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Ann Lindells letzter Fall
Die Verleihung des Nobelpreises setzt dem beschaulichen Dasein des fünfundachtzigjährigen Medizinprofessors Bertram von Ohler ein abruptes Ende. Noch dazu geschehen plötzlich merkwürdige Dinge: Im Briefkasten liegt ein Totenschädel, und ein junger Gärtner verschwindet spurlos von seinem Grundstück. Für die eilends herbeigerufene Kommissarin Ann Lindell und ihr Team ein ungeahnt komplexer Fall ...

 

Offenes Grab 

Originaltitel: Öppen grav
Autor: Kjell Eriksson
Übersetzer: Susanne Dahmann
Verlag: dtv
Erschienen: 01. Januar 2012
ISBN: 978-3-423-21339-4
Seitenzahl: 320 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Bertram von Ohler ist nicht mehr der Jüngste, hat schon vieles erlebt und genießt nun noch seine letzten Jährchen. Zumindest bis er plötzlich den Nobelpreis erhalten soll. Sofort ändert sich sein ganzes Leben. Auf einmal sind alle ganz interessiert an dem ehemaligen Medizinprofessor, vor allem natürlich die Presse. Aber auch Nachbarn werden neugierig und neidisch, das bleibt nicht aus. Einer scheint es ganz besonders auf den Professor abgesehen zu haben. Es gibt, mal mehr, mal weniger offensichtliche Drohungen, so dass sogar die Polizei eingeschaltet wird. Ann Lindell macht sich mit ihrem Team auf, um die Nachbarschaft zu durchleuchten und das schwarze Schaf zu entlarven.

Das Thema liest sich interessant und auch zeitweise spannend an, doch die Umsetzung ist leider überhaupt nicht gelungen. Leider muss das gleich gesagt werden, denn einen Krimi hat man hier nicht vorliegen. Wer sich jedoch für verworrene Familiengeheimnisse interessiert, dem wird das Buch gefallen.


Stil und Sprache
Es wird aus der beobachtenden Perspektive erzählt, so dass der Leser einen Überblick erhält und sich sein eigenes Gesamtbild zusammensetzen kann. Man bekommt schnell ein Gefühl dafür, welche Aussagen wirklich wichtig sind für das Geschehen und was eigentlich nur Nebensache ist. Der Autor beschreibt sehr ausführlich und detailliert, so dass es auch unbedingt notwendig ist, die Informationen zu selektieren. Ansonsten würde man bei der Menge an Angaben gar nicht mehr durchblicken.

Zum einen ist eine detaillierte Beschreibung natürlich positiv, da dadurch in die Tiefe des Geschehens eingegangen wird und es nicht nur oberflächlich angerissen wird. Hier hat man allerdings schnell das Gefühl, dass es zuviel des Guten ist, da die Passagen extrem langwierig werden und dadurch schnell langweilig wirken. Generell geschieht auch nicht allzu viel in den meisten Situationen, so dass der Leser bereits nach einiger Zeit kaum noch motiviert ist, der Geschichte weiter zu folgen. Man macht es dennoch, weil man hofft, dass es sich vielleicht doch noch ändert und besser wird.

Spannung ist jedoch leider auch kaum vorhanden. Die Handlung dümpelt einfach so vor sich hin, wobei es sich meist nicht einmal um Ereignisse handelt, die kriminalistischer Natur sind. Es werden eher alltägliche Situationen dargestellt bzw. die Änderung des Alltags des Professors durch die Preisverleihung. Einzig zum Schluss hin, etwa die letzten 50 Seiten, wird das Tempo stark angezogen und das Geschehen rasant vorwärts getrieben. Da bleibt man dann auch gerne am Ball, aber für einen positiven Gesamteindruck reicht das nun leider nicht. Auch, dass die Ermittlerin Ann Lindell erst nach der Hälfte des Buches richtig in Erscheinung tritt, sollte kritisch aufgefasst werden.


Figuren
Bertram von Ohler ist ein alter Mann, der sein Leben scheinbar bereits gelebt hat und immer kränklicher wird. Von seinen drei Kindern besucht ihn bloß die Tochter regelmäßig. Ansonsten hat er noch eine Hausdame, die schon seit ihrer Kindheit für die Familie arbeitet. Doch das Verhältnis zwischen den beiden ist von Anfang an sehr angespannt. Vieles aus der Familie von Ohler wird preisgegeben und schnell wird dadurch wieder einmal klar, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Geheimnisse werden über Generationen hinweg vererbt und verdrängt, weil nicht ist was nicht sein darf. Eine Identifikation des Lesers mit dem Nobelpreisträger findet in keinem Fall statt, dafür ist er von Beginn an zu unsympathisch. Auch wenn er nicht mehr der Jüngste und Gesündeste ist, so hat man dennoch kein Mitleid. Im Laufe der Geschichte wird immer deutlicher, dass man damit auch goldrichtig liegt.

Ann Lindell, um die es eigentlich mehr gehen sollte, da sie die leitende Ermittlerin ist und auch auf dem Cover ein Vermerk „Ein Fall für Ann Lindell“ zu finden ist, lernt man kaum kennen. Zwar ist es bereits ihr zehnter Fall, doch es sollte nicht vorausgesetzt werden, dass alle Bände bekannt sind, bevor man sich an dieses Buch wagt. Es wird zwar schon häufig auf die Vergangenheit, sowohl privater als auch beruflicher Natur, eingegangen, doch man hat nicht das Gefühl eine enge Bindung zu ihr aufzubauen. Dafür bleibt sie einfach zu farblos und zu weit weg, als wäre sie unnahbar. Doch so wird sie nicht beschrieben, weshalb es schade ist, sie nicht besser kennenzulernen.

Die übrigen Figuren haben immer einen gewissen Part, in dem sie näher beleuchtet werden. Doch auch hier ist es nicht tiefgründig genug, so dass vieles schnell wieder in Vergessenheit gerät.


Aufmachung des Buches
Bei diesem Titel handelt es sich um ein Taschenbuch aus dem dtv-Verlag. Es ist sehr hell gehalten, der Hintergrund ist komplett weiß. Über nahezu die gesamte Fläche erstreckt sich eine ebenso helle Feder, deren Zusammenhang zum Geschehen nicht hergestellt werden kann. Des Weiteren befinden sich zwei Blutstropfen an der rechten Seite, allerdings gibt es keinen Anhaltspunkt dafür, weshalb sie da sind und woher sie kommen. Um noch einen weiteren Kontrast zum Hellen herzustellen, ist der Titel gleichfalls in blutrot gehalten. Teilweise sind die Buchstaben etwas verwischt, was sicherlich darauf hindeuten soll, dass sie mit Blut geschrieben wurden. An sich ein interessantes Cover, dass zumindest dazu animiert, das Buch zur Hand zu nehmen. Doch der Klappentext verspricht einen anderen Inhalt als den, den man schließlich erhält.


Fazit
Ein Krimi liegt in diesem Falle definitiv nicht vor, dafür fehlt einfach die Spannung und überhaupt eine durchgängige kriminalistische Handlung. Insofern würde man schon mit den falschen Erwartungen herangehen und bekommt dafür kaum etwas geboten. Aus dem Thema hätte man einiges machen können, was hier leider nicht gelungen ist und das Buch somit auch leider nicht zu empfehlen ist.


2 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.dealt

Backlist:
Band 5: Nachtschwalbe
Band 6: Die grausamen Sterne der Nacht
Band 7: Rot wie Schnee
Band 8: Den hand som skälver (wurde bisher noch nicht übersetzt)
Band 9: Schwarze Lügen, rotes Blut

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