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Die Hydden sind die gewitztesten kleinen Leutchen der Fantasy, seit ... langem.

Der kleine Jack ist ein Riese. Jedenfalls in der Welt der Hydden, einem Volk kleiner Leute, das in einer für Menschen unsichtbaren Stadt unter der Erde lebt. Als er, mit einem feinen ledernen Rucksack auf dem Rücken, bei den Menschen auftaucht, lebt eine alte Prophezeiung wieder auf.

 

Hyddenworld 1 

Originaltitel: Hyddenworld. Spring
Autor: William Horwood
Übersetzer: Reiner Pfleiderer
Verlag: Klett-Cotta
Erschienen: 22.02.2012
ISBN: 978-3-608-94638-3
Seitenzahl: 534 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Mit dem Riesengeborenen Jack erwacht eine alte Prophezeiung, die bei den meisten bereits in Vergessenheit geraten ist, wieder zum Leben. Denn einst schuf Beornamund eine Brosche, die er jedoch aus Wut über den Tod seiner geliebten Imbolc zerschlug. Drei der Edelsteine fand der Schmied wieder: Sommer, Herbst und Winter. Doch der Frühling ist bis zum heutigen Tage verschollen.

Da Riesengeborene aufgrund ihrer Andersartigkeit unter den Hydden dem Tode geweiht sind, wird Jack in die Welt der Menschen geschickt. Dort lernt er Katherine kennen und rettet ihr bei einem Autounfall das Leben. Mit dieser schicksalhaften Begegnung soll sich sein Leben von Grund auf ändern, doch noch ahnt Jack nicht, dass er zu höherem bestimmt ist.

William Horwood überzeugt mit einer Fantasy-Geschichte, die bis ins kleinste Detail ausgereift ist. Das Besondere an Hyddenworld ist, dass die Tetralogie in der Gegenwart spielt. Autos, Digitalkameras - all das gehört zum Alltag der Menschen dazu. Mit Hyddenworld - Der Frühling liegt eine Geschichte über Intrigen und Macht, über Mut und Leidenschaft - und über die Liebe vor. Eine gelungene Komposition.


Stil und Sprache
William Horwood verzaubert mit einem malerischen Schreibstil, mit einer so schönen und bildreichen Sprache, dass man sich in ihr verlieren möchte: "Hydden sind der Erde näher und wissen, dass die schönste aller Jahreszeiten nicht erst im März oder April anbricht, sondern viel früher. Sie beginnt mit den ersten Regungen im kalten Boden, wenn es in tiefen Höhlen gähnt und scharrt, wenn da und dort ein milderes Licht durch die noch trüben, winterkalten Wolken flimmert, und mit dem Gurgeln der Bäche, das mit der Schmelze des Winterschnees und dem Regen im späten Januar anhebt, mit dem Erwachen neuen Lebens und wiedergefundener Freude." (Seite 15)
Die Sprache ist dabei durchaus anspruchsvoll, wirkt gleichzeitig jedoch luftig-leicht und lässt sich geschmeidig lesen. Unbekanntes wird in Nebensätzen erläutert, ohne dass sich der Autor in seitenweisen Erklärungen verliert. Dennoch fordern sowohl die Geschichte als auch der Stil Horwoods Aufmerksamkeit und Konzentration, um diese in ihrer Gänze erfassen zu können. Der Autor macht es dem Leser jedoch leicht, denn Langeweile kommt nie auf. In diesem Buch erwartet einen ein faszinierendes Spiel zwischen ruhiger Erzählung, unheilschwangeren Ereignissen und der sanften Zurückhaltung emotionaler Szenen. Gruselig-mysteriöse Begebenheiten lassen den Spannungsbogen dabei genauso emporschnellen wie die tempo- und actionreichen Passagen an anderen Stellen.

