Smaller Default Larger

Despereaux Tilling ist eine Maus wie keine andere. Als halbe Portion mit viel zu großen Ohren legt er auch noch ein gänzlich unmäusisches Verhalten an den Tag: Er ist in die Menschenprinzessin Erbse verliebt. Als der oberste Mäuserat Wind davon bekommt, wirft er Despereaux kurzerhand ins Verlies zu den Ratten. Dort trifft er auf Roscuro und die beiden haben großes vor: Sie wollen einen Weg zurück in die Freiheit finden …

 

  Autor: Kate DiCamillo
Verlag: dtv junior
Erschienen: 03/2009
ISBN: 978-3-423-71328-3
Seitenzahl: 248 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Eine winzig kleine Maus mit viel zu großen Ohren – mit der kann ja schon was nicht stimmen. Und so urteilen auch die Mäuse um ihn herum. Und tatsächlich legt Despereaux ein völlig mäuseuntypisches Verhalten an den Tag: Statt wie eine Maus zu huschen, sitzt er auf dem Gang und bewundert das Licht, dass durch die Buntglasfenster der Burg fällt. Statt wie eine Maus die überaus schmackhaften Seiten der Bücher anzunagen, liest er das Buch. Wohin soll das bloß führen? Doch wo die anderen Mäuse denken, dass es ja kaum noch schlimmer kommen kann, kommt es schlimmer: Despereaux zeigt sich den Menschen! Doch damit nicht genug: Er lässt sich von Prinzessin Erbse anfassen! Ein klarer Fall für den Mäuserat, Despereaux stellt eine Gefahr da. Zur Strafe wird er in das Verlies verbannt und dort lauern die Todfeinde der Mäuse: Ratten. Widerliche Kreaturen, die im Dunkeln hocken und andere leiden sehen wollen. Es scheint aussichtslos für den kleinen Despereaux, dabei hat er sich doch gerade erst bis über beide Ohren verliebt …


Stil und Sprache
In diese Geschichte findet der Leser sehr schnell hinein und möchte auch gar nicht mehr aus der Welt der kleinen Maus Despereaux hinaus. Ich für meinen Teil war schon ein wenig traurig, als ich die letzte Seite umgeblättert und das Buch schließlich zugeklappt habe.
Die Autorin Kate DiCamillo hat einen wunderbar lebendigen Schreibstil. Dabei ist die Sprache einfach, aber wunderbar klar und bildlich. Als Leser sieht man die Geschichte vor dem inneren Auge, riecht den Dreck und die Verwesung im Verlies, hört das „Buuum – buuummbuumm –ta“ der unheilverkündenden Trommel. Die Beschreibungen sind wohl dosiert und lassen ausreichend Raum für die Fantasie des Lesers.

Das Buch ist in der dritten Person verfasst, der allwissende Erzähler spricht den Leser unmittelbar an, duzt ihn und bezieht ihn so in das Geschehen mit ein. Der Leser ist kein unbeteiligter Beobachter mehr, er ist beinahe schon ein Teil der Geschichte. Dieses Detail macht den Charme des Buches sicherlich mit aus.
Da der Erzähler die Geschichte von oben herab betrachtet und anscheinend darauf zurück blickt, kann er Andeutungen auf zukünftiges Geschehen machen (Beispiel; S. 22: „Despereaux wusste es noch nicht, aber schon sehr bald würde auch er tapfer sein müssen.“). Dadurch wird die Neugier des Lesers natürlich angestachelt, die Spannung aufrecht erhalten – und das über das ganze Buch hinweg. Das Lesetempo ist sehr hoch, wozu sicherlich die kurzen Kapitel von meist gerademal drei Seiten beitragen. Und so fliegen die Buchstaben regelrecht vorbei.

Besonders interessant fand ich, dass das Buch in vier Bücher unterteilt ist, diese wiederum in nummerierte und betitelte Kapitel, wobei das erste Buch die Geschichte von Despereaux, das zweite Buch die Geschichte von Chiaroscuro, das dritte Buch die Geschichte von Miggery Sow erzählt. Im vierten Buch schließlich laufen diese drei Handlungsstränge zusammen und streben auf den Höhepunkt zu.


