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Nicht der Preis der freien Hansestadt Bremen selbst war es, der mich aus meinem Stimmungs-, ja aus meiner Existenzkatastrophe errettete, sondern der Gedanke, mit der Preissumme von zehntausend Mark mein Leben abzufangen, ihm eine radikale Wendung zu geben, es wieder möglich zu machen.

  Autor: Thomas Bernhard
Verlag: Suhrkamp
Erschienen: 2009
ISBN: 978-3-51842-055-3
Seitenzahl: 144 Seiten 


Stil und Sprache
In diesem Buch kommt ein Meister zu Wort, der in seiner Heimat Österreich viel geschmäht, aber auch verehrt wurde und wird: Thomas Bernhard. Endlich wurden die Texte zu den Preisen, die der 1989 verstorbene Autor verliehen bekommen hat, posthum veröffentlicht. Und wieder einmal entfaltet sich vor dem Auge des Lesers ein ganzer Schatz an Juwelen der zeitgenössischen Literatur. Da wird gespottet und gelästert, geklagt und geschmäht – und doch ist man dem alten Meckerer Bernhard keine Sekunde lang böse, weil's einfach zu köstlich ist, was dieser notorisch schlechtgelaunte Grantler vom Stapel lässt. Die Texte sind voller witziger Details, die nicht selten böse Beleidigungen darstellen, aber eben den Charme Bernhards ausmachen. Da gibt es zum Beispiel die lustige Geschichte mit dem Anzug, der noch rasch vor der Preisverleihung bei einem renommierten Herrenausstatter gekauft – und nach der Veranstaltung vom wütenden Preisträger zurückgegeben wird, weil er einfach nicht richtig sitzt. Etwas erbost war ich übrigens, als ich den Text zur Verleihung der „Ehrengabe des Kulturkreises des Bundesverbandes der Deutschen Industrie“ gelesen hab. Darin wird die schöne Stadt Regensburg ziemlich verunglimpft. Aber lange konnte ich dem Nörgler auch nicht bös sein. Sein Leben war ja auch wirklich kein Zuckerschlecken. Von seiner Lungenkrankheit gezeichnet, war er häufig auf die Preisgelder angewiesen, um seine Existenz zu sichern. Nicht selten verjubelte er die paar Mark aber auch für völligen Schwachsinn – z.B. für ein absolut baufälliges Haus, das man als solches gar nicht mehr erkennen kann und für dessen Sanierung er weder Geld noch Kraft hat.

Neben Bernhard selbst spielt vor allem seine resolute Tante eine wichtige Rolle. Ohne sie ginge nichts. Sie ist Ansprechpartnerin, Beraterin und alles andere wofür eine Tante im Optimalfall noch so in Frage kommt. Sie ist die pragmatische Gegenkraft zum sensiblen Künstlerseelchen, eben „Tantchen“ für alles.

Sehr schön finde ich auch den Reigen Blödsinn schwafelnder Juroren und Kuratoren und was es da sonst noch alles gibt. Da nimmt Bernhard kein Blatt vor den Mund und entlarvt das wichtigtuerische Gebaren als genau das, was es ist.

Das Buch lässt in sprachlich-stilistischer Hinsicht keine Wünsche offen. Der Bernhardstil ist vielleicht nicht jedermanns Sache, weil er oftmals durch Gedankensprünge gekennzeichnet ist und der Autor, wie bereits erwähnt, nicht gerade als Stimmungskanone in Erscheinung tritt, wer sich aber darauf einlässt, kann die bissigen Nörgeleien des „alten Meisters“ einfach nur genießen!


Aufmachung des Buches
Es handelt sich um eine Hardcover-Ausgabe, die in Grau gehalten ist. Das Cover ist ganz einfach gehalten, keine Abbildungen, kein Schnickschnack. Sehr stilvoll und spartanisch. Wie ein Nachruf auf den vor 20 Jahren verstorbenen Künstler wirkt die Aufmachung. Und das ist völlig in Ordnung. Hier ist der Inhalt entscheidend!


Fazit
Ein großer Autor zieht Bilanz. Und dabei kommen einige ganz schön schlecht weg. Dass das nicht nur für Bernhard-Liebhaber ein Leckerbissen ist, sei hier ausdrücklich betont. Also: Keine Angst vor großen Namen, einfach nur genießen – und sich unter den Tisch lachen.



Hinweise
Rezension von Sigrid Grün


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