Smaller Default Larger

Andrea Schacht

Andrea Schacht hat sich vor allem durch ihre zahlreichen historischen und Katzen-Romane einen Namen gemacht. Mit "Kyria & Reb - Bis ans Ende der Welt" hat sie nun einen Sprung ins Jahr 2125 gewagt und präsentiert ihren Lesern einen dystopischen Jugendroman, der von Kontrollsucht und Intrigen geprägt ist.


Liebe Andrea, ich danke dir herzlich, dass du Zeit für ein Interview nimmst! Wie kommt es, dass eine Katze deine Karriere als Schriftstellerin ins Rollen brachte?

Ach ja, mein alter Freund Maunzi – er war so ein selbstbewusster Kater, der sein Revier gut unter der Kralle hatte. Aber abends kam er immer zu mir, setzte sich auf die Sofalehne und sah mich tiefgründig an, so als ob er mir etwas Wichtiges mitzuteilen hätte. Also zog ich mir eines Tages den Katzenpelz über und begleitete ihn eine Nacht lang.
So entstand der erste Roman.


Im Februar ist dein erster dystopischer Roman - "Kyria & Reb - Bis ans Ende der Welt" im Egmont INK-Verlag erschienen. Worum geht es in dieser Geschichte?

Es geht um Kyria, eine behütete junge Frau, die erfährt, dass sie bald sterben muss und deshalb der kontrollierten Welt des New Europe entfliehen möchte. Dabei hilft ihr ein junger Rebell aus der Unterschicht – den sie nicht wirklich gut leiden kann.
Bis sie ans Ende der Welt kommen …


Bisher bist du vielmehr für deine Romane zu Zeiten der alten Germanen, des römischen Weltreichs und finsteren Mittelalters sowie für deine Katzenbücher bekannt. Was hat dich dazu inspiriert, nun eine Dystopie zu schreiben - immerhin betrittst du damit erstmalig die Zukunft. Malst du dir diese so düster aus?

Wenn man sich mit der Historie beschäftigt, stellt man fest, dass die Gegenwart immer auf der Vergangenheit aufbaut. Eigentlich ein logischer Schritt, dass ich mich von der Antike über das (gar nicht so finstere) Mittelalter zur Neuzeit hinweg jetzt auch mal in die Zukunft gewagt habe. Düster – das ist auch immer eine Frage der Weltsicht. Ich male mir die Zukunft nicht düsterer aus, als die Gegenwart – sie wird ihre lichten und dunklen Seiten haben wie alle Zeiten. Literarisch habe ich bei Kyria & Reb allerdings ein paar Extrementwicklungen konzipiert, die nicht eben sympathisch sind.


Der Schauplatz La Capitale entspricht dem gegenwärtigen Frankfurt am Main. Warum hast du dich für diese Metropole als Ort für das Geschehen entschieden?

Ich habe eine Zeitlang in Frankfurt gelebt und gearbeitet. Es machte mir Spaß, diese Stadt für den Roman mal etwas umzugestalten.


Männer sind nicht gerade hoch angesehen in der von dir erdachten Gesellschaft. Entspricht dieser Umstand deinem Ansehen dieses Geschlechts oder ist es vielmehr ein Trend, den du beobachtest?

Ansehen hat nichts mit dem Geschlecht zu tun, es gibt Männer wie Frauen, die Achtung verdienen, es gibt auf beiden Seiten auch solche, die nicht so angenehm sind. Wir haben heute einen Grad der Gleichberechtigung erreicht, der vor hundert Jahren noch nicht vorstellbar war. Damals waren es die Frauen, denen man wenig zutraute. In meiner neuen Welt habe ich das einfach umgedreht und die Männer zur Zierde des Heims gemacht. Und da sie von Natur aus das nicht freiwillig sein würden, geben die Mütter ihnen Medikamente, die ihre Abenteuerlust dämpfen.
DAS allerdings gibt es auch heute schon.


Damit die männlichen Zeitgenossen sich ein wenig austoben können, steht ihnen unter anderem das Wagenlenken, wie man es aus dem alten Rom kennt, zur Verfügung. Ist es deinen historischen Romanen geschuldet, dass du diese alte Sportart in einem Zukunftsroman zum Leben erweckt hast?

Das Staatswesen in NuYu ist an dem römischen Vorbild orientiert, daher die Wagenrennen. Sie bieten vor allem ja eine prächtige Möglichkeit für die Männer, sich als Beherrscher von vier PS darzustellen.
Andererseits erfreut sich in NuYu auch das Sumo-Ringen großer Beliebtheit.


