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König Ludwig XIII. fühlt sich zu Ariane de Troil hingezogen, die seinem Drängen schließlich nachgibt. Ihre Liaison bleibt jedoch nicht ohne Folgen und sorgt im familiären Umfeld des Königs von Frankreich für Ratlosigkeit und Besorgnis. Vom König unbemerkt werden Ränke und Pläne geschmiedet, Meuchelmörder gedungen und Intrigen gesponnen: Während Ludwig fern von Paris einen Feldzug gegen die Hugenotten führt, trachtet Gaston von Orléans danach, Ariane verschwinden zu lassen…

Die Leser der Saga um die 7 Leben des Falken sollten sich dieses Schlüsselalbum nicht entgehen lassen, welches von der überbordenden Phantasie Patrick Cothias‘ geprägt ist. Marco Venanzi hat diese fesselnde Erzählung gefühlvoll graphisch umgesetzt.

 

Der Rote Falke 08 

Originaltitel: Masquerouge – Les mauvais sentiments
Autor: Patrick Cothias
Übersetzer: Dr. Marcus Schweizer
Illustration: Marco Venanzi
Verlag: Finix Comics
Erschienen: Januar 2012
ISBN: 978-3-941236-53-0
Seitenzahl: 48 Seiten
Altersgruppe: ab 15 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)

Hier geht's zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung
Seit Band 1 ist zu viel passiert, als dass es sich für mich – die ich die dazwischen liegenden Bände nicht kenne – noch nachvollziehen ließe. So scheint Ariane de Troil ihre geheime Identität und die damit verbundenen Aktivitäten gänzlich aufgegeben zu haben, der Name des Roten Falken wird nicht einmal mehr erwähnt, geschweige denn, dass man ihn in Persona mal zu Gesicht bekäme. Stattdessen bändelt Ariane mit dem König von Frankreich an, der ja auch ein ganz ansehnliches Mannsbild ist, verdenken kann ich es ihr also nicht. Immer noch besser, als etwa ihren Fechtmeister und väterlichen Freund Germain zu erhören, der seinem hübschen Schützling ebenfalls heftige Avancen macht.
Der Episodenstil aus dem Auftaktband hat sich mittlerweile in eine zusammenhängende Erzählweise gewandelt, was das Niveau des Plots natürlich deutlich anhebt. Es werden Mordpläne geschmiedet, Intrigen gesponnen, heimliche Techtelmechtel abgehalten und nebenbei wird noch ein wenig historisches Hintergrundwissen vermittelt. Obwohl Cothias sich sichtlich Mühe gibt, fehlt es dem Ganzen dennoch ein wenig an Pepp, denn weder Handlung noch Figuren konnten mich so richtig mitreißen und begeistern – was aber genauso am Überspringen von sieben Alben liegen mag, das räume ich gerne ein.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Die graphischen Mängel aus den Anfängen dieses Zyklus‘ sind mit Band 8 glücklicherweise vollständig aus dem Weg geräumt. In Marco Venanzi hat man einen Illustrator gefunden, dessen handwerkliches Können außer Zweifel steht.

Trotz eigenem Stil, der sich naturgemäß von seinem Vorgänger etwas unterscheidet, konnte ich alle Figuren auf den ersten Blick wiedererkennen, ja im gesamten Setting wahrt Venanzi im Großen und Ganzen den von Juillard vorgegebenen Seriencharakter. Kleidung, Frisuren, Schauplätze sind wieder genauso sorgfältig und authentisch ausgearbeitet, nur in den Perspektiven variiert Venanzi hier öfters, indem er den Blick auch mal schweifen lässt und mehr von der näheren Umgebung (Landschaften, größere Menschenansammlungen oder Gebäudeansichten) preisgibt. Dadurch, dass die Handlung in diesem Band viel ruhiger geworden ist, hat das Auge nun auch genügend Muße, sie eingehend zu betrachten.

Weniger gut getroffen finde ich persönlich die Gesichter der drei Hauptpersonen Ariane de Troil, König Ludwig XIII. und dessen Frau Anna von Österreich, die alle viel älter wirken als es ihren 20 Jahren zukommt. Im Fall von Ariane und Anna gesellen sich auch noch äußerst männlich geprägte, markante Züge dazu. Anna als unattraktives, grobschlächtiges Mannweib kann man als Arianes Rivalin noch durchgehen lassen, doch Ariane gefällt mir aus Juillards Feder wesentlich besser, der das Knabenhafte in ihrem Gesicht nicht überbetont. Mimik und Gesten im Allgemeinen sind in gesamten Comic dafür tadellos.

