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Kategorie: Interviews mit Autoren

Stefanie Taschinski klein


Hallo Frau Taschinski! Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für ein Interview nehmen.

Sie sind erfolgreiche Drehbuchautorin und haben nun das Schreiben von Kinderbüchern für sich entdeckt. Wie sind Sie dazu gekommen?

Ich habe das Schreiben von Kinderbüchern durch meine zwei Töchter entdeckt, die sich gewünscht haben, dass ich endlich etwas für sie schreibe.


Ihr erstes veröffentlichtes Kinderbuch ist "Die kleine Dame", im Juli letzten Jahres folgte "Die kleine Dame und der rote Prinz". Was hat Sie zu dieser außergewöhnlichen Serie inspiriert?

Die kleine Dame ist aus einer Träumerei entstanden. Von meinem alten Arbeitszimmer aus konnte ich in den überwucherten Hof hinter unserem Haus sehen. Zwischen den Holunderbüschen und dem Flieder ist sie eines Tages einfach heraus spaziert.


Was erwartet den Leser in Ihren Büchern?

Ich möchte Geschichten erzählen, die wirklich geschehen könnten – in einer Welt, die es noch immer gibt und die wir direkt vor unserer Haustür entdecken können, wenn wir Ohren, Augen und Herzen aufmachen.


"Die kleine Dame" ist sehr bildreich und farbenfroh verfasst. Ist dies Ihrer Arbeit als Drehbuchautorin zuzuschreiben?

Da gibt es bestimmt eine starke Verbindung. Als Drehbuchautorin ist es sehr wichtig, visuell und für alle Sinne zu schreiben. Und wenn ich jetzt an einem Buch für Kinder schreibe, versuche ich mich immer wieder, ganz in jede Figur hineinzuversetzen und zu spüren, wie sie die Welt um sich herum erlebt.


Haben Sie sich als Kind selbst eine Freundin wie die kleine Dame gewünscht? Oder hatten Sie gar so eine salafarifreudige Begleiterin?

Ich bin in einer Siedlung mit großen Gärten und kleinen Häusern aufgewachsen. Die Oma meiner besten Freundin zog in ihrem Garten noch eigenes Gemüse und hatte sogar Hühner. Es gab alte Obstbäume zum Klettern, dichte Hecken und immer einen geheimen Ort, an dem wir für ganze Nachmittage verschwanden – ohne, dass jemand wusste, wo wir steckten. Wie es auf einer echten Salafari eben sein muss.


Mir haben es besonders die Wortneuschöpfungen der kleinen Dame - wie "seltwürdig" und "selbstverplemplich" - und ihre eigenen Sprachen wie "Rückwärtzisch" und "Spektralzisch" angetan. Wie kommen Sie auf solche Worte bzw. Sprachen?

Das ist ein Spiel. Ich weiß noch, dass ich mich als Kind mit den starren Rechtschreibregeln manchmal ganz schön schwer getan habe. Jetzt genieße ich es, dass ich als Autorin auch einfach mal ein Quatschwort in die Welt setzen darf.


Die kleine Dame kleinWar es schwer, einen Verlag von Ihrer Geschichte zu überzeugen, oder eroberte die kleine Dame die Verlegerherzen ebenso schnell, wie sie nun in die Herzen der Leser stürmt?

Meine Lektorin bei Arena, Frau Kaiser, mochte die kleine Dame auch auf Anhieb. Und zwei Wochen nachdem meine Agentur ihr das Manuskript geschickt hatte, kam der Vertrag.


Nina Dulleck illustriert die Bücher der kleinen Dame. Wie ist es zu dieser Zusammenarbeit gekommen? Und haben Sie sich Ihre Figuren genau so vorgestellt, wie Nina Dulleck sie aufs Papier zaubert?

Als ich Nina Dullecks Probeillustrationen gesehen habe, wusste ich auf den ersten Blick, dass sie die Richtige für die kleine Dame ist. Sie hat die kleine Dame großartig getroffen und ich bin ein absoluter Fan von Frau Dulleck.


Ich möchte gerne noch ein wenig auf das Schreiben an sich eingehen. Haben Sie bestimmte Rituale, die Sie einhalten, beispielsweise eine feste Schreibzeit oder eine festgelegte Seitenzahl pro Tag?

Ich schreibe am liebsten morgens direkt nach dem Frühstück.
Telefon aus. Eine gute Tasse Tee und los.


Planen Sie Ihre Romane erst bis ins kleinste Detail, bevor Sie mit dem Schreiben beginnen, oder schreiben Sie einfach drauflos?

Mit dem Planen ist das so eine Sache. Ab einem gewissen Stadium verselbständigen sich Geschichte ja gerne. Aber bevor ich mit dem eigentlichen Schreiben beginne, entwickle ich einen dramaturgischen roten Faden, der mir als Orientierung dient.


Ich habe gelesen, dass Sie bereits an einem weiteren Abenteuer mit der kleinen Dame arbeiten. Ihre Salafari im Hinterhof des Brezelhauses scheint ja auch gerade erst begonnen zu haben ... Können Sie uns schon einen kleinen Ausblick geben, auf was sich Ihre Leser freuen können?

Im dritten Band geht die kleine Dame mit der Familie Bär auf Salafari in Schweden und erlebt dort ein großes Ferienabenteuer.


Wieviele Bände mit der kleinen Dame sind geplant?

Vorerst drei Bände.


Gibt es darüber hinaus noch ein weiteres Projekt, an dem Sie aktuell arbeiten?

Anfang Februar startet im Arena-Verlag meine neue Mädchenreihe „Die Popkörner. Ein Stern für Lou“. Im Laufe des Jahres werde ich hierfür den zweiten Band schreiben. Außerdem bin ich dabei, ein neues Drehbuch zu entwickeln.


Bei meinen Recherchen für dieses Interview ist mir aufgefallen, dass Sie - im Gegensatz zu vielen Autoren in der heutigen Zeit - keine eigene Internetseite haben. Stehen Sie nicht gerne in der Öffentlichkeit?

Gute Frage. Ich glaube, es fällt mir nicht so leicht. Aber was die Internetseite betrifft: die ist für 2012 geplant.


Letztes Jahr waren Sie auf der Frankfurter Buchmesse am Arena-Stand zu Gast. Wie wichtig ist Ihnen dieser direkte Kontakt mit Ihren Lesern?

Ich finde es sehr schön, meinen Lesern zu begegnen. Insbesondere auf Lesungen, wenn es die Möglichkeit gibt, miteinander ins Gespräch zu kommen.


Zu guter Letzt noch eine Frage: Was lesen Sie selbst gerne?

Ich liebe englische Literatur: Austen, die Brontës, Dickens, Burnett und Ibbotson, aber auch Preußlers Krabat zählt zu meinen Lieblingsbüchern. In den letzten Wochen habe ich viel von Antonia Michaelis gelesen. Eine wunderbare Autorin - vor allem ihre Bücher „Wenn der Windmann kommt“ und „Der Märchenerzähler“ konnte ich nicht aus der Hand legen.


Ich danke Ihnen für das Interview.