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Kategorie: Krimis

Erlöse uns von dem Bösen.

Oslo, im kalten November: Die Bosnierin Nadija wird ermordet in ihrer Wohnung aufgefunden. Selbst für die routinierten Ermittler ein schrecklicher Anblick: Ihr Körper wurde aufgeschlitzt und mit Waschpulver gefüllt. Augenscheinlich hatte die junge Frau keine Feinde, sie war eine liebevolle Mutter, eine zuverlässige Angestellte und beliebt bei den Bewohnern des Hauses. Doch dann finden Kommissar Lykke und sein Team heraus, dass Nadija Kontakte zur Osloer Unterwelt hatte. Und als ein zweiter Mord geschieht, ist auch Fremdenhass als Motiv nicht auszuschließen. Denn Lakshmi Singh, eine Norwegerin mit indischen Wurzeln, wurde auf die gleiche Weise getötet wie Nadija. Kurz vor ihrem Tod hatte Lakshmi eine Verabredung mit einem Mann, den sie in einem Online-Dating kennenlernte …

Ein neuer Fall für den Osloer Kommissar Rolf Gordon Lykke und sein Team.

 

Und ewig_waehrt_die_Hoelle 

Originaltitel: Frels oss fra det onde
Autor: Kjetil Try
Übersetzer: Dagmar Lendt
Verlag: rowohlt
Erschienen: 12/2011
ISBN: 978-3499258329
Seitenzahl: 352 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
„Und ewig währt die Hölle“ klingt erst mal ziemlich dramatisch und nach uralten Familiengeheimnissen, dabei scheint der Mord an Nadija Hadzic ganz anders motiviert zu sein. Wurde sie getötet, weil sie Ausländerin war? Oder weil sie mit den falschen Leuten Kontakt hatte? Und wie passt der Mord an der indischstämmigen Lakshmi Singh ins Bild? Rolf Lykke und seine Kollegin Paris Sadegh tappen lange im Dunklen und kommen am Ende beinahe zu spät, um einen weiteren Mord zu verhindern …

Kjetil Try hat mit dem zweiten Fall für das Osloer Kommissariat einen solide gestrickten Plot vorgelegt, der über weite Strecken zu überzeugen weiß. Lediglich die Geschichte mit dem Waschpulver ist mir etwas zu sehr auf Effekthascherei ausgelegt, das hätte der spannende Fall gar nicht nötig gehabt.


Stil und Sprache
Kjetil Try reiht sich ansatzlos in die lange Riege der von mir sprachlich sehr geschätzten nordischen Autoren ein: mit klaren, schnörkellosen Sätzen und ebensolchen Dialogen ist seine Geschichte flüssig zu lesen und macht richtig Spaß. Viele typische Redewendungen sind eingeflossen in seinen Text und erzählen nüchtern, ohne langweilig zu sein, einen spannenden Fall für Rolf Lykke, Parisa Sadegh und ihre Kollegen. Auch das ist sympathisch: Der Autor beschränkt sich nicht nur auf seine beiden Protagonisten, sondern betont immer wieder das Besondere an der Polizeiarbeit, dass nämlich nur das Team als Ganzes erfolgreich ist. So hebt sich „Und ewig währt die Hölle“ trotz des pathetisch klingenden Titels wohltuend von so mancher amerikanischen Produktion ab und kommt nicht in Gefahr, in die Thriller-Schiene abzurutschen, auf der ja oft ein einsamer Held die ganze Welt retten muss.

Spannend ist die Story trotzdem, die Ermittlungen gehen in alle Richtungen und auch der Leser weiß trotz verschiedener Erzählperspektiven lange nicht, wo sie am Ende hinführen werden. Es gibt viele Nebenschauplätze, immer wieder Aspekte, die mit der Lösung nichts zu tun haben, aber trotzdem geklärt werden müssen, und auch das Privatleben der Ermittler bleibt nicht außen vor. Perfekte Zutaten für eine gelungene Serie.


Figuren
Rolf Gordon Lykke ist ein erfahrener Ermittler und hat sein Team clever zusammengestellt, mit Parisa Sadegh, der Verhörspezialistin als seine direkte Partnerin. Beide sind sehr unterschiedlich in ihrem Denken und Handeln - während Rolf schnell ungeduldig wird, oft etwas ruppig erscheint und für lange Wortgeplänkel kein Verständnis hat, weiß Parisa zwischen den Zeilen zu lesen und bekommt aus Zeugen und Verdächtigen oft mehr heraus, als diese eigentlich preisgeben wollen.

Sie und auch sämtliche Nebendarsteller sind knapp, aber treffend dargestellt und werden vor dem inneren Auge des Lesers schnell lebendig. Selbst Nadijas kleine Tochter Nora hat ihre Erzählanteile und auch die übrigen Ermittler aus Rolf Lykkes Team kommen zu ihrem Recht.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch zeigt auf der Vorderseite in der oberen Bildhälfte eine etwas schräg stehende Engelsfigur, der untere Teil des Covers ist wie mit Blut verschmiert und verdeckt den Rest der Figur. Innen gibt es einen Prolog sowie insgesamt 86 kurze Kapitel.


Fazit
Äußerst solide Krimikost aus Norwegen, mit sympathischen Ermittlern, viel Liebe zum Detail und einem wunderbar undurchsichtigen Fall. Für alle, die gern in Serie lesen, die perfekte Winterlektüre eines Autors, den man sich merken sollte.


4 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Denn ihrer ist das Himmelreich