In gleichem Maße wie eine mangelhafte, plakative Kolorierung die gesamte Graphik des 1. Bandes – trotz handwerklich passablen Zeichnungen – negativ beeinflusste, bewirkt hier eine nuancenreiche Farbgebung das genaue Gegenteil. Für die positive Kehrtwende zeichnen sich gleich zwei Künstler verantwortlich, denn Marco Venenazi hat sich mit Kollege Edgard Favaux Verstärkung geholt. Durch sorgfältige Akzentuierung sowie Licht- und Schattendarstellung bewerkstelligen die beiden nicht nur, dass die Bilder plastisch werden, damit hauchen sie ihnen auch Lebendigkeit und Natürlichkeit ein. Die von ihnen verwendete Farbpalette ist auffallend hell und zart und grenzt stellenweise schon an Pastell, dennoch erscheint sie eigentlich nie zu blass.

Ebenfalls abweichend zum 1. Band fällt die Textdarstellung hier sehr einheitlich und schlicht aus. Sprech- und Erzähltexte sind mit ihrer länglichen Umrandung und gleichem Schriftbild in kursiven Großbuchstaben auf den ersten Blick kaum voneinander zu unterscheiden. Lediglich abgerundete Ecken und Hinweisstriche zu den Personen charakterisieren die Sprechblasen. Soundwords konnte ich keine entdecken. Panelgrößen und Bildfolge bieten dagegen nichts Neues.


Aufmachung des Comics
Nachdem die Serie bereits zweimal eingestellt wurde, zuerst im Jahr 1989 nach 3 Bänden beim Rainer Feest Verlag und 4 Jahre später nach 7 Bänden bei Kult Editionen, wird nun Finix Comics die Ehre zuteil, den insgesamt 10-teiligen Zyklus mit den letzten 3 Alben zu beenden. Band 8, das erste der drei Schlussalben, hat eine genauso hochwertige Aufmachung wie die Finix Neuauflage des 1. Bandes, und auch die Extras sind - bis auf die einleitenden Hintergrundinfos zur Serie, die hier fehlen - in den zwei Alben identisch.

Die Coverillustration zeigt vorne links die schwangere Ariane, wie sie sich mit beiden Händen den gewölbten Bauch umfasst. Im Hintergrund sieht man eine Gaukleraufführung, die von einer großen Menschenmenge umringt wird. Auf der Buchrückseite setzt sich von rechts die Titelillustration bis knapp in die Hälfte fort, links daneben ist auf weißem Untergrund die Inhaltsangabe aufgedruckt.


Fazit
Zu Band 1 besteht nur noch eine vage Verbindung. Ohne Kenntnis des Dazwischenliegenden war es mir unmöglich einen richtigen Bezug herzustellen. Daher empfehle ich die Serie unbedingt komplett zu lesen, was sich für Neueinsteiger allerdings schwierig gestalten dürfte, denn die Bände 4-7 von Kult Editionen sind nur noch gebraucht bzw. antiquarisch zu beziehen. Unabhängig vom eben Gesagten hat Der Rote Falke seit seinen Anfängen inhaltlich wie graphisch mächtig zugelegt, das zeigt dieses Album ganz deutlich. Den Wechsel von André Juillard zu Marco Venanzi kann man nur als Gewinn verzeichnen.

 
3 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Zyklus: Die 7 Leben des Falken
Bände 1 - 7 (Carlsen Comics)

Zyklus: Der Rote Falke

Band 1: Die rote Maske (Rainer Feest Verlag / Neuauflage Finix Comics)
Band 2: Friedhof der Unschuldigen (Rainer Feest Verlag / Neuauflage Finix Comics)
Band 3: Verabredung bei Chantilly (Rainer Feest Verlag / Neuauflage Finix Comics)
Band 4: Die Verschwörer (Kult Editionen)
Band 5: Der König der Narren (Kult Editionen)
Band 6: Das Starennest (Kult Editionen)
Band 7: Verwandte Seelen (Kult Editionen)

Zyklus: Des Königs Narr

Bände 1 - 9 (Kult Editionen)

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