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Das erste Buch der Welt von Stefan Sonntagbauer. Darin: 12 grandiose Kurzgeschichten voll von Schwarzem Humor, Skurrilität und dem Sinn des Lebens.

 

Neulich im Mittelalter 

Autor: Stefan Sonntagbauer
Verlag: Holzbaum
Erschienen: 4. November 2011
ISBN: 978-3950309720
Seitenzahl: 114 Seiten

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Die Idee, Stil und Sprache
Schnell wird man feststellen, dass der Titel dieses kleinen Büchleins ziemlich irreführend ist und beim einen oder anderen Leser womöglich ziemlichen Frust ob der falschen Erwartungen entfachen wird. Mit dem Mittelalter hat das Büchlein nur insofern zu tun, als dass Stefan Sonntagbauer einen seiner kurzen Gedankenblitze - Gedichte mag man da kaum sagen - zu dem Thema ansiedelte. Neben den zwölf ziemlich kurzen Erzählungen sind immer wieder so manch kleine Anekdote, oft mit gerade mal zehn Wörtern, dazwischen gestreut. Wie z.B.

Neulich im Mühlviertel

Musiker
stehen an der Bar
 trinken Fetzi –
das war´s

Das Problem ist schnell erkannt. Einem Oberösterreicher und schon gar nicht einem Mühlviertler, wird dieser Satz irgendein Problem bereiten (außer, dass er wahrscheinlich nicht weiß, was ihm der Autor damit sagen will). Schwieriger wird´s schon mit dem einen oder  anderen Bundesland und kompliziert wird´s erst recht für unsere deutschen und schweizerischen Nachbarn. Wenn da schon mal jemand weiß, wo das Mühlviertel liegt, so wird jedoch das Wort „Fetzi“ für Verwunderung sorgen. Fetzi? Was ist das? Kurz erklärt: Ein Gemisch aus Rotwein und Cola.

Manche Geschichten, die groteskerweise oft aus der Ich-Perspektive erzählt sind, haben Titel, die erst beim Lesen derselben ihren Sinn offenbaren, wie „Mein Herz brennt“ - nicht nur Titel einer Geschichte, sondern auch eines Rammstein-Songs. Die Geschichten sind bizarr, skurril, mit oft feinem schwarzem Humor, Anspielungen auf typisch österreichische (politische) Ereignisse, dabei pointiert und subtil. Aber auch da mit allerlei österreichischen Idiomen versehen.
Mit intelligent feiner Sprache lenkt der Autor den Blick des Lesers aufs Wesentliche, braucht keine ausschweifenden Erklärungen und keine Unzahl an Adjektiven. Sonntagbauer versteht es zu schreiben und zu erzählen, geht geschickt mit Wörtern um und trifft in leichter Weise den Nagel auf den Kopf, regt mit der einen oder anderen Erzählung zum Nachdenken an.


Aufmachung des Buches

Ein Buch? Ein Bücherl? Nein, eher ein Hefterl. In brauner Klappbroschur mit Zeichnung von Käfern, Würmern und anderem Gefleucht als dekorative Motive am ganzen Umschlag. Titel, Autorenname, Name des Illustrators und des Verlages sind wirklich in einem kleinen Schildchen, wie auf Schulheften, gedruckt – originell!
Gleich zu Beginn findet man in der Inhaltsangabe 12 Geschichten aufgelistet. Mit den Seiten ist man äußerst großzügig umgegangen, was zur Folge hat, dass das Buch nie und nimmer 114 „echte“ Seiten hat. Zwischen den schon ziemlich kurzen Geschichten gibt es immer wieder kleine Verse, Gedankengänge (?) und auch einfach leere Seiten – zur Auflockerung. Und immer wieder gibt es bizarre Illustrationen von Christoph Ameseder zu sehen.


Fazit
Ein Bücherl, das für Landsmänner und -frauen des Autors nett zu lesen ist und der (nord)deutsche Nachbar die einen oder anderen Sätze und Ausdrücke öfter wird lesen müssen, um sie zu verstehen. Intelligente Gedankengänge sind zweifellos zu finden, wenngleich das unscheinbare Büchlein mit den wenigen Blättern unweigerlich die Frage aufwirft, ob man dieses wirklich braucht.
Man würde sich mehr - vielleicht eine Novelle oder eine längere Erzählung - von Sonntagbauer wünschen, denn mit diesem Hefterl, oder besser: dieser Zusammenfassung von Gedanken, wird es schwer sein, sich (bleibend) in die Köpfe der Leser zu schreiben.


3 5 Sterne


Hinweise
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