Kyria kann mit Pferden nicht sonderlich viel anfangen, da sie Angst vor Tieren, die größer sind als sie, hat. Grusel vor Spinnen und anderem Krabbelzeug kennt man zur Genüge - woher hat Kyria jedoch ihre Angst vor Pferden? Liegt diesem Charakterzug ein lebendes Vorbild zugrunde?

Kyria ist in einer quasi sterilen Umgebung aufgewachsen, sie hatte überhaupt keinen Kontakt zu Tieren. Daher zunächst ihre Angst vor jeglichen Getier. Das legt sich aber bei näherer Bekanntschaft mit Pferden und Katzen und Hausschweinen.
Und nein, kein lebendes Vorbild. Und schon gar nicht mich.


Wie es auf der Verlagsseite so schön heißt, trifft man in deinen Büchern auf "mutige Heldinnen und starke Frauen, die zu allen Zeiten ihr Schicksal tapfer meistern". Auch Kyria ist sehr mutig und hat ein Schicksal zu bewältigen, das man sicherlich nicht mit ihr teilen mag. Was fasziniert dich an dieser Art Figur?

Mich fasziniert immer wieder, wie sich Menschen entwickeln, wenn sie auf Schwierigkeiten stoßen. Meine Heldinnen (und auch die Helden) verzagen nicht, leiden nicht, jammern nicht, sondern versuchen, das Beste aus ihrer Lage zu machen. Nicht immer gelingt es ihnen gleich, Rückschläge müssen sie einstecken, müssen sich zurückziehen, um ihre Wunden zu lecken, sich neu orientieren – aber dann, wenn sie ihre Möglichkeiten erkannt und ihren Humor wiedergefunden haben, machen sie sich auf, um zu siegen.


Die Geschichte wird ausschließlich in erster Person durch Kyria erzählt. Warum hast du dich für diese vielleicht einseitige, dafür umso intensivere Perspektive entschieden? Weshalb lässt du beispielsweise Reb nicht zu Wort kommen?

Zur Erzählweise: Ich habe mich für die Ich-Form Kyria entschieden, um ganz nahe an ihrer Entwicklung zu bleiben. Sie hat eine gewaltige Aufgabe zu lösen, nicht nur für sich selbst, sondern auch in der Handlung. Es sind ihre Erkenntnisse, ihr langsames Verstehen der heuchlerischen Welt, in der sie lebt, die sie vermitteln soll.
Sicher, auch Reb hat einen dornigen Weg hinter sich und auch noch vor sich. Aber sein Geheimnis wird durch Kyria enthüllt.
Man muss als Autor eine Entscheidung treffen, wie man seine Geschichte erzählt. Hier wollte ich die Perspektiven nicht wechseln. Die Konstruktion der neuen Welt ist komplex genug, es würde möglicherweise verwirren, wenn dazu auch noch Rebs Überlegungen und Gefühle aus seiner Sicht mit einfließen würden.
Außerdem - sein Geheimnis wäre dann viel zu schnell enthüllt, nicht wahr?


Wieviele Abenteuer werden Kyria und Reb noch zu bestehen haben?

Mehr als genug [lacht]


Wie du in unserer Leserunde zu dem Buch geschrieben hast, arbeitest du bereits auf Hochtouren am zweiten Band mit Kyria und Reb. Ist schon absehbar, wann dieser erscheinen wird?

Das bestimmt der Verlag, nicht ich.


Gibt es gravierende Unterschiede beim Schreiben für erwachsene und jugendliche Leser?

Nein, eigentlich gar keine. Ich halte junge Leser für genauso kompetent wie ältere. Sicher, die Protagonisten sind etwas jünger, einige Erfahrungen müssen sie noch sammeln, die manche Erwachsene schon gemacht haben, aber das ist einfach nur reizvoll für mich als Autorin.


Hast du bestimmte Rituale, die du beim Schreiben einhältst, beispielsweise eine feste Schreibzeit oder eine festgelegte Seitenzahl pro Tag?

Ich schreibe von morgens um 10 bis abends – und zwar so viel, wie ich erzählen kann. Besondere Rituale habe ich nicht, außer, dass ich einmal am Tag für einen langen Spaziergang in den Wald gehe, um meinen Kopf auszulüften.


Du begleitest gerne Leserunden zu deinen Büchern - wie wichtig ist dir der Kontakt zu deinen Lesern?

Ich begleite oft Leserunden, ich finde es inspirierend zu hören, wie die Leser das verstehen, was ich ihnen erzählen möchte.


Was liest du selbst gerne? Welches Buch liegt derzeit auf deinem Nachttisch?

Ich krieg meine Nase nie aus einem Buch. Derzeit steckt besagte Nase in einem Krimi von Nele Neuhaus.


Ich danke dir herzlich für dieses Interview und wünsche dir viel Erfolg für deine weiteren Buchprojekte!

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo