Eine Frau, ein gefährlicher Aufstand und eine unmögliche Liebe
Hochstift Speyer, 1502: Die junge Kathrin wird gezwungen, den Frauenhelden Lukas zu heiraten.
Die Ehe ist eine Enttäuschung. Einsam wendet sich Kathrin einem anderen zu. Als ihre Familie unter der Last der Abgaben an die Herrschenden zerbricht, schließt Kathrin sich Bauern an, die einen Aufstand planen. Kathrins Geliebter und Lukas sind Mitwisser. Eifersucht ist tödlich bei ihrem Vorhaben. Werden sie verraten, drohen alle zu sterben.
Autor: Katerina Timm |
Die Grundidee der Handlung
Veit Lett ist ein armer Kleinbauer in einem badischen Örtchen, über das der Bischof von Speyer herrscht. Ihm sind die meisten Bewohner von Untergrombach Frondienst und Abgaben schuldig. Durch Missernten und Unglücksfälle ist Lett nicht mehr im Stande, angemessen für seine Familie zu sorgen und so ersinnt er eine List, um den reichen Bauernsohn Lukas Simon - genannt Lux - zur Heirat mit seiner Tochter Kathrin zu zwingen und ihr dadurch ein besseres Leben zu ermöglichen. Er weiß nicht, dass sie Lux als „Weiberhelden“ verachtet und mit ihren Freundinnen einen Schwur geleistet hat, dass keine von ihnen sich je mit ihm einlassen wird. Daher steht die Ehe von Anfang an unter keinem guten Stern und Kathrin sucht woanders nach Liebe und Anerkennung. Um ihrer Familie zu helfen, die immer mehr verarmt, tritt Kathrin den Verschwörern um den ehemaligen Landsknecht Joss Fritz bei, der die Grombacher Bauern in einen Aufstand gegen die herrschende Klasse führen will.
Katerina Timm erzählt eine Geschichte um Liebe, Eifersucht und Verrat zu Beginn des 16ten Jahrhunderts.
Stil und Sprache
In Untergrombach - das heute zu Bruchsal im Landkreis Karlsruhe gehört - planten Anfang 1502 die fron- und zehntpflichtigen Bauern einen Aufstand, dessen Anführer der ehemalige Landsknecht Joss Fritz war. Sie wollten die Abschaffung der Leibeigenschaft und der hohen Abgaben erreichen, die ihnen und ihren Familien kaum genug zum Leben ließen. Ihr Symbol war der „Bundschuh“, die bäuerliche Fußbekleidung der damaligen Zeit, die der ganzen Bewegung ihren Namen gab.
Dieses – historisch belegte – Ereignis bildet den Hintergrund für den vorliegenden Roman. Am Beispiel der Familie Lett schildert die Autorin sehr anschaulich das harte Los der Bauern, die von früh bis spät schuften und dabei den Großteil am Ertrag ihrer Mühen an andere abgeben mussten. Auch das Risiko bei Krankheit und Missernten trugen sie allein. Die „Herren“ verlangten trotzdem Steuern und Arbeitskraft, wer nicht zahlen konnte wurde mit Geldstrafen und sogar dem Kirchenbann belegt und so wurden die Menschen immer tiefer in Armut und Verzweiflung getrieben. Der Leser erfährt viel über die Not der armen Leute, er kann sich ein Bild von den sozialen Verhältnissen der damaligen Zeit machen, Mitleid empfinden und verstehen, was sie letztendlich zum Aufstand gegen ihre Unterdrücker bewegt hat.
Katerina Timm erzählt die Handlung hauptsächlich in der dritten Person aus der Perspektive von Kathrin - Veit Letts schöner Tochter. Der Anfang ist recht vielversprechend und spannend: Kathrin rettet im Wald ein Mädchen vor drei Landstreichern und ahnt nicht, dass sie damit das Unglück ihrer Familie - der es sowieso nicht rosig geht - besiegelt. Zunächst scheint jedoch alles in Ordnung zu sein und sie kann sich mit ihren Freundinnen Jutta und Margret über „Lux“ Simon, den reichen Bauernsohn, ereifern, dem alle Mädchen des Dorfes nachlaufen und der das weidlich ausnutzt. Hier kommt es nun zu der Szene, die dem Buch den Namen gibt: Kathrin schlägt ihren Freundinnen vor, einen Pakt zu schließen, dass keine von ihnen jemals etwas mit Lux „anfangen“ wird und alle drei beschwören das bei der Heiligen Katharina. Das Ganze ist in 25 Zeilen abgehandelt, bereits zwei Tage später lässt sich Margret von Lux verführen, kurze Zeit darauf ist Jutta auf Wunsch ihres Vaters mit ihm verlobt, aber bevor diese Hochzeit stattfinden kann, ist Kathrin gezwungen ihn zu heiraten. Und damit kommt der Leser eigentlich aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus.
Zwar lässt sich das Buch leicht und flüssig lesen, die Autorin benutzt eine der Zeit angemessene Sprache und der historische Hintergrund ist sehr gut recherchiert und erzählt, aber gerade deshalb ist der Bruch zum fiktiven Teil besonders stark. Die „Irrungen und Wirrungen“ der Liebesgeschichte - an der tatsächlich fünf Personen beteiligt sind - werden von Kapitel zu Kapitel unglaubwürdiger, zumal wenn man bedenkt, dass sie sich nicht heutzutage abspielt, sondern in einem Bauerndorf Anfang des 16ten Jahrhunderts. Damals hatten die jungen Töchter und Ehefrauen nicht die Freiheiten, die Söhne und Ehemänner nicht die Toleranz und Geduld und alle zusammen beim Kampf um das tägliche Brot nicht die Zeit, um sich so zu verhalten, wie es hier beschrieben wird. Ehen wurden von den Eltern verabredet, die Jungfernschaft der Braut und die Legitimität der Kinder waren von größter Bedeutung. All dies lässt Katerina Timm bei ihrer Erzählung leider völlig außer Acht, was umso unverständlicher ist, da sie die „Bundschuh-Bewegung“ sehr authentisch und historisch korrekt schildert.
Figuren
Ludwig von Helmstatt – Bischof von Speyer –, Hans Böhm und Joss Fritz sind historische Persönlichkeiten. Vor allem über Letzteren ist einiges dokumentiert und die Autorin schildert seine Person glaubwürdig und nah an den bekannten Fakten.
Kathrin, die dem Leser zu Beginn des Buches als beherztes Mädchen erscheint, das mit beiden Beinen auf der Erde steht, entwickelt sich im Laufe der weiteren Handlung immer unglaubwürdiger. Als Tochter des ärmsten Bauern im Dorf verhält sie sich zwar in ihrem Elternhaus diesem Stand angemessen, aber außerhalb denkt und agiert sie wie eine Frau von heute. Es ist kaum glaubhaft, dass eine Ehefrau und Schwiegertochter des 16ten Jahrhunderts, die mit dieser Heirat ihre soziale Stellung so sehr verbessert hat, sich gegenüber ihrer neuen Familie so „zickig“ benimmt, so frei kommt und geht und sich in keinster Weise an der Arbeit in Haus und Hof beteiligt, dabei noch von der Frau des Schwiegervaters unterstützt wird, aber von diesem selbst und ihrem Ehemann keinerlei Konsequenzen zu spüren bekommt.
Was die fiktiven Akteure Lux, Hans, Michel und Jutta betrifft, so sind sie Anfangs alle recht gut beschrieben, sowohl ihre äußere Erscheinung, als auch ihre Charaktereigenschaften. Der Leser glaubt bald zu wissen, woran er mit Jedem von ihnen ist:
Lux ist ein unverbesserlicher Schürzenjäger, der jedes Mädchen haben muss und dann fallen lässt.
Hans ist in üble Gesellschaft geraten, aber eigentlich kein schlechter Kerl.
Michel ist gutmütig und steht anscheinend unter dem Pantoffel seiner Frau Jutta.
Jutta ist Kathrins beste Freundin und Vertraute ... oder doch nicht?
Dass keine dieser Figuren so ist, wie sie zu sein scheint, stellt sich erst nach und nach heraus, aber sie entwickeln sich und sie handeln auf eine Art und Weise, die für den Leser kaum begreiflich und schon gar nicht nachvollziehbar ist
Aufmachung des Buches
Das rote Hardcover trägt auf dem oberen Buchrücken den Namen der Autorin und den Titel. Auf den beiden Innenseiten zeigt ein Holzschnitt aus dem 16ten Jahrhundert Bauern bei der Getreideernte. Das Buch ist in vier datierte Teile und 29 Kapitel gegliedert und umfasst den Zeitraum von 1497-1502, bis auf sechs wahllos im Buch verteilte Episoden, die ca. 20 Jahre früher geschehene Ereignisse schildern und sich dadurch von der übrigen Handlung abheben, dass sie kursiv gedruckt sind. In ihrer Schlussbemerkung erklärt die Autorin kurz die historischen Zusammenhänge.
Auf dem schwarzen Schutzumschlag steht links in großen, roten Buchstaben der Titel, darunter kleiner - in weiß - der Name der Autorin. Auf der rechten Seite sieht man einen Teil eines roten, schwarzgemusterten Frauenkleides. Von der Trägerin selbst ist nur die rechte Hand zu erkennen, die mit einem kostbaren Ring geschmückt ist und einen langen Dolch hält, dessen Spitze bis in die innere Umschlagklappe hineinragt. Die beringte Hand mit dem Dolch ist auch auf der Rückseite über der Inhaltsangabe zu sehen. Obwohl die Farben Schwarz und Rot einen ansprechenden Kontrast bilden, hat die Darstellung selbst keine Beziehung zum Inhalt, da Gewand und Ring eher auf eine vornehme Dame, als auf eine Bauerntochter hinweisen.
Fazit
Dies hätte ein gutes Buch werden können. Der Ansatz war da, aber dann hat die Autorin bei der Schilderung von Kathrins Schicksal ihrer Phantasie viel zu sehr „die Zügel schießen lassen“ und dabei sind Logik und Glaubwürdigkeit verloren gegangen. Es ist schade, dass die wirklich interessante Darstellung der Anfänge der Bauernkriege mit einer so konstruierten und kaum nachvollziehbaren Liebesgeschichte vermischt wurde.
Hinweise
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