Haben Sie auch nichts vergessen?
Sie wird es für immer bereuen, ihre kleine Tochter für einen winzigen Moment aus den Augen gelassen zu haben. Denn sie wird sie nicht lebend wiedersehen.
Originaltitel: Askungar |
Die Grundidee der Handlung
Die 6-Jährige Lilian ist mit ihrer Mutter im Zug nach Stockholm. Außerplanmäßig kommt es zu einem Zwischenstopp an einem kleinen Vorort. Das Mädchen ist eingeschlafen und die Mutter tritt für wenige Minuten auf den Bahnsteig, um in Ruhe zu telefonieren. Eine Frau bittet sie um Hilfe – da fährt der Zug ohne sie weiter. Sie informiert das Zugpersonal, nimmt sich ein Taxi zum Bahnhof. Doch als sie ankommt, ist ihre Tochter verschwunden. Schnell verdächtigen sie und das Ermittlerteam ihren brutalen Ex-Ehemann. Hat er das Kind entführt?
Kristina Ohlsson entwirft eine bewegende und spannende Geschichte rund um die Entführung der kleinen Lilian, die aber nicht das einzige Opfer bleiben wird. Mitreißend und sehr gefühlvoll erlebt der Leser die verzweifelte Situation der Angehörigen als auch den Druck auf das Ermittlerteam, das rasch den Täter überführen muss, um Schlimmeres zu verhindern. Umso tragischer, dass sie zunächst einer komplett falschen Fährte folgen…
Stil und Sprache
Kristina Ohlssons erstes Werk ist vollauf gelungen. Die Geschichte ist sehr bewegend. Sie fesselt den Leser von Anfang an und schafft eine unglaublich spannende und aufwühlende Atmosphäre. Ohlssons Sprache ist einfach, aber überzeugend. Sie beschreibt einfühlsam die Situation aller Beteiligten. Dabei berichtet sie aus verschiedenen Perspektiven und bleibt immer in der dritten Person des gerade Handelnden. Die Vorgehensweise des Ermittlerteams, die einzelnen Charaktere und ihre privaten wie beruflichen Hintergründe werden sympathisch vermittelt. Auch die Situation der Angehörigen der Opfer, das krankhafte Verhalten des Täters, die problematischen Lebensumstände der involvierten Personen, alles wirkt gut durchdacht und stimmig. Die Bezeichnung Thriller finde ich allerdings eher unpassend, da die Autorin viel mehr als in einem Thriller wirklich romanhaft erzählt und auch viele Hintergrundinformationen vermittelt, was aber keinesfalls negativ zu werten ist.
Figuren
Die Autorin zeichnet ihre Figuren sehr überzeugend. Das Ermittlerteam rund um den Kommissar Alex Recht wirkt von Anfang an sehr menschlich und sympathisch. Alex und Peder sind jahrelang bei der Stockholmer Polizei dabei, Experten auf ihrem Gebiet und stark nach ihrer Intuition und aus ihrer Erfahrung heraus handelnd. Da hat es die neue, frisch von der Uni kommende Intellektuelle Fredrika, die wenig Empathie zeigt, doch recht schwer, sich ihren Platz im Team zu schaffen. Beruflich wie privat werden die Teammitglieder anschaulich und detailliert vorgestellt, sodass der Leser schnell einen direkten Bezug zu ihnen findet. Aber auch die Situation der Angehörigen der Opfer, der Personen, die im Laufe der Ermittlungen befragt werden und direkt involviert sind, werden klar und ausführlich beschrieben. Besonders wird aber auch der Täter hervorgehoben, seine krankhaften Gedanken, seine Vorgehensweise. Erschütternd fühlt sich der Leser in die Gefühle seiner Opfer hineinversetzt.
Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch hat ein zur Geschichte passendes Motiv. Es zeigt ein Paar rote Frauenschuhe, mit Bluttropfen befleckt. Der Hintergrund ist bedrohlich in schwarz gehalten. Das Buch ist in drei Teile aufgeteilt mit den Überschriften "Falsche Fährte","Spur des Zorns" und "Langsame Erholung". Die Teile sind wiederum in Unterkapitel eingeteilt, die den einzelnen Wochentagen entsprechen.
Fazit
Ein sehr gelungener, mitreißender wie auch gefühlvoll geschriebener Kriminalroman rund um die Entführung kleiner Kinder. Wie im Klappentext vermerkt, gibt es auf Schwedisch bereits zwei Folgeromane rund um das Ermittlerteam. Da kann man nur hoffen, dass die deutsche Übersetzung nicht lange auf sich warten lässt!
Hinweise
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