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Kategorie: Boys Love

Schon am ersten Tag bei seiner neuen Arbeitsstelle lernt Toshiaki Shima seinen schwer verkaterten Chef Togawa als ziemlich aufdringlich kennen. Und trotzdem fühlt sich der verschlossene junge Mann stark zu seinem Vorgesetzten hingezogen. Eines Abends landen sie ohne große Umschweife im Bett, doch damit fangen die Probleme erst an!

Ganz große Gefühle entgegen allen Widerständen! 

 

No touching at all 

Originaltitel: Doushitemo Furetakunai
Autor: Kou Yoneda
Übersetzer: Miyuki Tsuji
Illustration: Kuo Yoneda
Verlag: Tokyopop
Erschienen: Januar 2012
ISBN: 978-3-8420-0340-8
Seitenzahl: 228 Seiten
Altersgruppe: ab 15 Jahren


Die Grundidee der Handlung
Als sich Togawa und Shima zufällig im Aufzug treffen, kann zumindest Shima den anderen im wahrsten Sinne des Wortes nicht riechen, denn der Raucher Togawa kommt gerade von einer Sauftour. Als sich später herausstellt, dass der Mann sein neuer Vorgesetzter ist, löst das in Shima herzlich wenig Begeisterung aus, zumal Togawa ihm ein Gespräch aufzwingen möchte und damit so ziemlich genau die Punkte erfüllt, die den stillen Shima bei seinen Mitmenschen besonders stören. Shima erkennt aber auch sanfte Seiten an dem anderen und beginnt, Interesse an diesem zu hegen. Jener wiederum ist von dem verschlossenen Kollegen fasziniert, versucht Zeit mit ihm zu verbringen und schließlich landen beide miteinander im Bett. Eine Beziehung entwickelt sich, doch aufgrund einer zuvor missglückten Affäre hat Shima damit besondere Schwierigkeiten…

An sich werden die Protagonisten in No touching at all relativ gut beleuchtet. Ihre jeweilige Vergangenheit, an der beide schwer zu tragen haben, macht ihr Wesen und ihre Aktionen schlüssig, jedoch mit einer Ausnahme. Dass Togawa, der vorher keine Anstalten machte, jemals eine homosexuelle Beziehung zu führen, einfach so Sex mit einem anderen Mann hat, wirkt trotz der Faszination, die er für Shima hegt, ebenso befremdlich wie der Umstand, dass er die jahrelange Sehnsucht nach einem Familienleben schnell aufgibt. Mit dem nüchternen Erzählstil allerdings weiß die Manga-ka jenseits von jeglichem Kitsch eine Geschichte wiederzugeben, die dennoch in der Lage ist zu berühren, sodass der Manga für etwas ältere Leser sicher auch eine ansprechende Lektüre darstellt.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Der Manga verfügt am Anfang über eine Farbseite, ist ansonsten aber in schwarzweiß gedruckt und in japanischer Leserichtung angelegt, wird also von hinten nach vorne gelesen. Yonedas Zeichenstil fällt übrigens wie ihr Erzählstil aus: nüchtern, klar und schlicht. Die Lines, mit denen sie arbeitet, sind relativ dick und keineswegs filigran. Zudem nutzt sie nur wenige Linien, um ihren Akteuren und Schauplätzen Gestalt zu geben. Obgleich die Kinn- und Nasenpartien abgerundet dargestellt sind, wirken sie dennoch kantig und markant. Während Togawas Iriden meist leer bleiben, sind Shimas öfter mit Pupillen versehen. Auch zeichnet dieser sich durch einen Leberfleck links unterhalb des Mundes aus. Die Kleidung der Akteure ist meist leger, jedoch sieht man beispielsweise Togawa bei entsprechenden Anlässen auch mal im Anzug.

Die Hintergründe sind wie die Figuren sehr sparsam gestaltet, bilden Zimmereinrichtungen, Stadtansichten, Parkanlagen, eine Bahnstation und die Firma ab. Häufig aber befinden sich im Raum hinter den Akteuren nur Grauverläufe, Muster, Stimmungsbilder oder Leerflächen. Ebenso nüchtern sind die expliziten Szenen umgesetzt. Angenehm ist, dass es oft ‚stumme Panels‘ gibt, in denen die dargestellten Gesten in der Lage sind, die Geschichte zu tragen. Bei der linearen Anordnung der Panels, die oft von Sprechblasen durchbrochen wird, markieren schwarz gehaltene Stege zudem dunkle Erinnerungen. Schön ist auch, dass Gegenstände mit Bedeutungen versehen werden, beispielsweise ein Foto in Togawas Wohnung oder eine Zigarettenschachtel, der im Laufe der Handlung eine besondere Funktion zukommt.

Beim umgangssprachlich gehaltenen Text sticht heraus, dass Shima Togawa bis zum Ende siezt, was auf die Leser hierzulande ziemlich befremdlich wirken dürfte, ganz besonders dann, wenn dies in den intimen Momenten zwischen den beiden geschieht. Die in Groß- und Kleinbuchstaben gesetzte Schrift lässt sich ganz gut lesen, jedoch wird es schwerer, dem Wortlaut zu folgen, wenn sich Texte in der Nähe der Buchmitte befinden. Die Sprechblasen lassen sich problemlos dem jeweiligen Akteur zuordnen und nehmen bei Telefonaten eckige Form an. Die Geräusche werden meist nur mit den japanischen Schriftzeichen vermittelt oder sie werden in der Nähe des originalsprachlichen Pendants übersetzt.


Aufmachung des Manga
Das Cover, der Buchrücken sowie die Buchrückseite von No touching at all sind in Hochglanz gedruckt. Die Coverabbildung lässt Rosatöne dominieren, wirkt jedoch durch die wenig stereotype Pose Shimas und Togawas nicht kitschig. Jene sind nämlich nicht etwa engumschlugen und/oder umrankt von Blümchen dargestellt, sondern sie sitzen einander auf einem blanken Holzfußboden gegenüber und berühren sich nur sacht, vorsichtig, was sehr schön zum Inhalt und zur langsamen psychischen Annäherung der beiden passt. Auch auf der Buchrückseite herrscht eine Farbe vor: Die in Graubrauntönen gehaltene Illustration zeigt einen Hausflur, in dem sich die beiden Protagonisten befinden. Am Anfang des Mangas befindet sich ein Inhaltsverzeichnis, unter welchem zudem ein kurzer Kommentar der Manga-ka Platz gefunden hat.


Fazit
Insgesamt ist No touching at all ein gutes Debütwerk, in das man einen Blick werfen sollte, wenn man nüchtern erzählte Geschichten mag und nicht allzu viel Wert auf ein extrem detailliertes Artwork legt.


4 Sterne


Hinweise
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