiten dicke Buch sehr dicht bedruckt und auch bebildert ist, bleibt es durch die gut überlegte Einteilung stets übersichtlich. Nach einer kurzen Einleitung folgt der gesamte Text, der in Monate und Tage gegliedert ist. An jedem einzelnen Tag des Jahres 1683 sind die Ereignisse festgehalten und zwischendurch finden sich noch einzelne Kapitel, die entweder für eine Persönlichkeit oder ein wichtiges Ereignis zur Erklärung dienen. Sämtliches, sehr umfangreiches, Bildmaterial ist detailliert beschriftet und am Ende des Buches finden sich noch Worterklärungen, Quellen- und Literaturverzeichnis, Danksagung, Bildnachweis und ein Impressum. Im Gesamten ein Werk, das keine Wünsche offen lässt – das letzte I-Tüpfelchen wäre vielleicht noch eine Lesebändchen gewesen.


Fazit
Für Geschichtsinteressierte ein äußerst bereicherndes Werk, welches nicht nur interessant und spannend erzählt ist, sondern auch von der Aufmachung nichts vermissen lässt. Ein Buch, welches man gerne und vorbehaltlos empfiehlt!


5 Sterne


Hinweise
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