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Frankreich im 17. Jahrhundert. Das Volk leidet bitterste Not. Der dekadente Adel suhlt sich in seinem Reichtum und unterdrückt abweichende Meinungen brutal.

Ohne Gnade sind die Menschen der Willkür der Herrschenden ausgeliefert. Doch da taucht ein maskierter Reiter auf und stellt sich den Unterdrückten in den Weg …

 

Der Rote Falke 01 

Originaltitel: Masquerouge - Masquerouge
Autor: Patrick Cothias
Übersetzer: Horst Berner, Dr. Marcus Schweizer
Illustration: André Juillard
Verlag: Finix Comics
Erschienen: Januar 2012
ISBN: 978-3-941236-62-2
Seitenzahl: 48 Seiten
Altersgruppe: ab 12 Jahre (Empfehlung des Rezensenten)

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Die Grundidee der Handlung
Bei dem Roten Falken haben wir es mit einem selbstlosen Streiter für soziale Gerechtigkeit zu tun, der ganz in Robin Hood-Manier im Frankreich des 17.Jahrhunderts unter Ludwig XIII. von den Reichen nimmt, um es den Armen zu geben. Seinen Namen hat er vom einfachen Volk nach der auffälligen roten Maskierung und seinem gefiederten Begleiter verpasst bekommen. Der legendäre Ruhm dieses Rotmaskierten gründet jedoch nicht nur in seinen zahlreichen Heldentaten, es wird ihm gar Unsterblichkeit nachgesagt.

Der Band ist episodisch aufgebaut, wobei jede der vier Geschichten ca. 10 Seiten umfasst. Leider kann ich von ihnen nicht behaupten, dass in der Kürze die Würze liegt. Die guten Taten des Roten Falken spulen sich viel zu sehr nach Schema F ab, als dass sie in irgendeiner Weise zu fesseln vermögen. Genauso wird einem seine Identität schon nach den ersten Seiten glasklar, dazu braucht es auch kein Vorwissen aus dem Zyklus Die sieben Leben des Falken (Carlsen Comics). Eine sich entspinnende Rahmenhandlung mit dem persönlichen Umfeld der Hauptfigur als Bindeglied hätte es vielleicht noch verstanden, die mehr als dünnen Einzelepisoden inhaltlich etwas aufzupeppen, doch was in diese Richtung geboten wird, ist äußerst dürftig. Bliebe also noch der geschichtliche Hintergrund. Tja, was soll ich dazu noch groß sagen? Die zwei kleinen Gastauftritte von Ludwig XIII. und Vincent de Paul, Gründer der französischen Caritas, haben viel zu wenig Gewicht, als dass sie hier noch irgendetwas retten könnten.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
An Juillards Zeichnungen gibt es aber nichts auszusetzen, höchstens vielleicht, dass es ihnen an künstlerischer Individualität bzw. einer persönlichen Note fehlt. In bester frankobelgischer Tradition hat er einen klaren, sauberen Strich mit dünner, fein geschwungener Linienführung, so dass alles wunderbar realistisch wirkt und damit dem Geschehen leicht zu folgen ist. Ganz besonders authentisch empfinde ich die historischen Schauplätze (Gebäude, Straßen) und das Äußere der Figuren (Frisuren, Bekleidung). Man fühlt sich sofort ins 17. Jahrhundert versetzt – oder aufgrund des Plots noch viel eher in einen klassischen Mantel- und Degenfilm aus Hollywood. Stimmungsvolle Landschaften und überhaupt weitläufige Perspektiven sieht man hier selten. Der Zeichner konzentriert sich in erster Linie auf Handlung und Personen, was dem Sujet ja auch entgegenkommt. Mimik und Gesten sind ebenfalls tadellos.

Äußerst mangelhaft dagegen fällt die Kolorierung der Zeichnungen aus. Selbst unter Berücksichtigung der Entstehungszeit dieses Comics in den 80er Jahren, kann man nur von einer sehr einfach gehaltenen Arbeit sprechen, die André Juillard hier darbietet. Da habe ich in anderen Werken aus der gleichen Zeit schon deutlich Besseres gesehen. Zum einen ist die verwendete Farbpalette auf nur wenige Farbtöne reduziert, so dass sich schnell Eintönigkeit und Langeweile beim Lesen einstellt. Gleichzeitig trägt Juillard die Farben unheimlich großflächig auf und verzichtet gänzlich auf Akzentuierungen und Schattierungen, womit sich mir ein Eindruck von Laienhaftigkeit oder auch Schludrigkeit aufdrängt.

Bildfolge und Textdarstellungen bieten dem versierten Comicleser nichts Neues. Die Panels von meist mittlerer Größe wurden immer mit einigen Millimetern Abstand voneinander auf weißem Seitenuntergrund angeordnet. Zwei Rückblick-Szenarien grenzen sich mit ausgefranstem Panelrand und einer blasseren Kolorierung schön vom Rest ab. Ganz typisch zeigt sich auch das Schriftbild in Großbuchstaben. Bei lautstarken Ausrufen fällt die Schrift etwas größer und fett aus, dasselbe gilt natürlich für Soundwords.


Aufmachung des Comics
Wie bei allen Comics von Finix handelt es sich auch hier um eine Hardcover-Ausgabe in bester qualitativer Verarbeitung. Ungewöhnlich ist, dass zusätzlich zu den Fortsetzungsbänden 8-10 in diesem insgesamt 10 Bände umfassenden Zyklus auch die Bände 1-3 nochmals in Neuauflage bei Finix erscheinen, doch damit ermöglicht man Sammlern die Softcoverbände vom Rainer Feest Verlag auszutauschen, um den kompletten Zyklus in gebundener Form mit einheitlicher Covergestaltung im Regal stehen zu haben.

Als Extras erwarten einen in der Einleitung ein paar Hintergrundinformationen zur Serie mitsamt Covergalerie und editorialen Daten, im Anhang dann noch die Coverillustration von Band 10 sowie auf den Nachsatzblättern eine Porträtgalerie sämtlicher historischer Persönlichkeiten aus allen sechs Zyklen, von denen drei in Deutschland bis dato noch unveröffentlicht sind.

Auf dem Cover ist im unteren Teil der rotmaskierte Kopf des Titelhelden zu sehen. Hinter ihm ragen mächtig die dicken Mauern der Pariser Stadthäuser auf. Seine bewaffneten Verfolger erkennt man erst auf den zweiten Blick in der engen Gasse hinter ihm. Die Rückseite des Comics ist der Länge nach zweigeteilt. Auf der linken, weißgrundierten Hälfte wurde eine kurze Inhaltsangabe aufgedruckt, die rechte, illustrierte Hälfte zeigt den Falken des Rotmaskierten mit der Beute in seinen Klauen.
 

Fazit
Diese auf 1.000 Exemplare festgesetzte Neuauflage in schönem Hardcover bietet in erster Linie Sammlern die einmalige Gelegenheit, den Zyklus um den Roten Falken damit in einheitlicher Ausführung vorliegen zu haben. Neueinsteigern kann ich den Comic nur mit starken Abstrichen empfehlen.

 
2 Sterne


Hinweise
Diesen Comic kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Zyklus: Die sieben Leben des Falken; Bd. 1-7 (Carlsen Comics)alt

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