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Als im Fernsehen vom Tod der fünfzehnjährigen Shenja berichtet wird, kann Olga nicht anders, als sich wieder einzumischen. Schnell ist sie dem Mörder auf der Spur, trifft auf Kommissar Solowjow, ihre Jugendliebe, und gerät selbst in größte Gefahr.

Mitreißend und voll psychologischer Finesse – eben ganz im Stil der russischen Kriminalkönigin Polina Daschkowa.

 

In ewiger_Nacht 

Originaltitel: Večnaja nočʹ
Autor: Polina Daschkowa
Übersetzer: Ganna-Maria Braungardt
Verlag: Aufbau Verlag
Erschienen: 19.09.2011
ISBN: 9783746627168
Seitenzahl: 452 Seiten



Die Grundidee der Handlung
Ein 15-jähriges Mädchen wird in einem Moskauer Park tot aufgefunden, erwürgt. Die Vorgehensweise des Mörders erinnert die Ermittler schnell an einen Serienmörder, der vor eineinhalb Jahren zwei Mädchen und einen Jungen auf ähnliche Weise ermordet hat. Er schneidet ihnen eine Haarsträhne ab, nimmt ein Schmuckstück und übergießt sie mit Babyöl, ein Psychopath, ein Serienmörder, den es zu stoppen gilt. Die Psychiaterin Olga Filippowa lässt der Fall nicht in Ruhe, auch sieht sie Zusammenhänge zu weiteren Morden vor 10 Jahren an blinden Waisenkindern eines Kinderheimes. Der damalige „Würger von Dawydowa“ war gefasst, brachte sich aber noch vor der Gerichtsverhandlung in seiner Zelle um. Olga hatte damals schon ihre Zweifel an dessen Schuld – und nun fühlt sie sich bestätigt. Der Psychopath, der Moloch, ist wieder zurück und plötzlich ist auch sie in großer Gefahr.

Ein Kriminalroman, der sehr tief in die russischen Begebenheiten und Besonderheiten eintaucht. Mitten im Sumpf von Kinderpornographie, Kinderhandel und  Prostitution, Korruption, Gewalt und organisiertem Verbrechen, Psychopathen und Serienmördern erscheint das alltägliche Leben der Psychiaterin Olga mit Mann und Kindern in einer kleinen Zweiraumwohnung und ihren auch nach zwanzig Jahren vorhandenen Gefühlen zu dem Kriminalkommissar Dmitri Solowjow fast schon unwirklich.


Stil und Sprache

Die Autorin schafft es, den Leser ganz in diese so andere Welt eintauchen zu lassen. Es ist eine besondere Atmosphäre, die sie schafft. Ihre Sprache ist sehr umschreibend, detailliert und führt in eine ganz andere Gesellschaft ein. Sie schreibt aus verschiedenen Perspektiven, aus Sicht der Psychiaterin Olga, des Kriminologen Dmitri Solowjow, aus Sicht des Pornographen, des Psychopathen, des Kinderschänders, des Mädchens, das zum Opfer wird, deren Freundin, deren Eltern. Dabei bleibt sie nicht nur in der Gegenwart, sie verfolgt ihre Figuren über Jahre hinweg, blickt zurück und erstellt so ein umfassendes Bild der Gesamtsituation. Dabei springt sie oft zwischen den Schauplätzen, den Agierenden, wechselt die Zeitebene. Es ist spannend zu lesen und nach und nach fügen sich die Puzzleteile zusammen. Schnell ahnt der Leser die Zusammenhänge der Morde in der Vergangenheit – den Mörder selbst kann die Autorin aber bis zum Schluss gut verheimlichen. Das von ihr dabei gezeichnete Bild der aktuellen, russischen Gesellschaft schockiert und fasziniert zugleich.


Figuren

Die Figuren sind insgesamt sehr deutlich und ergreifend beschrieben. Man hat ein klares Bild vor Augen. Die Hauptfiguren, die Psychiaterin Olga, der Ermittler Solowjew, die 15-jährige Shenja treten deutlich in den Vordergrund. Man fühlt mit ihnen und kann ihre Gedankengänge, ihre Handlungen gut nachvollziehen. Aber auch die Nebenfiguren, die Patienten in der Klinik, Shenjas Lehrer, ihre Eltern, alle wirken sehr glaubwürdig. Dennoch sind die Figuren aber auch sehr komplex, nicht leicht zuordenbar. Es gibt kein schwarz-weiß, kein klare Schuldzuweisung. So komplex und schwer durchschaubar das gesamte Gesellschaftsgefüge erscheint, so verworren, schockierend und faszinierend wirken auch ihre Mitglieder.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch umfasst 452 Seiten und hat ein passendes Cover. In einem recht dunklen Grün gehalten, sieht man als einziges Motiv in der oberen Ecke eine Puppe im Hintergrund, deren Gesicht aber nicht mehr ganz abgebildet ist, Autorin und Titel stehen stattdessen im Vordergrund. Es sind insgesamt 34, recht kurz gehaltene Kapitel, die dem häufigen Szenenwechsel auch entsprechen.


Fazit

Ein Kriminalroman, der mich vor allem aufgrund der gezeichneten, russischen Gesellschaft, ihrer Abgründe und Widersprüche sehr fasziniert hat. Hier geht es nicht „nur“ um die Aufdeckung eines brutalen Verbrechens, um die Überführung eines Serienmörders, auch wenn die Autorin dies sehr spannend vermittelt.


4 Sterne


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