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Kategorie: Krimis

Das Moor vergisst nicht.

Ein Jahr ist es her, dass Grace mit ihrer kleinen Tochter das einsame North Yorkshire fluchtartig verließ. Ein Jahr, seit ihr Mann spurlos im Moor verschwand. Seitdem sucht Grace nach Antworten. Doch als sie jetzt ins Moor zurückkehrt, stößt sie auf eine Mauer des Schweigens. Welches Geheimnis verbergen ihre Nachbarn? Wem kann sie trauen? Und was bedeuten die merkwürdigen Träume? Während Schneestürme das Dorf von der Außenwelt abschneiden, wird Grace klar: Jemand versucht mit allen Mitteln, die Wahrheit vor ihr zu verbergen. Wie weit wird er gehen?

 

Wintermoor 

Originaltitel: Beneath the Shadows
Autor: Sara Foster
Übersetzer: Judith Schwaab
Verlag: rowohlt
Erschienen: 12/2011
ISBN: 978-3499257308
Seitenzahl: 352 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Grace ist gerade mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter nach North Yorkshire gezogen und bewohnt dort das Haus seiner Großeltern, als wenige Wochen nach ihrer Ankunft Adam nicht von einem Spaziergang zurückkehrt. Trotz aller Suchaktionen und Ermittlungen der Polizei bleibt er verschwunden und wird schließlich als vermisst registriert. Grace kehrt geschockt zu ihren Eltern zurück und kommt erst ein Jahr später wieder nach Yorkshire, um das Haus zu entrümpeln und zu vermieten. Beim Ausräumen findet sie immer wieder Dinge, die sie ins Grübeln bringen, kann sich mit Adams Verschwinden nicht abfinden und gräbt in der Familiengeschichte. Was sie zutage fördert, gefällt insbesondere ihrer etwas exzentrischen Nachbarin Meredith offenbar gar nicht, denn diese will Grace möglichst schnell wieder loswerden. Aber die lässt sich nicht abhalten und findet in ihrem anderen Nachbarn Mike Unterstützung. Der hat aber auch seine Geheimnisse und Grace weiß irgendwann nicht mehr, wem sie noch vertrauen kann.

Sara Foster hat mit “Wintermoor“ eine ganz besondere Landschaft als Basis für ihre Geschichte gefunden, die den etwas gruseligen Unterton, der immer wieder durchklingt, perfekt unterstützt. Ohne viel Handlung ist ihr so ein hochgradig spannender Roman gelungen, der allerdings kaum als echter Krimi durchgeht.


Stil und Sprache
Die Geschichte wird ausschließlich von Grace in der dritten Person erzählt, so dass man als Leser nur das weiß, was auch Grace selbst erlebt. Man ist ihr dadurch sehr nahe und kann sich von Anfang an mit ihr identifizieren.

Im ersten Kapitel werden relativ knapp die Ereignisse um das Verschwinden von Adam zusammengefasst, dann steigt die Handlung mit Grace‘ Rückkehr ins Haus von Adams Großeltern ein. Von da an passiert auch eigentlich gar nicht viel und trotzdem steigert sich die Spannung stetig, bis man das Buch irgendwann nicht mehr zur Seite legen kann. Kleine Hinweise und Ungereimtheiten bringen Grace dazu, in der Geschichte von Adams Familie zu wühlen, sie deckt Verbindungen auf, über die bisher hartnäckig geschwiegen wurde. Immer wieder passieren Kleinigkeiten, die sie sich nicht erklären kann, liegen Dinge am falschen Platz, bleibt die alte Standuhr unvermittelt stehen, um dann weiter zu ticken, und irgendwann fühlt sich Grace dem Wahnsinn nahe. Das alles ist sehr subtil geschrieben, wirkt nie übertrieben und sorgt so dafür, dass man dran bleibt an der Geschichte. Dafür sorgt aber auch die großartige, im Winter völlig leere Moorlandschaft, die als Kulisse dient und von Sara Foster sehr detailliert und stimmungsvoll beschrieben wird.

Lediglich Grace‘ Bettlektüre passt nicht zu dieser einfallsreichen Taktik der Autorin, dass sie ausgerechnet „Rebecca“ liest, wirkt dann doch etwas abgedroschen. Einige kleine Holprigkeiten im Ausdruck gibt es außerdem, wobei ich jedoch nicht beurteilen kann, ob deren Ursprung im Originaltext oder in der Übersetzung zu suchen sind.


Figuren
Grace hat eine schwere Zeit hinter sich und schwer damit zu kämpfen, dass sie nicht weiß, ob ihr Mann Adam sie aus freien Stücken verlassen hat oder einem Verbrechen oder Unfall zum Opfer fiel. Mühsam versucht sie, sich ein neues Leben mit ihrer kleinen Tochter Millie aufzubauen, das gelingt ihr aber nur begrenzt. Was mich an ihr ein bisschen stört, ist ihr merkwürdig distanziertes Verhältnis zu genau dieser Tochter. Mal ist sie ihr fast egal, dann wieder kümmert sie sich hingebungsvoll um sie - so ganz konsequent ist sie in ihrer Darstellung nicht.

An Nebenfiguren gibt es nicht allzu viele und man hat fast den Eindruck, als wenn das Dorf nur aus wenigen Personen besteht, als wenn die Autorin versucht, eine Art „closed-room-mystery“ zu erschaffen, ihr das aber nicht ganz gelingt. So bleiben manche Beschreibungen unvollständig und man hat immer das Gefühl, nicht alles erzählt zu bekommen. Insgesamt jedoch hilft die spannende Geschichte über die etwas flachen Figuren hinweg.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist optisch sehr ansprechend aufgemacht und zeigt auf dem Cover die Silhouette eines Raben, der auf einem Ast sitzt. Der Hintergrund ist in hellen Blautönen gehalten, außerdem sind noch einige rote Vogelbeeren zu sehen, die farblich zum Autorennamen passen. Innen gibt es 44 nummerierte Kapitel, von denen das erste 12 Monate vor dem aktuellen Geschehen spielt, das letzte drei Monate danach.


Fazit
Ohne dass allzu viel passiert, wird in „Wintermoor“ eine subtile Spannung aufgebaut, der man sich nur schwer entziehen kann. Das perfekte Buch für kalte, stürmische Winterabende oder verregnete Feiertage!


4 5 Sterne


Hinweise

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