Erzählt wird in der 3. Person aus Sicht der jeweils im Mittelpunkt stehenden Figur. Besonders gelungen ist, dass sich die Erzählstimme der jeweiligen Figur anpasst, aus deren Perspektive das Geschehen gerade wiedergegeben wird - von der jugendlich-lockeren Art Jacks bis hin zur Neugier und der gewählten Sprache Storts.


Figuren
Wie es auf Seite 29 so schön zusammengefasst ist: "Der einzige Unterschied zwischen einem Menschen und einem Hydden ist die Größe, und die ist relativ, eine Frage der Wahrnehmung."

Bedwyn Stort ist mit seiner exzentrischen Art eine besonders interessante Figur und einfach nur liebenswert. "Er war erst elf Jahre alt, aber seine Neugier und sein Streben nach Antworten eilten der Angst vor etwaigen Gefahren, die sein Tun heraufbeschwor, weit voraus" (Seite 17). Auch Jahre später hat sich daran nichts geändert und Stort schreitet mutigen Schrittes voran, um alles zu ergründen. Dabei steht er dem Riesengeborenen Jack, der einst Yakob war, und auf dessen schmächtigen Schultern die Zukunft des gesamten Universums ruht, zur Seite. Katherine hat dank Jack einen schweren Autounfall überlebt, bei dem ihr Vater starb und ihre Mutter zu einem Pflegefall wurde. Sie ist eine Einzelgängerin, weiß jedoch, was sie will und setzt ihren Dickkopf durch.
Ihnen entgegen stehen dabei die Fyrd, die "Totengräber der Freiheit" (Seite 29) und Brunte, dessen sympathisches Äußeres seinen scharfen Verstand, den man nicht unterschätzen sollte, auf den ersten Blick verbirgt.

Neben diesen sicherlich wichtigsten Figuren bevölkern zahlreiche weitere die Menschen- und Hyddenwelt - und jede einzelne ist treffend und eingängig charakterisiert, sodass der Abschied von ihnen schwer fällt. Ihnen allen hat Horwood die nötige Aufmerksamkeit gewidmet, um sie einzigartig, interessant und authentisch zu gestalten.


Aufmachung des Buches
Das moosgrün gebundene Buch kommt mit einem wunderschön gestalteten Schutzumschlag und einem farblich passenden goldgelben Lesebändchen daher. Die abgebildeten Details finden sich in der Geschichte wieder, weshalb die Gestaltung als gelungen bezeichnet werden kann.

Ein angenehm gewählter Satzspiegel bietet der doch recht kleinen Schrift ausreichend Platz. Gegliedert ist das Buch in sieben Teile, die wiederum die 88 meist recht kurzen - nummerierten und betitelten - Kapitel enthalten. Sehr schön ist das Initial, das den ersten Buchstaben eines jeden Kapitels bildet. Zu Beginn des Buches findet sich ein umfangreiches Inhaltsverzeichnis, eine Karte der Schauplätze sucht man jedoch vergebens.

Ärgerlich ist das nicht sorgfältig ausgeführte Korrektorat, denn hier und da hat sich ein überflüssiger Buchstabe eingeschlichen, wohingegen an anderer Stelle ein Buchstabe mehr dem Sinn des Satzes gut getan hätte. Auch wenn die Fehlerzahl zunächst noch gering ist und kaum den Lesefluss stört, so nimmt diese im Verlauf des Buches zu, als hätte der Korrektor keine Lust mehr gehabt, sich dem Text mit der verdienten Aufmerksamkeit zu widmen.


Fazit
Eine opulente und spannende Geschichte, eine Sprache, die verzaubert, und Figuren, die so lebendig erscheinen, dass sie unmöglich lediglich der Fantasie des Autors entsprungen sein können - was wünscht man sich mehr? Lediglich ein sorgfältiges Korrektorat, denn dieses ist dem Buch leider nicht vergönnt gewesen. Ausschließlich daher auch der Punktabzug.


4 Sterne


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