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Wie fühlt es sich an, frei zu sein?

Die 17-jährige Kyria lebt in New Europe, einer Welt der kompletten Überwachung. Als sie erfährt, dass sie nur noch kurze Zeit zu leben hat, ist ihr einziger Gedanke: Flucht! Gemeinsam mit dem Draufgänger Reb flieht sie Richtung Küste. Doch schon bald sind ihnen die Verfolger auf der Spur. Werden die beiden den Weg in die Freiheit jemals finden?

 

Kyria und Reb 

Autor: Andrea Schacht
Verlag: Egmont INK
Erschienen: 09.02.2012
ISBN: 978-3-86396-016-2
Seitenzahl: 381 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Kyria ist die Tochter der Ministerin für Wirtschaft und Verkehr, einer angesehenen Persönlichkeit in der Gesellschaft New Europes, kurz: Nuyu, im Jahre 2125. Entgegen aller Erwartungen feiert Kyria ihren 18.Geburtstag, was aufgrund ihres tödlichen Gendefekts an ein Wunder grenzt. Am Abend der Feier wird Kyria von Hornissen gestochen und erfährt kurz darauf im Heilungshaus, dass sie nicht mehr lange zu leben hat. Verwirrt und verängstigt, macht sie sich gemeinsam mit Reb - den sie im Heilungshaus kennen gelernt hat - auf den Weg ins Reservat, um zu ihrer Freundin Hazel zu gelangen. Doch in einer Welt der kompletten Überwachung ist die Flucht kein einfaches Unterfangen ...

Andrea Schacht, vor allem bekannt durch ihre historischen Romane, hat mit "Kyra & Reb - Bis ans Ende der Welt" einen dystopischen Jugendroman geschrieben. Die Grundzüge erinnern an andere Romane dieses Genres - beispielsweise "Cassia & Ky" (Ally Condie) -, doch die Autorin behält sich weitestgehend ihre Eigenständigkeit. Leider gelingt es ihr jedoch erst zum Ende des Buches, Tempo und Spannung in die Geschichte zu bringen. Die Begriffe bzw. Anreden wie Junora, Ma Dama, Ma Donna und Electi verwirren zudem anfangs, ebenso die zu Beginn noch nicht deutlich heraus gearbeiteten Verhältnisse in der von der Autorin geschaffenen Gesellschaft. Mit Fortschreiten der Geschichte findet man sich jedoch schon bald zurecht.


Stil und Sprache
In erster Person führt die Hauptfigur Kyria durch die Handlung, wodurch die Sicht auf das Geschehen und andere Figuren subjektiv ausfällt, der Leser der Figur aber sehr nahe ist und ihre Empfindungen nachvollziehen kann. Zu Beginn wirkt der Stil Andrea Schachts sehr simpel und ein wenig hölzern, doch nach einigen Seiten scheint sie sich warmgeschrieben zu haben, der schnörkellose Schreibstil lässt sich meist flüssig und flott lesen und hält durchaus auch schöne, farbenfrohe Bilder bereit. Liebevolle und feinfühlige Beschreibungen wie auf Seite 146 erfreuen dabei das Leserherz: "Sofort umfing uns sanftes, farbiges Licht. Hologramme von Blütenregen rieselten von den hohen Gewölben herab, Blumenduft erfüllte die Luft, und als die Glocken verklangen, verwebten sich schwebende Töne mit Blüten und Wohlgeruch."
Wirken einige Dialoge eher holprig, lockert der Schlagabtausch, den Kyria und Reb sich des Öfteren liefern, die Geschichte auf, erheitert und verleiht den Figuren Farbe. Auch die eine oder andere Äußerung sorgt durchaus für ein Schmunzeln: "Ich [Kyria] suchte den Rest meines Verstandes zusammen. Er befand sich in Regionen weit unterhalb meines Gehirns. Wie es schien, war er durch irgendwelche hormonellen Tsunamis weggespült worden." (Seite 148)

Obschon sogleich einige Fragen aufgeworfen werden, die die Neugier des Lesers aufrecht erhalten, Kyria fleißig Überlegungen anstellt, um all die Intrigen aufzuklären, und sich ihr Leben dabei komplett auf den Kopf stellt, wirkt das Erzähltempo überwiegend eher gemächlich. Die Geschichte schreitet ruhigen Schrittes voran und so fehlt es - auch wenn sich das Buch flüssig und zügig liest - an Tempo und der Spannungsbogen bleibt eher auf durchschnittlichem Niveau. Als es schließlich richtig spannend wird und die Handlung zügig voranzuschreiten verspricht, ist das Buch zu Ende. Immerhin bleibt die Hoffnung, dass die Fortsetzung direkt dort anknüpfen wird und der bisher eher ruhige Ton der Tatsache geschuldet ist, dass es sich um den Auftaktband handelt.


Figuren
Die Hauptfiguren sind, wie der Titel des Buches direkt verrät, Kyria und Reb. Kyria ist die Tochter der Ministerin für Wirtschaft und Verkehr - und das in einer Gesellschaft, in der Frauen das Sagen haben. Kyria ist dickköpfig, teilweise auch naiv und weltfremd, und hat aufgrund ihres Gendefekts stets den Tod im Nacken. Reb hat sie ganz treffend als Elitezicke bezeichnet, allerdings verändert sie sich aufgrund all der Erlebnisse und aufgedeckten Geheimnisse sehr. Leider wirkt ihr Tun nicht immer nachvollziehbar, denn ihre Leichtgläubigkeit auf der einen Seite passt nicht so recht zu ihrer hinterfragenden Art auf der anderen Seite.
Reb gehört zu den Subcults, den Ausgestoßenen der Gesellschaft. Er wirkt abweisend, arrogant, aber auch gebildet - und gerade dieser Kontrast macht ihn interessant. Er ist schwer einzuschätzen und man weiß nicht so recht, was man von ihm halten soll. Ein Sympathieträger ist er nicht gerade, auch wenn er sehr mutig ist und durchaus nette Charakterzüge offenbart. Andererseits ist er aber auch verschlossen und nicht selten ein Idiot.

Neben den beiden grundsätzlich gut ausgearbeiteten Protagonisten gibt es noch einige andere Figuren, die nicht nur den Leser zu überraschen wissen, und die Geschichte bereichern.


Aufmachung des Buches
Optisch ist das gebundene Buch mit Schutzumschlag ein absoluter Hingucker. Das Wechselspiel aus sanften und kräftigen Farben sorgt für eine wunderschöne Atmosphäre, die gar nicht so recht zum düsteren Inhalt passen mag. Doch das Cover enthält ein Versprechen von Friede und Freiheit - und vielleicht wird Kyria genau dies finden?

Dem ersten Kapitel ist unter dem Titel "Dramatis Personae" eine Auflistung wichtiger Figuren - unterteilt in "In Nuyu" und "Im Reservat" - vorangestellt. Die Geschichte selbst ist in zwei Teile, diese wiederum in betitelte Kapitel unterteilt. Die Schrift hat eine angenehme Größe, der Satzspiegel ist ebenfalls augenfreundlich gestaltet.


Fazit
Eine interessante, wenn auch nicht gänzlich neue Grundidee liegt der Dystopie "Kyria & Reb - Bis ans Ende der Welt" zugrunde. Nicht sehr temporeich und stilistisch nicht ganz ausgefeilt, sorgt die Geschichte dennoch für kurzweilige Stunden.


3 Sterne


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