Figuren
Die Figuren sind so wunderbar wie die Geschichte. Obwohl ich dies wohl eher andersherum schreiben müsste, gäbe es ohne die Figuren doch gar keine Geschichte. Erst recht gäbe es ohne Despereaux diese Geschichte nicht, ist er doch der Protagonist. Und was für einer! Kaum betritt er die papierene Bühne, hat der Leser ihn schon ins Herz geschlossen. Despereaux ist nur halb so groß wie andere Mäuse, hat dafür allerdings riesige Ohren. Er kränkelt und wenn er Angst hat, fällt er kurzerhand in Ohnmacht. Er benimmt sich nicht, wie es sich für eine Maus gehört, was ihn zunächst in immense Schwierigkeiten bringt. Despereaux ist eine absolut glaubwürdige Figur, der Leser begleitet sie gerne durch all die Abenteuer und hofft, dass alles gut ausgehen möge.

Despereaux‘ Zielen entgegen stellt sich Chiraoscuro, genannt Roscuro. Er ist eine Ratte und wie es sich für eine Ratte gehört, lässt er Menschen und Mäuse gerne leiden. Absolut rattenuntypisch ist allerdings sein Fable für Licht, denn Ratten lieben das Dunkel. Und genau dieses Detail sorgt letztendlich dafür, dass Roscuro sich rächen will und einen heimtückischen Plan ausarbeitet. Die genauen Gründe für seine Rache möchte ich an dieser Stelle nicht angeben, um der Geschichte nicht zuviel vorweg zu nehmen.

Schließlich gibt es noch die dritte wichtige Person dieser Geschichte, Miggery Sow, genannt Mig. Sie ist ein Mädchen, das nach dem Tod der Mutter vom Vater für Tabak, eine rote Tischdecke und eine Henne verkauft worden ist. Ihr Besitzer, den sie Onkel nennen muss, verpasst ihr im Laufe der Jahre so viele saftige Ohrfeigen, dass Mig beinahe taub ist. Und sie ist nicht gerade die Hellste, was für diese Geschichte von Bedeutung ist.

Jede Figur in dieser Geschichte hat ihre eigene Stimme, die sie unverwechselbar macht. Sei es Despereaux, der stets etwas Verträumtes in der Stimme hat, oder seine Mutter Antoinette mit ihrem französischen Akzent, oder sein Bruder Furlough, der den Ausspruch „Schöne Scheiße“ bei jeder sich bietenden Gelegenheit anbringt. Alle Figuren sind glaubhaft ausgearbeitet, haben ihre Wünsche und Ängste, ihre Hoffnungen und Verzweiflung. Kate DiCamillo hat wirklich lebende Figuren auf das Papier gezaubert.


Aufmachung des Buches
Die Optik des Taschenbuches ist an den Kinofilm angelehnt und einfach nur hinreißend! Eine Maus, mit riesigen Ohren und einer Nähnadel bewaffnet, steht in grüner Robe mit roten Strumpfhosen auf einem Kürbis (?). Mit dem Buch hat dies nur im Entferntesten zu tun, was ich schade finde. Dennoch spricht das Cover den Leser sofort an und sorgt dafür, dass er das Buch in die Hand nimmt.

Wunderbar sind die Zeichnungen von Timothy Basil Ering, die immer passend zur jeweiligen Szene des Buches sind. Sie geben der Geschichte den letzten Schliff.


Fazit
„Despereaux“ ist ein durch und durch wundervolles Buch – und das nicht nur für junge Leser ab 10 Jahren. Auch die „großen Leser“ werden mit der kleinen Maus ihre Freude haben und einige vergnügliche Lesestunden mit ihr verbringen, die leider viel zu schnell vorbei sind.
Absolut lesenswert!


5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo